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Andreas Bender

50 000 feiern außergewöhnliche Nature One 

Kastellaun. Der Anreisestopp auf die Campingflächen am Freitag war ein Novum für Nature One. Rund 10.000 Besucher konnten nicht anreisen. Der Rest feierte friedlich.

Bei der 28. Ausgabe von Deutschlands traditionsreichstem OpenAir-Festival für elektronische Musik kam es erstmals zu einem Anreisestopp für Campinggäste. Durch viel Regen in den Vortagen waren die Wiesen und Felder so stark durchnässt, dass zeitweise jedes einzelne Fahrzeug mit Traktoren auf die Flächen gezogen werden musste. Angrenzende Flächen wurden zusätzlich angepachtet, rund 2.000 Tonnen Schotter zur Befestigung der Wege eingebaut und neue Zufahrten eingerichtet. Dennoch musste Veranstalter I-Motion am Freitagmorgen die Befüllung des legendären Camping-Village vorzeitig beenden, da ca. vierzig Prozent der 140 Hektar Campingflächen aufgrund des schlechten Zustands nicht nutzbar waren. Die Anreise war in der Folge nur noch für Tagesbesucher möglich.



"60.000 Besucher wollten zu NATURE ONE kommen. Durch den Anreisestopp und die begrenzten Kapazitäten auf den Tagesparkplätzen konnten allerdings rund 10.000 leider nicht anreisen, denen wir selbstverständlich den Ticketpreis zurückerstatten werden. Es war zwar eine sehr bittere, aber die einzig verantwortungsvolle Entscheidung, die Campingflächen zu sperren" erklärt Oliver Vordemvenne von I-Motion. "Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen stand man knöcheltief im Schlamm - das Wetter hat uns dieses Jahr erneut sehr zwiegespalten zurückgelassen."



Bei den 50.000 die dabei sein konnten herrschte beste Festivalstimmung. Auf der ehemaligen US-Raketenbasis Pydna bei Kastellaun im Hunsrück standen auf den insgesamt 22 Bühnen rund 350 (inter-)nationale Künstlerinnen und Künstler. Darunter zahlreiche internationale Stars wie Charlotte de Witte, Lilly Palmer, Amelie Lens, Reinier Zonneveld, Sara Landry, Kölsch, Neelix, Marten Hørger, Adam Beyer, Boys Noize oder Alle Farben. Neben den fünf großen Headfloors, die Platz für jeweils mehrere Tausend Feiernde boten, entfachten die kleineren Clubfloors in und auf den Bunkern echtes "Underground-Feeling". "ARTE Concert" sowie der Radiosender SUNSHINE LIVE übertrugen viele Stunden live von NATURE ONE. Zur Abreise der Festivalbesucher am Sonntag kamen feststeckenden Fahrzeugen Landwirte aus der Region mit Traktoren zu Hilfe, die Kosten trägt der Veranstalter.



Ähnlich wie im Vorjahr zieht die Polizei ein positives Zwischenfazit zur diesjährigen Techno-Veranstaltung. Die Zahl der polizeilichen Einsatzanlässe bewegt sich in Relation zur Besucherzahl nach einer ersten Bewertung etwas unter dem Niveau des Vorjahres. Meist handelte es sich dabei um veranstaltungstypische Anlässe wie Diebstähle, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder hilflose Personen. Körperverletzungsdelikte blieben die absolute Ausnahme. Es war eine friedliche Veranstaltung. Es kam zu keinen besonderen Zwischenfällen. Valide Zahlen werden in den nächsten Tagen veröffentlicht.

 

Dementsprechend zeigt sich auch der Einsatzleiter und Leiter der Polizeidirektion Koblenz, Polizeidirektor Björn Neureuter, in einem ersten Fazit zufrieden: "Der Einsatz verlief aus polizeilicher Sicht bislang reibungslos. Die Abstimmungen mit dem den beteiligten Behörden und Organisationen sowie dem Veranstalter erfolgten auch in diesem Jahr wieder sehr vertrauensvoll. Jede beteiligte Stelle hat seine Aufgabe, zeigt aber auch Verständnis für die Bedürfnisse und Aufgaben der anderen Beteiligten. Aus meiner Sicht wurde das Ziel aller, den Gästen ein besonderes Wochenende bei größtmöglicher Sicherheit zu ermöglichen, vollends erreicht. Wenn jetzt noch alle Besucherinnen und Besucher gesund und zufrieden nach Hause kommen, dann sind auch wir zufrieden." Wie in den Vorjahren führt die Polizei auch in diesem Jahr Abfahrtskontrollen durch. Hier geht es insbesondere um die Überprüfung der Fahrtüchtigkeit der Fahrzeugführerinnen und -führer.



Nach rund 100 Stunden Sanitätsdienst bei Nature One endete auch der der Einsatz für die 775 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes am Montagabend, nach der Abreise der letzten Besucher. Seit Mittwochnachmittag waren die Einsatzkräfte vor Ort und betreuten insgesamt rund 1.500 Patientinnen und Patienten.



Das feuchte Wetter zu Beginn der Veranstaltung und die milden Temperaturen mit kalten Nächten, sorgten in der Summe für deutlich weniger Einsätze als in den Jahren zuvor. "Mit insgesamt 1.500 Hilfeleistungen, war es für uns als Rotes Kreuz ein entspanntes Festival ohne schwerwiegende Ereignisse. Auch die fast 50 Transporte in Krankenhäuser sind im Vergleich zur Besucherzahl sehr niedrig. Wir sind froh, dass die Besucher friedlich und weitestgehend ohne größere Notfälle feiern konnten. Die Wertigkeit des Sanitätsdienstes lässt sich jedoch nicht einzig an der Anzahl geleisteter Hilfeleistungen festmachen. Auch für potenzielle größere Einsatzlagen stehen die Kräfte des Sanitätsdienstes während der Veranstaltung jederzeit bereit. Dies muss man bei der Planung solch großer Events immer mit im Blick behalten." hebt Philipp Köhler, Pressesprecher des DRK auf der Nature One hervor.



Am Samstagabend erhielten die Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler noch Besuch vom neuen Staatssekretär des Ministeriums des Innern des Landes Rheinland-Pfalz, Daniel Stich. Dieser informierte sich im Gespräch mit DRK-Einsatzleiter Heinz-Dieter Wieß und Einsatzkräften über den Sanitätsdienst und dessen Besonderheiten. "Ich bin von der professionellen Leistung des Roten Kreuzes beim Sanitätsdienst während der Nature One und dem großen ehrenamtlichen Engagement sehr beeindruckt. Solche Veranstaltungen wären ohne ehrenamtliche Einsatzkräfte nicht denkbar. Daher danke ich allen, die sich in diesen Tagen für die Gesundheit der Besucherinnen und Besucher einsetzen, sehr herzlich." äußerte sich Stich begeistert nach seinem mehrstündigen Besuch.



Im Rahmen einer Hygieneüberprüfung des Medical-Centers des DRK auf dem Festivalgeländes, prüften Hygieneinspektorinnen des Gesundheitsamtes im Rhein-Hunsrück Kreis die hygienischen Bedingungen und die Einhaltung von Infektionsschutzmaßnahmen im Sanitätsdienst. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: es wurden keine Mängel festgestellt. "Es ist wichtig, dass auch wir sicher sein können, dass unsere Einsatz- und Hygienekonzepte praxistauglich und am Puls der Zeit wirken. Umso mehr freut es mich, dass der Sanitätsdienst auch in diesem Jahr bisher reibungslos verlaufen ist und unsere Strategie allen Überprüfungen mehr als Stand gehalten hat. Das alles funktioniert nur, wenn viele engagierte Menschen mit den unterschiedlichsten Kompetenzen Hand in Hand zusammenarbeiten. Genau das ist hier seit Jahren der Fall." resümiert DRK-Einsatzleiter Heinz-Dieter Wieß am Sonntagmorgen.



Bevor der Sanitätsdienst am Samstagmorgen mit der Tagschicht startete, verabschiedete sich DRK-Einsatzleiter Thomas Schlicht nach über zehn Jahren aus dem Team der Einsatzleitung. Die Rotkreuzfamilie auf der Nature One dankte ihm mit minutenlangem Applaus und großer Anerkennung für diese lange Zeit im Zeichen des Ehrenamtes.



Auch in diesem Jahr richtete das Team des DRK erfolgreich einen vollwertigen abgesetzten Arbeitsplatz der Integrierten Leitstelle Bad Kreuznach auf der ehemaligen Raketenbasis Pydna ein. Leitstellendisponenten des DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe versahen ihren Dienst auf dem Festivalgelände und stellten so eine direkte Verbindung zum Einsatzleitsystem der Leitstelle sicher.

 

"Im kommenden Jahr feiern wir vom 31.07. bis 03.08. das 30-jährige Jubiläum von NATURE ONE. Darauf freuen wir uns bereits sehr, und gleichzeitig haben wir einige Hausaufgaben zu machen. Denn Extremwetterereignisse werden zur neuen Normalität. Darauf müssen wir das Anreise- und Campingkonzept noch stärker anpassen", gibt Oliver Vordemvenne einen Ausblick auf NATURE ONE 2025.

 

Darüber hinaus will I-Motion in Folge der Ereignisse der vergangenen Jahre die Anstrengungen zum Klimaschutz deutlich intensivieren. "Wir hatten mit Dürre und hoher Waldbrandgefahr und zuletzt zwei Mal in Folge mit extremen Regenmassen zu kämpfen. Wir sind überzeugt, dass wir einen größeren Beitrag zur Verringerung unseres Einflusses auf das Klima leisten müssen. Mit dem 30-jährigen Jubiläum setzen wir uns daher das ehrgeizige Ziel, den Carbon Footprint von NATURE ONE um mindestens 30 Prozent bis 2030 zu reduzieren. Als ersten Schritt wird es ‚Nature'-Tickets geben, deren durchschnittlicher Carbon Footprint durch uns kompensiert wird. Zudem werden wir alle Maßnahmen prüfen und sinnvolle umsetzen, die den CO2-Ausstoß von NATURE ONE Jahr für Jahr möglichst stark reduzieren".


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