Andreas Bender

Heimat Europa Filmfestspiele: Heimat-Begegnungen in Luxemburg und Finnland

Simmern. Die Programmplanung läuft bei Stadt und Pro-Winzkino auf Hochtouren. Neu in diesem Jahr sind die Heimat-Begegnungen in Luxemburg und Finnland.

Mit der siebten Auflage der Heimat Europa Filmfestspiele (HEFF) setzen das Pro-Winzkino und die Stadt Simmern ihre erfolgreiche Reihe fort. Der im Namen des Festivals manifestierte Begriff „Heimat“ bildet weiterhin den roten Faden und thematische Orientierung. Der Kultursommer Rheinland-Pfalz und die Stadt Simmern fördern die Filmfestspiele, die vom 8. bis 23. August in Simmern stattfinden werden, auch in diesem Jahr wieder. Die Premiere am Freitag, 8. August, moderiert der durch die „SWR-Landesschau“ bekannte Holger Wienpahl.

 

Das Motto des Kultursommers 2025 lautet „Forever Young“. Der im vergangenen Jahr zu Ende gegangene Zyklus „Kompass Europa“, der zunächst 2020 und wegen Corona auch 2021 den Norden ins Zentrum rückte, fand seine Fortsetzung 2022 mit einem Blick nach Osten, 2023 ging es dann nach Westen, um schließlich zum Abschluss 2024 die Länder im Süden Europas filmisch zu thematisieren. Die Heimat Europa Filmfestspiele trugen dieser inhaltlichen Orientierung Rechnung und präsentierten in den jeweiligen Jahren ein entsprechendes Programm, mit Filmen, Musik und einem Rahmenprogramm, das die verschiedenen Regionen Europas in den Mittelpunkt rückte.

 

Der Anspruch der Filmfestspiele, die wieder unter der Schirmherrschaft von „Heimat“-Regisseur Edgar Reitz stehen, orientiert sich auch unter dem neuen Motto „Forever Young“ an der Qualität der präsentierten Filme, wobei die Programmkommission vor allem brandaktuelle Filme im Blick hat. Dazu gehört auch ein Besuch der Berlinale, dem renommierten deutschen Filmfestival, das am 13. Februar in seine 75. Auflage startete und mehr als 400 Filme präsentiert, von denen vielleicht der ein oder andere den Weg nach Simmern findet.  

 

Dass man sich im Hunsrück stets am Puls der (Film-)Zeit befindet, zeigten die Festspiele im vergangenen Jahr, als zahlreiche Filme schon über die Leinwand der Heimat Europa Filmfestspiele flimmerten, noch bevor sie in Deutschland in die Kinos kamen. 3500 Zuschauer zeugen vom Zuspruch, den die Festspiele mittlerweile genießen. Das Konzept, die Veranstaltungen an den Wochenenden unter freiem Himmel auf dem Fruchtmarkt zu präsentieren und ansonsten im Kinosaal, erwies sich als erfolgreich. Auch der dem Pro-Winzkino angegliederte RAUM9 als Anlaufstelle für Gespräche, für Geselligkeit und Austausch etabliert sich – auch in Zusammenarbeit mit dem Simmerner Verein CulturisSIMo – immer mehr als kultureller Fixpunkt in der Kreisstadt. Während der Festivalzeit kommen hier Filmschaffende, Schauspieler und Veranstalter zusammen und bieten ungezwungen Gelegenheit für die Zuschauer, mit ihnen in Kontakt zu treten. In RAUM9 treffen Menschen aus der Region mit Gästen aus ganz Europa zusammen.

 

Finanziell steuerten die Filmfestspiele 2024 auf Kurs. Zuwendungen der Stadt Simmern, vom Land Rheinland-Pfalz, Sponsoren und Spendern sowie Einnahmen aus Eintrittskarten und Bewirtung bewirkten, dass der Unterdeckungszuschuss der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen von 10.000 Euro nicht mal voll ausgeschöpft werden musste. Lediglich knapp unter 3000 Euro wurden beansprucht. Unterm Strich war der Etat der Heimat Europa Filmfestspiele mit Einnahmen und Ausgaben von rund 180.000 Euro ausgeglichen.

 

Gleichwohl sind die allgemeinen Betriebskosten stark gestiegen, vor allem Strom und Technik schlagen stärker zu Buche. Das Gebot der Wirtschaftlichkeit steht daher auch künftig an erster Stelle. Gut, dass die heimischen Sponsoren den Festspielen weiterhin die Treue halten. Ein großes Stück Sicherheit gibt den Festivalmachern auf jeden Fall der Beschluss des Simmerner Stadtrats vom Frühjahr 2024, der vorsieht, „die Förderung der Heimat Europa Filmfestspiele bereits ab diesem Jahr auf 60.000 Euro aufzustocken“, wie Stadtbürgermeister Andreas Nikolay betont. Das gilt bis einschließlich 2029. Die Fördersumme des Kultursommers betrug im vergangenen Jahr 42.000 Euro und dürfte auch 2025 in diesem Bereich liegen. 

 

Aktuell sind bereits rund 80 Festivalpässe für die Filmfestspiele im August verkauft. Die Programmkommission, bestehend aus Kurator Janis Kuhnert, Peter Huth vom Pro-Winzkino und Sandra Burmann aus Ellern stellt derzeit das Festivalprogramm zusammen, in dessen Mittelpunkt wieder aktuelle Filme um den nach dem Schirmherrn benannten Filmpreis „Edgar“ für den besten modernen Heimatfilm wetteifern.

 

Der Regisseur selbst, der am 1. November 92 Jahre alt wird, feiert in diesem Jahr die Weltpremiere seines neuesten Werks „Leibnitz, Chronik eines verschollenen Bildes“ auf der Berlinale (13. bis 23. Februar). Die Heimat Europa Filmfestspiele wollen den Film ihres Schirmherrn, der erst im Oktober in die deutschen Kinos kommt, natürlich gern bereits im diesjährigen Festivalprogramm zeigen und in gebührendem Rahmen würdigen. „Die Gespräche laufen, wir sind auf einem guten Weg“, ist Peter Huth optimistisch.

 

Bereits unter Dach und Fach ist die Besetzung der Jury für die Verleihung des „Edgar“. Die Schauspielerin und Musikerin Jasmin Tabatabai übernimmt diesmal die Rolle der Jurorin, die bei den Heimat Europa Filmfestspielen stets aus einer Person besteht. Zusammen mit ihrer Band wird sie außerdem am Freitag, 22. August, im Rahmen der Gala zur Preisverleihung in Simmern auf der Fruchtmarktbühne auch ihre musikalische Visitenkarte abgeben. Ebenfalls fest steht bereits der Termin eines weiteren musikalischen Highlights. Chris Jarrett, Bruder des Jazzpianisten Keith Jarrett („Köln Concert“), tritt am Dienstag, 12. August, in Simmern auf.   

 

Eine Fortsetzung finden auch die „Heimat-Begegnungen“. Außerhalb der Festspielkernzeit werden Kinoveranstaltungen in Kirchberg, Neuerkirch und Oberwesel stattfinden. Die Filmfestspiele strecken in diesem Jahr zudem – getreu ihrem Namen – ihre Fühler ins europäische Ausland aus. Gespräche mit den Simmerner Partnerstädten Roeser/Luxemburg und Mänttä-Vilppula/Finnland sind bereits weit gediehen.

 

Das weitere Festspielprogramm komplettieren Dokumentationen und eine Filmreihe für junges Publikum. Die Kategorie „Classics“ wird diesmal ersetzt durch „40 Jahre Pro-Winzler“, die mit den Lieblingsfilmen der Mitglieder des Pro-Winzkinos bestückt sein wird. Hierbei sucht sich jeder Pro-Winzler seinen Favoriten aus. Die kürzlich mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichneten Filmenthusiasten mischen bereits seit 40 Jahren im Kino-Geschäft erfolgreich mit und sind aus dem kulturellen Leben Simmerns und in der Region nicht mehr wegzudenken – das Kultursommermotto „Forever Young“ könnte in ihrem Fall nicht besser passen.


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