Nur unverpackt ist schön verpackt
Doch bis es soweit war und "Jessi" mit ihrem "Füll mal"-Truck die Märkte der Region (darunter auch der in Mayen) erobern konnte, waren einige Hürden zu bewältigen. Die erste war die Entscheidung, sich selbstständig zu machen. "Ich habe etwas gesucht, das ich auch mit meinen Aufgaben als zweifache Mutter vereinbaren kann", erinnert sich die 33-Jährige. Aber das war gar nicht so leicht für die im kaufmännische Beschäftigte bei der Post und später in einem Drogeriemarkt. "Das hat alles Spaß gemacht, aber es hat mich nicht erfüllt", erzählt die sympathische, lebensfrohe Frau, die schon zu Schulzeiten ihr Pausenbrot in einer Blech- statt Plastikdose dabei hatte. Als die Entscheidung zur Selbstständigkeit fiel, lief das "Projekt Unverpackt-Truck" schon einige Zeit. Die zweite Hürde war das passende Gefährt. In München fand die Eifelanerin einen UPS-Truck, der ihrer Vorstellung entsprach. Sie "kratzte" all ihr Geld zusammen., lieh sich etwas vor Freunden, die die Idee ganz toll fanden, und setze sich ins Flugzeug nach Bayern. Zurück sollte es mit der Neuerwerbung gehen. Doch auf der Autobahn, kurz hinter Frankfurt, machte der Wagen "schlapp". Zweifel und Frust machten sich bei Jessica Thijs breit. Doch der Defekt konnte behoben werden. Jetzt galt es, den nur mit Schwerlastregalen ausgestatteten Wagen als Verkaufswagen umzurüsten. Schon hierbei schaute sie auf Nachhaltigkeit und verbaute nur Natur- oder gebrauchte Materialien. Im Mai 2019 konnte die Geschäftsfrau starten. Seitdem besucht sie regelmäßig die Märkte in der Region. Während des Lockdowns arbeitete sie mit einem Lebensmittelmarkt zusammen und belieferte Kunden auf dem Land. "Das wurde sehr gut angenommen", so das Fazit. Ihr Sortiment beinhaltet zurzeit um die 100 Produkte, von Grundnahrungsmitteln über Drogerie- bis hin zu Kosmetikartikeln. "Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Produkte überwiegend aus unserer Region kommen. Mal abgesehen von den Spezialitäten wie zum Beispiel Kaffee, den es hier nicht gibt, aber dafür fair gehandelt wird." Sie legt Wert darauf, dass sie sich nicht als Konkurrenz zu anderen Markthändlern versteht, denn sie hat kein Obst und Gemüse, sondern bietet ein zusätzliches Angebot. Wie auch in Mayen, wo sie alle zwei Wochen auf dem Wochenmarkt vertreten ist. In der Eifelstadt machte sie bereits gute Erfahrungen auf dem Hippiemarkt, den Heike Berressem ("Zeitgeist") auf dem Schützenplatz im Nettetal organisierte. "Das war wunderschön", schwärmt die gebürtige Wiesbadenerin noch heute. Dort traf sie OB Wolfgang Treis, der sie auf der Stelle für den Wochenmarkt engagierte. Auch auf dem Welterbemarkt in den Burggärten stieß sie auf positive Resonanz. Sie freut sich schon jetzt darauf, am Donnerstag, 8. Oktober, wieder in Mayen sein zu dürfen. www.fuellmal.de