Mit Selbstvertrauen gegen Gewalt: Selbstverteidigung für Menschen mit Behinderung
Der Bedarf ist leider sehr real: Denn Studien zeigen: Menschen mit Beeinträchtigungen sind einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt zu werden.
Trainerin Anke Thomasky kennt diese Realität. Seit mehr als 15 Jahren leitet sie Kurse in den Werkstätten und arbeitet mit Männern und Frauen in getrennten Gruppen. „Männer und Frauen erleben Gewalt auf unterschiedliche Weise“, erklärt sie. Studien bestätigen das: Männer sind häufiger von körperlichen Übergriffen betroffen, während Frauen eher sexuelle Gewalt erfahren. Deshalb geht es in den Kursen nicht nur um Abwehrtechniken, sondern auch um Selbstbewusstsein und den Umgang mit Emotionen. „Männer müssen oft lernen, ihre Wut zu kontrollieren, während Frauen ermutigt werden, ihre Wut auch mal rauszulassen“, sagt Thomasky.
Die Teilnehmer berichten offen von ihren Erfahrungen: Beleidigungen, Abwertungen, körperliche Angriffe. Vielen fällt es schwer, darüber zu sprechen, weil ihnen die Sprache fehlt oder sie nicht ernst genommen werden. Deshalb wird in den Kursen auch das deutliche Kommunizieren von Grenzen geübt. „Jeder Mensch hat das Recht, selbst zu bestimmen, was ihm oder ihr unangenehm ist“, betont Angelia Oberkirch, Deeskalationstrainerin der Stiftung kreuznacher diakonie.
Die Stiftung bietet diese Kurse seit 1996 an – zunächst nur für Frauen, doch schnell wurde klar, dass auch Männer Bedarf haben. Heute sind sie fester Bestandteil der Begleitung von Menschen mit Behinderungen und ein wichtiger Beitrag zu mehr Selbstbestimmung und Sicherheit im Alltag.