Andrea Fischer

Kita-Plätze dringend gesucht.

Konz/Oberemmel. So wie in vielen anderen Kitas in der Region sind freie Plätze Mangelware

Sina Weber ist verzweifelt. Seit Februar wohnt sie in dem Konzer Stadtteil. Ihre beiden 5 und 2 Jahre alten Kinder besuchen jedoch die KITA in Wasserliesch, wo die Familie vorher gelebt hat. „Das bedeutet jeden Tag viel Fahrerei“, erzählt die junge Mutter. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir nach dem Umzug hier auf jeden Fall einen oder zwei Plätze bekommen“, sagt sie. Das war jedoch nicht der Fall. „Ich bin erschrocken über die Situation. Mein Sohn (2,5 Jahre) könnte frühestens 2024 die Kita besuchen. Und meine Tochter wird im Mai 6 Jahre alt und ist somit ein Vorschulkind. Selbst für sie bekommen wir keinen Platz“, schildert die 35jährige ihre Lage.

Von den Behörden im Stich gelassen - 50 Kinder stehen auf der Warteliste

Von den zuständigen Behörden fühlt sie sich im Stich gelassen. Das ihre Tochter sich den Platz mit einem anderen Kind teile und die Kita nur an 2 oder 3 Tagen in der Woche besucht, sei ebenso abgelehnt worden, wie eine Sondergenehmigung zur kurzzeitigen Überbelegung, was bei einem Vorschulkind in Ausnahmefällen möglich sei. „Es geht mir um die Integration. Jeden Dienstag findet im Kindergarten am Vormittag ein Vorschulprogramm statt. Ich möchte lediglich, dass meine Tochter daran teilnehmen kann, um Kinder kennenzulernen, mit denen sie ab Sommer in die Schule geht.“ Ein weiteres Problem sei, dass die Platzvergabe nach dem Eingangsdatum der Anmeldung erfolge und nicht nach dem Alter der Kinder. „Es kann nicht sein, dass ein eineinhalbjähriges Kind den Vorzug vor einem Vorschulkind bekommt“, ärgert sich Weber. Laut Kita gGmbh Trier stehen derzeit 50 Kinder auf einer Warteliste. Die Meldedaten und Geburtenzahlen hätten nicht auf eine solche Entwicklung hingedeutet, erklärt Martina Bosch, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Die hohe Zahl sei schon außergewöhnlich. „Allerdings melden gerade in den Städten im Kreis und in deren Umfeld Familien manchmal die Kinder auch in mehreren Kitas gleichzeitig an, um so die Chance auf einen Platz zu erhöhen. Möglicherweise werden dadurch auch Kinder doppelt gezählt“, so Bosch. Der Jugendhilfeausschuss des Kreises habe bereits im Oktober 2017 einen Grundsatzbeschluss zur Erweiterung der Kita in Oberemmel gefasst. Die Stadt Konz hatte das alte Pfarrheim in Oberemmel erworben, um mehr Kapazitäten zur Verfügung zu haben. Seit Februar 2020 gibt es dort eine provisorische Gruppe für unter Dreijährige. Der Platz im Erdgeschoss ist laut Verwaltung jedoch nicht ausreichend und ein neues Kita-Gesetz stellt höhere Anforderungen an die Räumlichkeiten. Das Landesjugendamt untersagte daher auch die Nutzung des Obergeschosses. Nun sollen gegenüber der Kita Container aufgestellt werden. Dafür hat die Stadt im Haushalt 500.000 Euro bereitgestellt. Schnell geht so etwas jedoch nicht. Die Verwaltung verweist hier auf das Vergaberecht, bei dem ein Auftrag zunächst ausgeschrieben werden muss, je nach Auftragshöhe bundes- oder sogar europaweit. Und das braucht seine Zeit. Trotzdem hofft man, bis zum Beginn des neuen Schuljahres die Container aufgestellt zu haben. Martin Roß ist bei der Kita gGmbh Trier Gesamtleiter für die Gesamteinrichtungen der VG Konz.“

Fachkräfte fehlen

Es fanden Gespräche mit Vertretern der Stadt Konz, der Kreisverwaltung und dem Landrat statt, um gemeinsam auf die Situation der Kitas in meinem Zuständigkeitsbereich zu schauen“, erklärt Roß. Neben den fehlenden Betreuungsplätzen sei auch der Fachkräftemangel ein großes Problem. „Wir sind als großer Träger von Kindertagesstätten gut vernetzt und können Familien somit auch durch Betreuungsangebote in anderen Einrichtungen unterstützen, wenn Betreuungsplätze an anderer Stelle zur Verfügung stehen. Dieses Vorgehen wird vom Kreisjugendamt unterstützt und in Einzelfällen auch durch das Angebot von Tagesmüttern unterstrichen“, sagt Roß. Sina Weber hat nach eigenen Angaben mehrmals mit dem Jugendamt telefoniert. „Dort war man auch der Meinung, dass uns ein Platz zusteht, und es für das Kindeswohl am besten wäre. Allerdings sind auch dem Jugendamt die Hände gebunden und sie können da nichts machen“, sagt die enttäuschte Mutter. Oberemmel ist jedoch kein Einzelfall in der VG Konz. Auch in Wiltingen fehlt der Platz. Dort werden auch Kinder aus Wawern und Kanzem betreut. Pläne, in einem der beiden Orte eine neue Kita zu bauen, stehen aber noch am Anfang. Zwar gibt es Kreis Kitas, die noch freie Plätze haben, jedoch sind viele Einrichtungen mit dem veränderten Bedarf an Betreuung konfrontiert, was durch die Änderungen im Kita-Gesetz des Landes verschärft wurde. Die Träger der Kitas versuchen mit dem Kreisjugendamt und den Ortsgemeinden nachzusteuern, Kitas auszubauen und das Platzangebot auszuweiten. „Das alles funktioniert aber nicht von heute auf morgen“, wie Martina Bosch betont. Außerdem biete das Kreisjugendamt in Kooperation mit dem Stadtjugendamt Trier seit vielen Jahren regelmäßig Qualifizierungsmaßnahmen für Kindertagespflegepersonen an, so dass die Kindertagespflege zwischenzeitlich ein fester Bestandteil in der frühkindlichen Betreuung im Landkreis Trier-Saarburg sei.

MW


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