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Die Leidenschaft für Autos wurde Melanie Schultheis in die Wiege gelegt. Heute macht sie eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin bei der Autolackiererei Punessen in Konz. Jetzt hat die Handwerkskammer Trier die 23-Jährige für ihr Engagement und ihre Zielstrebigkeit als »Lehrling des Monats« ausgezeichnet.
Schon als Kind half Melanie gerne ihrem Vater, einem gelernten KFZ-Mechaniker, in der heimischen Garage beim Schrauben. „Von klein auf habe ich mich in Werkstätten wohlgefühlt“, sagt Melanie. Später begleitete sie ihn auf seinen Dienstreisen als Vertreter in der Lackbranche. Auf einem der Kundenbesuche lernte sie damals auch ihren heutigen Chef Frank Punessen kennen – ohne zu ahnen, dass sie eines Tages in seiner Fahrzeuglackiererei eine Ausbildung machen würde.
Nach dem Abschluss an der Gesamtschule Mettlach-Orscholz entschied Melanie sich für eine Ausbildung, um eigenes Geld zu verdienen: „Selbstständig und unabhängig zu sein, war mir schon immer wichtig. Da ich schon damals die Tätigkeit meines Vaters attraktiv fand, schwebte mir vor, beruflich ebenfalls in diese Richtung zu gehen.“ Eine kaufmännische Ausbildung schien ihr dafür ein guter Start zu sein. Nach dem Praktikum in einer Drogeriemarktkette machte sie dort eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau.
Mit 18 Jahren legte sie sich einen BMW E46 zu. Die Einzelhandelskauffrau war nun mobiler und bastelte weiter an ihrer Karriere: „Die Lackierbranche ist eine Männerdomäne, und grade als weibliche Vertreterin braucht man enormes Fachwissen, um sich behaupten zu können.“ Sie muss es wissen, hatte sie doch jahrelang immer wieder ihren Vater in Lackierereien begleitet. So erschien es ihr sinnvoll, sich durch eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin erstmal Know-how und Kompetenz in diesem Bereich anzueignen. „Viele Wege führen bekanntlich nach Rom“, sagt Melanie, „gerade auch im Handwerk.“
Mit der Geburt ihrer Tochter inmitten der Ausbildung stellte sich Melanie neuen Herausforderungen. Nach der Elternzeit wechselte sie den Lehrbetrieb und fand bei Frank Punessen in Konz den perfekten Ausbildungsplatz: »Mein Chef und seine Frau Sabine haben mich mit offenen Armen empfangen. Sie sind immer für mich da und unterstützen mich, wo sie können. Ich gehe jeden Tag gern zur Arbeit und fühle mich dort sehr wohl. Ich kann meine Ausbildung in Teilzeit mit 25 Wochenstunden weitermachen und so noch gut für meine Tochter da sein.« Dank der Rücksichtnahme ihres Arbeitgebers würde die Balance zwischen Ausbildung und Mutterschaft gelingen: „So kann ich Gas geben und richtig was lernen!“ Die kleine Tochter hilft ihr durchzuhalten: „Ich will die Ausbildung unbedingt abschließen, für meine Tochter sorgen und ihr ein gutes Vorbild sein. Und wenn sie größer ist, möchte ich meinen Meisterbrief machen.“
Ihr Kind hat sich bei Mama schon einiges abgeguckt. Die Zweijährige mag Autos und flitzt gerne mit dem Bobbycar herum, das ihre Mutter in der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung in der Handwerkskammer Trier lackiert hat. Dort durfte Melanie bereits in vielen Lehrgängen ihr Können unter Beweis stellen und auch schon einen 3-Schicht-Lack lackieren. „Für mich ist die Qualität entscheidend. Ich mag es, perfektionistisch zu arbeiten.“ Wenn die Zeit dafür reif ist, bekommt womöglich auch ihr grauer BMW F31 ein perfektes Umstyling. „Einen schönen Silberton könnte ich mir gut vorstellen.“ Eigenhändig lackiert, versteht sich.
Was sie am meisten an ihrem Beruf schätzt? „Eigentlich alles! Vor allem auch die Belohnung am Ende des Arbeitstags: Man sieht, was man geschafft hat. Wenn wir ein Auto mit Dellen und Kratzern ausbessern und es am Ende des Tages wieder wie neu aussieht, motiviert mich das.“ In einem Männerberuf zu arbeiten – würde sie ihre Entscheidung jungen Frauen empfehlen? „In meiner kaufmännischen Ausbildung waren fast nur Frauen im Betrieb. Da gab’s auch hin und wieder dicke Luft, weil mehr übereinander statt miteinander geredet wurde“, sagt sie. Männer hingegen seien eher geradeheraus: „Handwerker sind da direkter, damit muss man umgehen können. Man darf nicht alles zu persönlich nehmen. Aber genau das ist mir auch lieber. Dann weiß man auch, woran man ist, und kann miteinander reden. Es gibt viele nette Betriebe, die auch offen für weibliche Azubis sind.“
Text: Constanze Knaack-Schweigstill