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Es war einmal... Spuk am Königsbach

In unserer beliebten Reihe »Es war einmal...« erzählen wir heute von einer mystischen weißen Frau, einem furchteinflößenden Hund, rollenden Butterfässern, flammenden Pferden und einem Jäger ohne Kopf.
Um die Säubrücke nahe der Kapelle im Königsbachtal zwischen Züsch und Neuhütten ranken sich viele Mythen. Foto: Fischer

Um die Säubrücke nahe der Kapelle im Königsbachtal zwischen Züsch und Neuhütten ranken sich viele Mythen. Foto: Fischer

Die Zeit der Geister und Dämonen ist vorbei. Aber ihre frühere »Existenz« gehört zur Kulturgeschichte der Dörfer Neuhütten und Züsch. Unerklärliche Erscheinungen waren Alltag. Mögen es glimmende Moorhölzer, Glühwürmchen, raunende Baumwipfel, glucksende Gewässer oder Tierlaute gewesen sein – die menschliche Fantasie dichtete ihnen Wesenhaftigkeit an.


Jul, die verschwundene Frau aus Muhl

Um die Jul, die verschwundene Frau aus Muhl, rankt sich eine Sage. Ein älteres Mädchen aus Muhl hat sie angeblich öfters als Geist im Brombelsbruch gesehen. Obwohl ihr niemand glaubte, bestand sie hartnäckig darauf. So gingen eines Abends der Pastor, der Lehrer und die gesamte Schulklasse von Züsch und Neuhütten mit ihr hin, konnten aber nichts sehen. Da brach das Mädchen zusammen, musste auf einem Wägelchen heimgefahren werden und starb kurz darauf.

Eine weiße Frau am Brombelsbruch und ein Jäger ohne Kopf...

Späterhin erschien nächtlichen Wanderern im Brombelsbruch zuweilen eine weiße Frau, die wortlos mit einer Laterne im Wald umherging. Man fürchtete sich vor ihr, denn wer sie erblickte, musste alsbald sterben.

Im Eberswald am Weißenfloß hauste vor langer Zeit „der Jäger ohne Kopf“, der sowohl von Otzenhausenern als auch Neuhüttenern gesichtet wurde. Bei Dunkelheit geschah es ihnen dort auf dem Nachhauseweg, dass sich plötzlich der Wind hob, ja sich zu einem schrecklichen Getöse verstärkte. Ein den einsamen Männern entgegenkommendes Pferdegespann blieb wie angewurzelt halten, die Pferde verweigerten. Da trat eine Gestalt in Försterkleidung aus dem Wald, aber siehe: er war ohne Kopf; dieser hing am Leibgurt. Den Hut hielt die furchtbare Erscheinung in der linken Hand, auf ihrem Buckel sah man die Flinte. Es war ein Bild des Grauens. Dir Flucht gelang nicht, da die Beine wie gelähmt waren. Jedoch, so geheimnisvoll wie gekommen, verschwand das Gespenst wieder. Sofort trat wieder Windstille ein, das Fuhrwerk setzte sich wieder in Bewegung und die Männer  machten sich verstört davon.

Flammende Pferde und rollende Butterfässer

Weitere geheimnisvolle Wesen gingen im Bereich zwischen Kahlenberg und Weißenfloß um. So geschah es einmal, dass sich nächtlichen Heimgängern ein Holzwagen mit zwei flammenden Pferden  zeigte. Das aus den Flanken schlagende Feuer hielt man für den Teufel höchst selbst.

Auch rollten hier urplötzlich wie von Geisterhand bewegt Butterfässer an einem vorbei.

In diesem Bezirk lag früher ein großer Walddistelbestand, der dem einsam Daherkommenden seltsame Dinge zuraunte, auch Leute mit lautem Rufen „Johann, Johann“ schiere Angst einflößte. Blicken ließ sich der Spuk nie. Manche Alten deuteten, es wäre wohl der König Barbarossa, der hier mit seinem Wagen herumführe und mit dem Deichsel überall anstoßen würde.

Der schwarze Hund von der Säubrücke zwischen Neuhütten und Züsch

Aufgrund der Geistervielfalt dieserorts vorgewarnt, gingen einmal „Kathsche“ und  „Sophie“ von Neuhütten nachts nach Otzenhausen. Da gewahrten sie ein unheimliches Etwas. Sie riefen laut aus: „Bescht de vom Himmel, dann komm zu uus – beschde vom Deiwel, dann weich von uus“ (Bist du vom Himmel, dann komm zu uns, bist du vom Teufel, dann weich von uns). Es war – ein Klafter Holz!

Zwischen dem Gasthaus „Willems“ und der Säubrücke standen bis circa 1933 zwei große Vogelkirschbäume. Es eilte einmal ein Schmelzer nachts nach Züsch, um die Hebamme zu holen. Als er an den Bäumen vorbeikam, lief dort ein großer schwarzer Hund. Gleichzeitig war der Hut des Mannes weg. Als er auf der Brücke war, saß der Hut wieder selbsttätig  auf seinem Kopf. So erzählte er überall von dem Hundgespenst, das ihm seinen Hut genommen hatte. Die Kinder wurden belehrt: „An de Voolskerje“ (gängige Ortsbezeichnung) geht ein Gespenst um.


Fuchs mit Menschenkopf und grauenvolles Kettenrasseln

Auf der Säubrücke soll auch öfters ein Hund mit Laterne, nach anderen Schilderungen einfach mit einem Licht, erschienen sein. Am Bach am Kirchenpfad waren einmal sonntags vormittags Neuhüttener Kinder mit Himbeerpflücken beschäftigt. Da näherte sich ihnen auf einmal ein Fuchs mit Menschenkopf. Entgeistert liefen sie heim. Zuhause bekamen sie zu hören, dies sei die „Strafe Gottes“ gewesen, weil sie das Hochamt geschwänzt hatten. Zwischen Neuland und Brückengraben im Hang zur Bach rasselte nachts ein namenloser Geist mit Ketten.

Ohrfeigen im Gespensterviertel und Irrlichter auf dem Klevberg

Im Brombelsbruch erschreckte einmal um die Jahrhundertwende ein großes weißes undefinierbares Tier mit „schschsch“-Lauten frühmorgendliche Grasmäherinnen aus Zinsershütten.

Auf dem Weg zum Neuhof führte der Pfad teilweise durch dichtes Gebüsch, dem HECKESCHLEFFELCHE (Heckenschlägelchen). Ging man etwa in Dunkelheit hier durch, wurde einem unverhofft an die Wangen gehauen. Die Ohrfeigen kamen wie von Geisterhand.

An vielen Stellen kamen Lichtgeister vor. Am „Geisborn“ (Gespensterviertel), dem vor Melioration bruchigen Gelände oberhalb des Hohlgrabens  zogen nachts fliegende Lichter umher, auch beschrieb man sie als „Dünste aus der Erde“. Man deutete die Seelen unruhiger Toten in sie hinein, die im Fegefeuer verharren mussten.

Auf dem Klevberg konnte man abenbs drei Lichter sehen. Öfters gingen Leute darauf zu. Waren sie in der Nähe, entfernten sich die Irrlichter und führten die Menschen in die Irre, so dass sie den Heimweg nicht mehr fanden und nie wiederkehrten.

Auch am einstigen Nothelferkreuz am Brückengraben ging ein Licht um, hier abwechselnd mit einem rollenden Stoßbutterfass. In Neuland (früher Bruch), zwischen Brückengraben und Forsthaus wohnte das hartnäckige „Dreilicht“.

Wer hat Angst vor dem Drückmännchen?

„Graulen“ (Angst haben) musste man im übrigen weiterhin an den Nusshecken im Neuland sowie an der „Groß Heck“ am Kirchenpfad. Sogar bis ins Bett verfolgten einen die Geister. Das Druckmännchen  setzte sich gerne nachts Schläfern auf die Brust und drückte den Atem ab (Alpdrücken). Bei Schlaflosigkeit pflegte man zu sagen: „Oh, dau hottscht et Drückemännche“.

Quelle: „Neuhütten im Hochwald“ – Ein Heimatbuch von Reiner Schmitt und Hans-Josef Koltes

 

 

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