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Odysee 16: Theaterprojekt mit jungen Flüchtlingen

"Odysee 16" heißt das Theaterprojekt, das die Trierer Tufa, das Jobcenter und der Palais Verein gemeinsam mit jungen Flüchtlingen umsetzen wollen. Auf die Bühne gebracht wird eine neue Interpretation der "Odysee", die mit biographischen Elementen der Flüchtlingen gespickt wird. Sie sollen so die Möglichkeit erhalten, ihre Erlebnisse künstlerisch und handwerklich zu verarbeiten und zeitgleich neue Kontakte knüpfen.

Mit den Eindrücken der vergangenen Wochen und Monate und vielen Gesprächen mit Flüchtlingen, entwickelte Regisseur Stefan Bastians die Idee, eine Adaption der Odyssee zu verfassen, die sowohl Künstler als auch junge Handwerker mit ins Boot nimmt. Die Adaption speist sich aus der Vorlage Homers, aber auch aus den Biographien der jungen Flüchtlinge, die sich in dieses Projekt künstlerisch und handwerklich einbringen können. Ihre Geschichten fließen in die Odyssee mit ein oder werden assoziativ transkribiert. Die jungen Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Erlebnisse durch die künstlerische und handwerkliche Umsetzung zu verarbeiten. Die Entwicklung des Theatertextes erfolgt in Zusammenarbeit mit einem syrischen Autor Omar Abouhamdan.

Neue Perspektiven

Gerade in der Ausstattung des Projektes fließen zum einen die Erlebnisse und Erfahrungen der Flüchtlinge und zum anderen ihre Talente mit ein. Die Gestaltung der einzelnen Stationen der Odyssee, aus verschiedenen Materialien wie Holz, Stahl, Tuch, Video, wird professionell begleitet. Das Theater bietet ein breites Spektrum verschiedener Gewerke, die den Flüchtlingen neue Perspektiven einer möglichen Ausbildung aufzeigen können: Handwerk, Technik, Gestaltung und Kunst (Bühnenbau, Licht- und Toningenieur, Bühnentechnik, Maske, Schreinerei, Schlosserei, Maler, Schneider, Presse, Dienstleistung, Design, Organisation, Werbung).

Nachhaltig lernen

Stefan Bastians hat bereits Erfahrung mit Immersionsunterricht in Belgien und Frankreich gesammelt und weiß, dass Menschen, die kaum oder kein Deutsch können, gerade in solchen Projekten und in alltäglichen Situationen schnell und nachhaltig lernen. Für das Projekt kooperieren Tufa, Palais und das Jobcenter Trier erstmalig miteinander. Neben der Umsetzung des künstlerischen Projektes steht auch die Förderung der jungen Geflüchteten im Vordergrund. Diesen sollen im Rahmen des Projektes Möglichkeiten der Ausbildung und Beschäftigung eröffnet  werden.

Barock trifft arabische Musik

Die Musik für die Produktion wird von Saif al Kayyat, einem aus dem Irak stammenden und in Trier lebende Musiker, komponiert und arrangiert. Die Musik soll eine Mischung aus Barockmusik, alter klassischer arabischer Musik und neuen Kompositionen sein. Arabische Instrumente wie Duduk, Ney und Oud werden kombiniert mit klassischen westlichen Streichinstrumenten, die in diesem Fall vom collegium musicum der Universität Trier gespielt werden. Zum Inhalt: Die ganze Odyssee ist eine einzige Variationsanordnung von Figuren, die sich einander nähern, sich finden wollen, aber davon abgehalten werden. Auch wird dies durch andere Figuren vereitelt oder einfach nur verzögert durch Lügen, Verleumdung und den anderen Auf-die- Probe-stellen. Wichtig ist am Ende das Finden, ein sublimer Kampf um Vertrautheit und Fremdheit, Nähe und Ferne. Des Kriegers Heimkehr, Odysseus Irrfahrt, wird zu einer Flucht in seine inneren Abgründe.  Telemachos, auf der Suche nach seinem Vater und seiner Identität, bricht aus seiner ohnmächtigen Starre und Penelope, Mutter und langjährige Strohwitwe, zu schwach, um sich gegen die Fremdinteressen der Freier zu wehren, verwaltet die Heimat als ein inneres Asyl. In einem Zirkusrund wird mit der Geschichte der Odyssee und mit den Attraktionen der Legende eine Utopie erzählt: Der Krieg aller Kriege ist zu Ende, alle kehren heim. Aber der Weg zurück ist nicht gerade, die Heimat scheint unerreichbar und völlig verändert zu sein; sie wird zu einem letzten Kriegsschauplatz. Krieg und Flucht, Odyssee Europa, dieses alte und zugleich moderne Drama, wird von Kriegsflüchtlingen erzählt und in Musik und Bühnenbild, bis hin zum Kostüm und Darstellern, Tänzern und Handwerkern hergestellt und in einem Zirkus bei den Kaiserthermen realisiert.


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