

Demokratie zum Anfassen: Das haben Jugendlichen aus der Jugendhilfeeinrichtung Haus auf dem Wehrborn und ihre Gäste aus Politik und Kirche am 19. März, dem Josefstag, erlebt. Der Namenstag des heiligen Josef, Schutzpatron der Handwerker und Jugendlichen, ist ein bundesweiter Aktionstag, bei dem katholische Träger auf die wichtige Arbeit der Jugendhilfeeinrichtungen und Jugendverbände aufmerksam machen. Neben Kommunalpolitikern besuchten auch Kai Wichmann, Leiter des Teams Jugendeinrichtungen im Bistum Trier, sowie Jugendpfarrer Peter Zillgen und Cäcilie Fieweger als Leiterin der Fachstelle Jugend im Bezirk Trier die Jungs und Mädels ab der fünften Klasse auf dem Wehrborn bei Aach. Die Jugendlichen gehen hier zur hauseigenen Hauptschule, nehmen an schulvorbereitenden oder -begleitenden Maßnahmen teil oder absolvieren eine Berufsausbildung. Viele von ihnen leben in Wohngemeinschaften auf dem Gelände.
Am Josefstag stand alles unter dem Motto: "Mitbestimmen statt Zuschauen: Demokratie in die Hand nehmen". Als willkommene Abwechslung vom Schulalltag besuchten die rund 50 Schülerinnen und Schüler verschiedene Stationen - in der Schreinerei konnten sie sich unter den fachkundigen Augen von Schreinermeister Thorsten Schneider am Schrauben versuchen, in der Maler- und Lackiererei durften sie wählen, welche Technik vom Grundieren bis zum Lackieren sie gerne ausprobieren möchten. Draußen vor den Gebäuden bepflanzten die jungen Leute mit Garten- und Landschaftsbaumeister Jochen Lieser ein frisch befülltes Beet mit Kräutern und Blumen, und im Computerraum googelten sie Begriffe wie "Demokratie" und "Freiheit" und erstellten aus ihren Bilder-Funden eine Collage. Wie anschaulich Demokratie vermittelt werden kann, bewiesen zwei weitere Stationen: Zum einen konnten die Jugendlichen mit Spielgeld verschiedene Werte wie "Toleranz", "Disziplin", "Religionsfreiheit" ersteigern - je nach eigenen Präferenzen. Zum anderen durften sie beim Küchenteam per Wahl entscheiden, mit welchen Tischdecken, welcher Dekoration die Tische für das Mittagessen eingedeckt oder welche Getränke ausgeschenkt werden sollen. Die 14-jährige Sofia (Name geändert) hatte vorher noch nie etwas vom Josefstag gehört, aber das Schreinern, das Ersteigern und das Küchenteam hätten ihr am besten gefallen, sagt sie. Dem Thema Demokratie sei sie aber schon im Februar begegnet - damals hatten die Schüler*innen auf dem Wehrborn parallel zur Bundestagswahl spielerisch ebenfalls Wahlen abgehalten.
Beim gemeinsamen Gottesdienst mit Jugendpfarrer Zillgen und dem Organisator des Tages, Religionspädagoge Thomas Herrig, wurde auf alle Projekte des Tages zurückgeblickt und die Ergebnisse gewürdigt - von der geschreinerten Wahl-Urne bis zu den Demokratie-Plakaten vor dem Altar. Zillgen betonte in seiner Predigt, jede und jeder einzelne sei Gott wichtig, mit allen persönlichen Schwächen und Stärken. So sei auch jedes Individuum wichtig für die Gemeinschaft und die Demokratie - denn "wäre nur einer oder eine von euch nicht bei einem Projekt dabei gewesen, hätten vielleicht die euch wichtigen Werte hier auf dem Plakat gefehlt, das Projekt wäre ärmer und weniger schön geworden." Josef sei da ein gutes Vorbild, er habe sich für Maria und ihr Kind eingesetzt, obwohl Jesus nicht sein eigener Sohn war. "Er wusste, Gott zählt auf ihn. Und ohne Josef wäre die Geschichte völlig anders ausgegangen", so Zillgen.