Michael Nielen

Viel Violett in der Steinfelder Basilika

Steinfeld. Die altehrwürdigen Mauern der Steinfelder Basilika haben schon manches erlebt. Aber die große Zahl hoher kirchlicher Würdenträger dürfte auch für diesen Ort einmalig gewesen sein.
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hielt in der Steinfelder Basilika vor vielen Bischöfen und Gläubigen in einem sehr stimmungsvollen Gottesdienst die Predigt.

Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hielt in der Steinfelder Basilika vor vielen Bischöfen und Gläubigen in einem sehr stimmungsvollen Gottesdienst die Predigt.

Bild: Michael Nielen

Die Bischöfe aus ganz Deutschland – 57 von 61 waren wohl anwesend – hatten sich in der Basilika eingefunden, um gemeinsam den Eröffnungsgottesdienst zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu feiern, die drei Tage lang im Kloster Steinfeld tagt. Zu dieser feierlichen Messe waren zahlreiche Gläubige aus der Eifel gekommen. Das freute sowohl den gastgebenden Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser als auch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. Beide begrüßten die Anwesenden mit freundlichen und warmen Worten.

In seiner Begrüßung wies Dr. Helmut Dieser auf die besondere Bedeutung des Treffens der Bischöfe mitten in der Eifel hin. Im Bistum Aachen habe man sehr lange warten müssen, um erstmals Gastgeber der Deutschen Bischofskonferenz zu sein. »Aber wo sonst gibt es einen Ort, an dem man zu jeder Jahreszeit frische Äpfel vorfindet?«, schmunzelte der Bischof. Steinfeld sei einer der ältesten geistlichen Orte im Bistum und das Grab des beliebten Heiligen Hermann-Josef, das sich mitten in der Basilika befindet, sei ein Anziehungspunkt für viele Menschen. Daher habe man sich bewusst für das Kloster Steinfeld als Tagungsort entschieden.

Predigt von Bischof Dr. Georg Bätzing

In seiner Predigt ging Bischof Dr. Georg Bätzing auf die Bedeutung von Fasten, Gebet und Gerechtigkeit in der heutigen Zeit ein. Er betonte, dass Fastenzeiten nicht nur der persönlichen Besinnung dienen, sondern auch ein Zeichen der Solidarität mit den Benachteiligten der Gesellschaft seien. Die österliche Bußzeit sei zudem eine Gelegenheit zur inneren Umkehr. Diese sei jedoch nur dann sinnvoll, wenn drei Bedingungen erfüllt würden: die Einsicht in die eigene Verantwortung, der Glaube an die eigene Wirksamkeit und das Vertrauen darauf, dass Gott auch kleine Beiträge für größere Ziele nutzen kann.

Mit Bezug auf die Enzyklika »Laudato si’« von Papst Franziskus forderte Bätzing zu einem veränderten Lebensstil auf. »Du kannst etwas ändern, denn du kannst dich und dein Verhalten verändern«, zitierte er den Papst und rief dazu auf, Verantwortung für Umwelt und Mitmenschen zu übernehmen. Bischof Bätzing betonte zudem die symbolische Bedeutung der Zahl 40, die nicht nur in der Bußzeit, sondern auch in der Bibel eine zentrale Rolle spielt – etwa bei der Sintflut, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, Mose auf dem Berg Sinai oder dem Fasten Jesu in der Wüste.

Diese Zeit stehe für Wandlung und Vorbereitung – nicht nur im religiösen Sinne. Der Bischof zog den Vergleich zur menschlichen Entwicklung: In 40 Wochen wachse ein Kind bis zur Geburt heran. So könne auch die Fastenzeit als Phase des Wachstums und der Veränderung genutzt werden, um aktiv an einer gerechteren und mitmenschlicheren Welt mitzuwirken. Er schloss mit den Worten: »Wer mitwirken will an neuen Zeiten, anderen Verhältnissen, gerechteren Zuständen und einer liebenswerten Welt, der ist herzlich eingeladen. Jetzt ist die Zeit!«

Kloster Steinfeld war auf hohen Besuch eingestellt

Das Kloster Steinfeld erlebte eine besondere Premiere: Zum ersten Mal in seiner Geschichte war das Bistum Aachen Gastgeber der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Vom 10. bis 13. März tagten im Kloster 57 Bischöfe, darunter Kardinäle, Erzbischöfe und der Apostolische Nuntius.

Nach Mitteilung der Abteilung Kommunikation des Bischöflichen Generalvikariats Aachen wurden im Vorfeld umfassende Vorbereitungen getroffen. Die 93 Vier-Sterne-Zimmer des Gästehauses waren für die Bischöfe reserviert, weitere Unterkünfte standen im alten Gästehaus und im Haus St. Benedikt bereit. Neben dem regulären Frühjahrsputz wurden technische und bauliche Maßnahmen umgesetzt: Ein leistungsstarkes, speziell für die Tagung abgeschirmtes WLAN wurde installiert, die ehemalige Bibliothek und die Schülerkapelle für neue Aufgaben hergerichtet sowie Tagungsräume für die Bischöfe, die Presse und das Organisationsbüro eingerichtet.

Besonders arbeitsintensiv war die Erweiterung des Hermann-Josef-Saals von 180 auf 240 Quadratmeter, inklusive neuer Sanitäranlagen. Diese Verbesserungen der Infrastruktur seien nicht nur für die Konferenz, sondern auch für die Zukunft vorgenommen worden, wird Christoph Böhnke von der Kloster Steinfeld GmbH & Co. KG zitiert.

Auch in der Basilika wurde aufgeräumt und renoviert. Messdiener wurden aus den umliegenden Pfarreien organisiert, und Messgewänder aus Aachen mussten beschafft werden, da vor Ort nicht genügend einheitliche Gewänder vorhanden waren.

Die Bischofskonferenz umfasste nicht nur Beratungen, sondern auch öffentliche Gottesdienste. Diese konnten von der Bevölkerung besucht werden und wurden zudem live übertragen. Aus diesem Grund wurden Podeste für Kameras installiert.

Kulinarisch blieb Steinfeld seinem Konzept treu. »Ob Wanderer oder Bischof – wir kochen gewohnt hochwertig«, so das Zitat von Küchenchef Michael Pursian. Auf der Speisekarte standen bodenständige Gerichte wie Kassler mit Sauerkraut. Die Weinauswahl wurde für die Tagung ergänzt.


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