Andrea Fischer

CDU und FWG zusammen für eine "Ära der bürgerlichen Mitte"

Hermeskeil. CDU und FWG machen gemeinsame Sache und präsentieren ihre beiden Kandidaten für die Bürgermeisterämter in Stadt und VG
CDU und FWG machen gemeinsame Sache:  Sie wollen eine neue „Ära der bürgerlichen Mitte“ im Hochwald etablieren. Deshalb haben sie jetzt zwei gemeinsamen Bewerber für Posten als Stadtbürgermeister und als Verbandsgemeindebürgermeister. Von links: Peter Kretz (CDU VG), Bernhard Kronenberger (CDU Stadt), Stefan Ding (CDU Stadt), Christian Kruchten, Berthold Grenz (FWG Stadt) und Marco Welter (FWG VG)

CDU und FWG machen gemeinsame Sache: Sie wollen eine neue „Ära der bürgerlichen Mitte“ im Hochwald etablieren. Deshalb haben sie jetzt zwei gemeinsamen Bewerber für Posten als Stadtbürgermeister und als Verbandsgemeindebürgermeister. Von links: Peter Kretz (CDU VG), Bernhard Kronenberger (CDU Stadt), Stefan Ding (CDU Stadt), Christian Kruchten, Berthold Grenz (FWG Stadt) und Marco Welter (FWG VG)

Bild: Andrea Fischer

CDU und FWG schließen sich für die Bürgermeisterwahlen in Hermeskeil zusammen und setzen auf eine gemeinsame Strategie, um eine »Ära der bürgerliche Mitte". Die unerwartete Allianz wurde nach wochenlangen geheimen Beratungen zwischen Vertretern beider Parteien bekannt gegeben. Die gemeinsamen Kandidaten sind Stefan Ding (CDU) für die Wahl des hauptamtlichen Bürgermeisters der Verbandsgemeinde (VG) und Christian Kruchten (FWG) als Überraschungskandidat für die Stadtbürgermeisterwahl in Hermeskeil. Dass sich zwei politische Gruppen schon vor der Wahl zusammentun und sich auf eine Kooperation verständigen, ist neu. In der Vergangenheit war es so, dass die Fraktionen nach der Wahl geschaut haben, wer mit wem, wie zusammenarbeiten kann. Insofern ist die Vorgehensweise von CDU und FWG ein Novum in Hermeskeil.

Stimme für "demokratisch-vernünftige" Parteien

Die ungewöhnliche »Vorwahl-Koalition« soll laut Kruchten die Menschen frühzeitig mobilisieren und dazu ermutigen, ihre Stimme den »demokratisch-vernünftigen« Parteien zu geben, um Extremismus zu vermeiden. Kruchten, ein Rechtsanwalt, der bisher nicht in der Politik aktiv war, erklärte seine Beweggründe, sich nun aktiv in der Politik einbringen zu wollen so: "Bauernproteste, Extremismusangst und Demos und das Gründen neuer Parteien - Stichwort Wagenknecht/Maaßen - verunsichert mehr, als es dazu beiträgt, dass die Mehrzahl der Bevölkerung optimistisch in die Zukunft schaut. Dies, aber auch meine Jahre lange Beobachtung der regionalen Politik und dem Ereignis, dass ich vor vier Jahren Vater geworden bin, hat mich dazu bewogen, obwohl ich nie in die Politik einsteigen wollte, mich dem Votum der Wählerinnen und Wähler in hiesiger Region zu stellen."

Hermeskeil soll kinderfreundlichste Stadt werden

Dazu erzählt er von einem Erlebnis in der Kita seiner kleinen Tochter: "Als meine Tochter Rosalie vor zwei Jahren in den Kindergarten Rosa-Flesch kam und nach einer gewissen Zeit man sich mit den Erzieherinnen und Erziehern bekanntgemacht hat, nahm mich eine Erzieherin zur Seite und zeigte mir ihr Dilemma, dass es einer Kindergartengruppe nicht möglich war, im heißen Sommer die Gruppe zu lüften, weil ansonsten die Gefahr bestand, dass die Kinder aus der Gruppe über eine steile Treppe einer nicht unerheblichen Gefahr ausgesetzt waren. Es fehlte schlichtweg ein kleines Törchen am Abgang einer steilen Stahltreppe. Der vor der steilen Treppe befindliche Ausgang war schlicht und einfach nicht abgesichert. Die Erzieherin klagte mir ihr Leid, dass sie schon seit Jahren mit Stadt und VG-Verwaltung hierüber im Gespräch sei, aber es tue sich nichts. Ich habe dann an die Stadtbürgermeisterin und den Ersten Beigeordneten das Problem per E-Mail geschildert und erhielt die Antwort, dass man das Problem kenne und es wohl Abstimmungsprobleme mit dem Brandschutz gäbe." Dieses Erlebnis war für ihn Motivation für seine Vision, gemeinsam mit CDU und FWG, Hermeskeil zur kinderfreundlichsten Stadt in Rheinland-Pfalz zu machen.  Dennoch betont er ausdrücklich: "Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich klarstellen, dass ich niemandem in diesem Zusammenhang, weder bei der Verbandsgemeindeverwaltung, beim Bauamt, noch der Stadtspitze einen persönlichen Vorwurf mache. Es hat sich jedoch dann eine Zeit lang nichts getan, bis ich nochmals auf den Umstand von der Erzieherin, ca. ein Jahr später, angesprochen wurde. Ich war dann so frustriert und habe ihr gesagt, dass ich das zum Wahlkampfthema mache und in die Politik einsteige."

Familienfreundlichkeit ist ein zentraler Punkt für das Leben in der Verbandsgemeinde, findet auch der gemeinsame Kandidat für den Posten des Verbandsgemeindebügermeistern: "Bezahlbarer Wohnraum und eine starke Förderung von Bildungseinrichtungen bilden das Fundament für eine lebenswerte Umgebung, in der Familien sich entfalten können. Darüber hinaus will ich kooperative Wohnprojekte unterstützen, die unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden."

In der wirtschaftlichen Entwicklung setzt Ding auf die Förderung lokaler Wirtschaftszweige und Handwerksbetriebe. Durch gezielte Unterstützung und die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen sollen Arbeitsplätze gesichert und die regionale Wirtschaft gestärkt werden. "Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für mich keine Schlagworte sondern Leitprinzipien. Ein modernes Verständnis von Infrastruktur umfasst nicht nur Straßen und Wege, sondern auch den weiteren Ausbau der Breitbandinfrastruktur. Damit schaffen wir nicht nur eine zukunftsfähige digitale Vernetzung, sondern erhöhen auch die Attraktivität unserer Verbandsgemeinde als Wirtschaftsstandort", so Ding, der sich "als Brückenbauer zwischen der bewährten ländlichen Lebensrealität und modernen Veränderungen sieht. Die Bewahrung regionaler Identität seien ihm genauso wichtig wie die Anpassung an moderne Entwicklungen, um dieVerbandsgemeinde zukunftsfit zu machen.

Die Vorstände von CDU und FWG berichten von breiter Zustimmung der Mitglieder zu diesem Bündnis. Die Zusammenarbeit zwischen den Parteien wird als notwendig angesehen, um die politische Mitte zu stärken und gemeinsame Herausforderungen anzugehen. Obwohl die FWG in der Vergangenheit gegen die CDU positioniert war, begründet der Vorsitzende der FWG Stadt Hermeskeil dies mit persönlichen Differenzen zu der damaligen Person des ehemaligen CDU-Stadtbürgermeisters. Die Zusammenarbeit wird als Antwort auf jahrelange »Abstimmungsprobleme« und Streitigkeiten um Zuständigkeiten zwischen Stadt und VG präsentiert.

Bürgernahe Politik der Mitte

Die Parteien betonen ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und laden andere ideologiefreie Akteure ein, gemeinsam Lösungen zu finden. In einer Zeit, in der politische Ränder erstarken, sehen sie ihre Politik der Mitte als notwendiges Gegenmittel.  "In dem sich die Ränder des politischen Spektrums unzufriedene Wählerinnen und Wähler angeln, ist von besonderer Wichtigkeit, die Menschen an die Wahlurne zu bringen und ihr Kreuz bei demokratisch-vernünftigen Parteien zu machen und sich nicht aus Frust über Landes- oder Bundespolitik extremen Parteien zuzuwenden. Auf Inititiative von Christian Kruchen haben die Mitglieder von CDU und FWG einstimmig ihre Zustimmung für dafür erteilt, dass FWG und CDU sich vor der Wahl gegenüber den Wählerinnen und Wähler bereits transparent zeigen, indem sie ihre Kooperation der politischen Mitte bestehend aus CDU und FWG vorstellen.  

Bislang sind außer den Kandidaturen von Ding und Kruchten keine weiteren Bewerbungen für die Bürgermeisterwahlen bekannt. Der amtierende VG-Chef tritt aus Altersgründen nicht mehr an, und die Stadtbürgermeisterin hat ihre Absichten noch nicht geäußert.

Das sind die beiden Kandidaten:

Christian Kruchten ist 49 Jahre alt und gebürtiger Hermeskeiler. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und ist als selbstständiger Rechtsanwalt tätig. Kommunalpolitisch in Hermeskeil engagiert hat sich das FWG-Mitglied bereits in städtischen Ausschüssen. Ein Mandat im Stadtrat oder im Verbandsgemeinderat Hermeskeil hatte Kruchten bisher nicht. Politische Erfahrung bringt er dennoch mit aus der Zeit, als er in Schillingen lebte. In der früheren VG Kell am See bewarb er sich 2006 für die SPD bei der Bürgermeisterwahl, unterlag aber gegen Amtsinhaber Werner Angsten (CDU). In Hermeskeil ist der 49-Jährige seit Jahren im Vorstand des Hochwald Gewerbe Verbands. Zur Kommunalwahl am 9. Juni soll Kruchten als gemeinsamer Kandidat von CDU und FWG für die Stadtbürgermeisterwahl in Hermeskeil antreten.

Stefan Ding ist der Bewerber von CDU/FWG für die Wahl des Bürgermeisters der VG Hermeskeil. Er ist Jahrgang 1970, in Züsch aufgewachsenen, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Hermeskeil. Ding ist ausgebildeter Groß- und Außenhandelskaufmann, hat Verwaltungswissenschaften studiert und leitet seit 2015 die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) Hermeskeil. Er ist seit 2019 Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat und Mitglied im VG-Rat Hermeskeil.


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