Claudia Neumann

Manipulierte Geschichte? Schlachtfeld von Riol und weitere archäologische Funde auf dem Prüfstand

Trier/Riol. Aufklärung mit externer Unterstützung und Beratung angestoßen
Nero-Ausstellung 2016 in den Trierer Museen - auch Fundstücke vom Schlachtfeld bei Riol wurden im Rheinischen Landesmuseum präsentiert. Die archäologische Datenbasis stellte sich nun bei der Überprüfung als unzureichend heraus, teilt das Innenministerium in einer Pressemitteilung mit.

Nero-Ausstellung 2016 in den Trierer Museen - auch Fundstücke vom Schlachtfeld bei Riol wurden im Rheinischen Landesmuseum präsentiert. Die archäologische Datenbasis stellte sich nun bei der Überprüfung als unzureichend heraus, teilt das Innenministerium in einer Pressemitteilung mit.

Bild: Archiv/Claudia Neumann

Das Innenministerium Rheinland-Pfalz hat in einer Pressemitteilung bestätigt, dass eine umfassende Untersuchung wegen manipulierter archäologischer Funde eingeleitet wurde. Besonders im Fokus steht das „Schlachtfeld von Riol“, dessen archäologische Grundlage inzwischen als unzureichend bewertet wird. Ursprünglich wurde der Fundort 2015 als Schauplatz einer bedeutenden Schlacht aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. vorgestellt. Die Überprüfung ergab jedoch, dass die Beweislage für diese Interpretation nicht ausreicht und möglicherweise absichtlich verfälscht wurde.

Konkreter Manipulationsverdacht gegen leitenden Mitarbeitenden der GDKE

Laut Angaben des Innenministeriums gibt es konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die geschichtsträchtigen Funde durch einen leitenden Mitarbeitenden der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) bewusst manipuliert wurden. Dieser Verdacht führte dazu, dass externe Experten zur Unterstützung hinzugezogen wurden, um das genaue Ausmaß der betroffenen Funde zu ermitteln. Die systematische Überprüfung betrifft zahlreiche bedeutende Projekte, darunter das „Schlachtfeld von Riol“ und den „Neandertaler von Ochtendung“.

Neandertaler von Ochtendung: Ein spektakulärer Irrtum

Neben dem Fall in Riol ist auch der „Neandertaler von Ochtendung“ betroffen. Neue radiokarbondatierte Analysen eines 1997 entdeckten Schädelfragments zeigen, dass es nicht aus der Altsteinzeit, sondern aus dem Frühmittelalter (7./8. Jahrhundert n. Chr.) stammt. Die ursprüngliche Altersangabe wich somit um bis zu 170.000 Jahre von der tatsächlichen Datierung ab. Dieser gravierende Fehler wirft ein neues Licht auf die Glaubwürdigkeit vergangener Funde und bestätigt den Verdacht auf bewusste Fälschungen.

18 neue Verdachtsfälle aufgedeckt

Staatssekretärin Simone Schneider erklärte, dass insgesamt 18 weitere Projekte unter Verdacht stehen, darunter mehrere bedeutende Funde, die über Jahrzehnte hinweg als wissenschaftliche Sensationen galten. Die systematische Überprüfung soll sicherstellen, dass die archäologische Integrität wiederhergestellt und zukünftige Manipulationen verhindert werden. Erste Untersuchungen belegten bereits, dass mindestens 21 menschliche Schädel oder Schädelfragmente falsch datiert wurden.

Externe Experten unterstützen die Aufarbeitung

Die Aufklärung erfolgt unter der Leitung von unabhängigen Experten: Dr. Ulf Ickerodt, Landesarchäologe von Schleswig-Holstein, und Prof. Dr. Silviane Scharl vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln. Beide fungieren als Ombudsleute und garantieren eine transparente Bearbeitung der Vorfälle. Ziel ist es, weiteren wissenschaftlichen Schaden abzuwenden und das Vertrauen in die Archäologie wiederherzustellen.

Verantwortung und Transparenz im Fokus

Das Innenministerium und die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) betonen, dass die Ergebnisse kontinuierlich veröffentlicht werden, um die wissenschaftliche Gemeinschaft und die Öffentlichkeit umfassend zu informieren. Staatssekretärin Schneider versicherte: „Wir stehen in der Verantwortung, weitere Schäden zu verhindern, und lassen uns an unserer Transparenz messen.“

Quelle: Pressemitteilung Innenministerium Rheinland-Pfalz


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