Johannes Mager

Ölige Haare reinigen das Meer

Die Friseure Dirk Schlömer und Verena Laufer aus Gerolstein tragen in ihrem Salon zu mehr Nachhaltigkeit beim Friseurbesuch bei.
Die »Verdi Friseure« Dirk Schlömer (l.) und Verena Laufer sorgen nicht nur dafür, dass ihre Kundinnen und Kunden ihre Haare loswerden, sondern auch dafür, dass diese weiterverwertet werden.

Die »Verdi Friseure« Dirk Schlömer (l.) und Verena Laufer sorgen nicht nur dafür, dass ihre Kundinnen und Kunden ihre Haare loswerden, sondern auch dafür, dass diese weiterverwertet werden.

Bild: Mager

Gerolstein. Ein tiefes, dunkles Loch im Fußboden des Friseursalons – das erwartet Haare, wenn Friseurin oder Friseur ihr Werk am Kunden vollendet haben. »Normalerweise landen sie dann im Restmüll«, erklärt Dirk Schlömer, Inhaber des »Verdi Friseur« in Gerolstein. Doch Dirk Schlömer und Friseurin Verena Laufer schenken Haaren ein zweites Leben, nachdem diese das Haupt des »Vorbesitzers« geschützt und verschönert haben. Perücken sind es nicht, denn dafür eigenen sich nicht alle Haare. Vielmehr wird mit den Haaren der »Verdi Friseur«-Kunden das Meer gereinigt, denn seit etwa einem Monat unterstützt der Gerolsteiner Friseursalon das Projekt »Hair Help the Oceans«. Das Projekt macht sich eine Eigenschaft zunutze, die jeder kennt, der sich einige Tage die Haare nicht gewaschen hat: An ihnen lagert sich das Fett der Kopfhaut ab. »Ein Haar besitzt die Fähigkeit, das Achtfache des Eigengewichts aufzunehmen«, erklärt Dirk Schlömer.
Diese spezielle Eigenschaft lässt sich auf wasserunlösliche Stoffe anwenden – und eignet sich daher bestens dazu, Öl, Benzin oder Sonnenmilchreste aus Gewässern zu holen. Dazu werden die Haare von »Hair Help the Oceans« zu Rollen und Matten verarbeitet, die nach ihrem Einsatz gereinigt und bis zu acht Mal wiederverwendet werden. Diese Methode wird weltweit eingesetzt und kam zum Beispiel 2019 bei einer Tankerhavarie vor Mauritius zum Einsatz, bei der mehrere Tausend Liter Öl ins Meer gelangten. »‚Hair Help the Oceans‘ gibt es schon seit vier Jahren. Ich finde die Idee super, aus den Haaren noch etwas zu machen«, erzählt Dirk Schlömer begeistert. Deshalb wollte er das Projekt auch schon früh unterstützen. Doch einen deutschen Vertriebspartner des Projekts gibt es erst seit Anfang dieses Jahres. Mails, die er zuvor auf Deutsch geschrieben hatte, seien nicht beantwortet worden. Nun ist er froh, dass einmal im Monat ein 60-Liter-Sack mit den »ausgedienten« Haaren seiner Kunden abgeholt und weiterverarbeitet werden. Zwar bezahlt er für die Abholung rund 20 Euro, aber das ist Dirk Schlömer die sinnvolle Nutzung der Haare wert. »In der Vulkaneifel sind wir die einzigen, die das Projekt unterstützen«, sagt er und zeigt auf seinem Tablet die digitale Landkarte des Projekts. Schlömer hofft, dass sich weitere Friseure der Sache anschließen. »Unsere Kunden sind jedenfalls absolut begeistert«, sagt er: »Man kann als Friseur einiges machen, ohne in finanziellen Ruin zu kommen.«
So werden im Salon »Verdi Friseur« seit Anfang 2022 die Streifen der Aluminiumfolie, die beim Färben von Haarsträhnen genutzt werden, ebenfalls der Wiederverwertung zugeführt. Sie werden gesammelt, gereinigt und zur Produktion neuen Aluminiums verwendet. »Dann fällt weniger Rotschlamm an«, so Schlömer. »Wir haben schon vor mehr als 20 Jahren versucht, Zeitungspapier statt Aluminiumfolie zu verwenden. Aber das saugt zu stark und hat nicht funktioniert,« erzählt der Friseur. So produziert auf dem Dach des Geschäfts eine Photovoltaikanlage Strom, die Wasserhähne sind mit Wassersparern versehen und zum Einsatz kommen bei den Kunden nur nachhaltige Produkte. Für sagt Dirk Schlömer steht fest: »Ich bin kein Öko, aber ich finde, Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema.«


Weitere Nachrichten aus Kreis Vulkaneifel
Meistgelesen