Klaus Desinger

NS-Propagandafilme sollten die Bevölkerung indoktrinieren

Idar-Oberstein. "Vorbehaltsfilm "Jud Süß" im Stadttheater Idar-Oberstein

Szene aus dem antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß".

Szene aus dem antisemitischen Propagandafilm "Jud Süß".

Bild: IKF

Am Montag, 27. Januar, um 19 Uhr, richten die Stadt  und der Schalom-Verein im Stadttheater eine Veranstaltung zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus aus. In deren Mittelpunkt steht in diesem Jahr der antisemitische Hetzfilm "Jud Süß", der als einer der schlimmsten Propagandafilme der Filmgeschichte gilt. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Leitstelle Kriminalprävention im Ministerium des Inneren und für Sport Rheinland-Pfalz. Der Eintritt ist frei. Nach den Grußworten von Oberbürgermeister Frank Frühauf und Daniel Stich, Staatssekretär im Ministerium des Innern und für Sport, thematisiert die diesjährige Veranstaltung die propagandistischen Spielfilme des Nationalsozialismus. Das NS-Regime hat sehr frühzeitig die suggestive Macht bewegter Bilder in ihrer Propaganda eingesetzt. Ganz bewusst sollten Filme zur Beeinflussung der Bevölkerung systematisch genutzt und die "Volksgenossen" auch im Kino im Sinne der NS-Ideologie indoktriniert werden.

Kriegsverherrlichend und volksverhetzend


Heute gehört eine Reihe dieser Filme zu den sogenannten "Vorbehaltsfilmen". Diese wurden nach dem Zweiten Weltkrieg als kriegsverherrlichend, antisemitisch, rassistisch oder volksverhetzend durch die alliierten Militärregierungen verboten. Heute befinden sie sich im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Wiesbaden und dürfen nur mit Zustimmung der Stiftung innerhalb eines Seminars mit Begleitung durch einen Referenten und mit dem Angebot eines Filmgesprächs gezeigt werden. Das Institut für Kino und Filmkultur (IKF) führt dies im Auftrag der Stiftung durch.
Während der Gedenkveranstaltung wird der Film "Jud Süß" gezeigt. Er basiert auf der Lebensgeschichte von Joseph Süß Oppenheimer, der im 18. Jahrhundert als Finanzberater des württembergischen Herzogs Karl Alexander tätig war. Für die Bevölkerung galt Oppenheimer schon bald als Urheber aller Missstände im Land. Arndt Klingelhöfer vom IKF wird vor der Filmvorführung einen einführenden Vortrag zur Filmpropaganda und den historischen Hintergründen halten, danach führt er eine Filmanalyse und ein Filmgespräch durch. Mit dem Schlusswort des Schalom-Vorsitzenden Axel Redmer endet die Gedenkveranstaltung, für die Besucher eine Dauer von drei Stunden einplanen sollten.


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