Lydia Schumacher

Der junge Held aus Daun

David Bally hat jüngst bewiesen, wie wichtig Zivilcourage ist: Der 26-Jährige ist mutig eingeschritten, als es am Montag, 27. Januar, zu einer Messerattacke vor dem Ladenlokal seines Vaters im Dauner Zentrum kam.
Hier, am Ort des Geschehens, vor dem Ladenlokal für ein Foto zu lächeln, das falle ihm schwer, sagt David Bally.

Hier, am Ort des Geschehens, vor dem Ladenlokal für ein Foto zu lächeln, das falle ihm schwer, sagt David Bally.

Bild: Pivat

Von Lydia Schumacher

Daun. Diese Geschichte fing ganz harmlos an: David Bally und seine Familie, die in der Burgfriedstraße, im Zentrum der Kreisstadt, leben, besitzen mehrere Wohnungen und ein Ladenlokal. In dem derzeit leerstehenden Ladenlokal im Erdgeschoss des Wohnhauses, hatte Bally sich mit einem künftigen Mieter verabredet, der eine seiner Wohnungen in Boverath mieten wollte. Der künftige Mieter war zusammen mit einem älteren Herrn gekommen. Nachdem der Vertrag unterschrieben war, habe der Mieter das Auto vom Parkplatz holen wollen, damit sein älterer Begleiter nicht so weit laufen müsse. Bally: »Wahrscheinlich hatte zu dem Zeitpunkt der Täter schon draußen auf ihn gewartet. Ich selbst saß mit dem Rücken zur Tür, als es plötzlich einen lauten Knall gab. Der Mieter war gegen die Scheibe der Tür geflogen.«

Er sei nach draußen gegangen, habe versucht, die beiden auseinanderzubringen. Zunächst habe er angenommen, dass es sich um eine Schlägerei handeln würde, bei der nur Fäuste im Einsatz wären. Dann erst habe er das Messer in der Hand des Angreifers gesehen und beide sofort zu Boden gebracht. »Ich habe mich auf den Täter gestürzt, um ihm das Messer zu entnehmen. Es war ein Schweizer Taschenmesser. Als ich es zuklappen wollte, habe ich mich damit auch noch selbst am Daumen verletzt.« Er habe das Messer in seine hintere Hosentasche stecken und den Täter weiterhin fixieren können, bis die Polizei eintraf.

Ob er von den Streitigkeiten wusste? Nein, sagt David Bally, welchen Konflikt es zwischen Täter und Opfer gebe, das könne er nicht sagen. Er habe aber inzwischen gehört, dass die beiden Männer, die aus Ägypten stammen, bereits länger Streit miteinander hätten.

Bally, dessen Eltern aus Indien nach Deutschland gekommen waren, und die mittlerweile, so wie alle in der Familie, die deutsche Staatsangehörigkeit haben, wurde so binnen Sekunden zum Helden.

Hätte er nicht eingegriffen, würde sein neuer Mieter jetzt womöglich schon nicht mehr leben. Woher er den Mut hatte? »Ich arbeite in meinem Nebenjob bei einer Security als Türsteher. Im Jahr 2023 ist unser Chef, mein guter Freund, erstochen worden. Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Ich werde immer eingreifen, auch wenn ich ein Messer sehe.“

Es mache ihn betroffen, dass immer häufiger Menschen infolge eines Messerangriffs sterben müssten. »Wie soll man sich fühlen, wenn man immer damit rechnen muss, dass jemand sein Messer zückt, sobald er sich provoziert fühlt?« Ob man Polizist sei oder Profikämpfer: Sobald ein Messer im Spiel sei, werde es lebensgefährlich. Und jeder Stich sei einer zu viel. Es sei »einfach eine Tragödie«, dass heutzutage fast jeder mit einem Messer bewaffnet sei.

Wie er sich jetzt fühlt, nachdem alle in ihm den Helden sehen? »Ich habe einfach nur jemandem geholfen, der in sehr großer Not war. Das würde ich immer wieder tun.« Für ihn seien die Polizisten, die Sanitäter und die Ärzte viel größere Helden.

Und die Verletzung an seinem Daumen? Das sei nur eine kleine Schnittwunde, die habe er am nächsten Morgen im Krankenhaus gegen Keime behandeln lassen. »Alles okay bei mir, kein Problem!«, sagt David Bally. Er brauche jetzt nur ein paar Tage Ruhe, um das zu realisieren, was da am Montagabend vor der Tür passiert sei.


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