Frederik Scholl

»Herzstück des Bevölkerungsschutzes« - Neue Leitstelle in Betrieb (Video)

Kreis Euskirchen. Die neue Rettungsleitstelle des Kreises ist in Betrieb. Von dort aus werden künftig die Brandschutz- und Hilfeleistungseinsätze der Feuerwehren sowie der Katastrophenschutz und der Rettungsdienst koordiniert.
Eröffneten mit dem symbolischen Knopfdruck die neue Leitstelle und damit das »Herzstück des Bevölkerungsschutzes« im Kreis Euskirchen  (v.li.): Martin Fehrmann (Abteilungsleiter Gefahrenabwehr), Landrat Markus Ramers, Markus Neuburg (Leiter der Leitstelle) und Julia Baron (Geschäftsbereichsleiterin Zentrales, Ordnung und Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen).

Eröffneten mit dem symbolischen Knopfdruck die neue Leitstelle und damit das »Herzstück des Bevölkerungsschutzes« im Kreis Euskirchen (v.li.): Martin Fehrmann (Abteilungsleiter Gefahrenabwehr), Landrat Markus Ramers, Markus Neuburg (Leiter der Leitstelle) und Julia Baron (Geschäftsbereichsleiterin Zentrales, Ordnung und Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen).

Bild: Scholl

Die Einrichtung der neuen Rettungsleitstelle war einer der Gründe, warum der Kreistag im April 2018 den Kreishaus-Anbau genehmigte. Den offiziellen Spatenstich im Dezember 2019 führte noch der ehemalige Landrat Günter Rosenke durch.

53.000 Notrufe im letzten Jahr

Beengte Platzverhältnisse in der bisherigen Rettungsleitstelle und gestiegene technische Anforderungen machten die neue Rettungsleitstelle notwendig. »Wir hatten im Jahr 1976, also vor knapp 50 Jahren, circa 4.000 Einsätze, die von der damaligen Leitstelle disponiert worden sind. Heute liegen wir bei 42.000 Einsätzen pro Jahr. Die Anzahl der Notrufe betrug im letzten Jahr 53.000. Das zeigt, dass das eine gewaltige Aufgabe ist und dass es dafür auch entsprechende Ressourcen braucht, technische Ressourcen aber auch in personeller Hinsicht«, sagte Landrat Markus Ramers beim Pressegespräch vor dem Umzug in die neue Leitstelle.

Nach Aussage des Landrats sei die neue Leitstelle »sicherlich eine der modernsten in ganz Deutschland«. Auch Erfahrungen aus der Flutkatastrophe 2021 seien in die Planung und Umsetzung eingeflossen. Die neue Leitstelle sei das Herz des Bevölkerungsschutzes und die Steuerungszentrale. »Das hier ist keine technische Spielerei und auch kein Protzprojekt, sondern absolut notwendig«, betonte der Landrat. Es gehe darum, Menschenleben zu retten, Sachschäden zu minimieren und Gefahren abzuwehren, so Ramers. 4,5 Millionen Euro hat der Kreis allein in die Leitstellentechnik investiert.

38 Mitarbeiter sind im Schichtbetrieb in der neuen Rettungsleitstelle tätig. Insgesamt verfügt sie über elf hochmoderne Einsatzleitplätze für die Disponenten. Visuelle Anzeigen an den einzelnen »Arbeitsplätzen« signalisieren den Kollegen beispielsweise, wenn der betreffende Disponent »gebunden« ist, weil gerade einem Anrufer erklärt, wie dieser Reanimationsmaßnahmen durchführt. In diesem Fall kann ein anderer Disponent die Aussendung eines Rettungswagens zum Einsatzort koordinieren.

Kooperation mit Nachbarkreisen

Drei der elf Einsatzleitplätze befinden sich zudem in einem separaten Raum. Diese können im Zuge einer Kooperation mit den Kreisen Düren und Heinsberg auch von Mitarbeitern der dortigen Leitstellen genutzt werden – für den unwahrscheinlichen Fall, dass eine der Leitstellen dort ausfallen sollte. Dies gilt auch umgekehrt. Neben den Einsatzleitplätzen gibt es sechs zusätzliche Notrufabfrageplätze, die bei erhöhtem Notrufaufkommen besetzt werden können. »Wir haben Erfahrungen mit großen Einsatzlagen und auch mit einer Katastrophe«, sagte Martin Ehrmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr des Kreises Euskirchen. Durch viele Übungen sei man gut auf verschiedene Szenarien vorbereitet, so Ehrmann. Auch gegen mögliche Cyberangriffe müsse man gewappnet sein, erklärte der Abteilungsleiter.

Aus diesem Grund verfügt die neue Einsatzleitstelle über zwei Technikzentralen, die unabhängig voneinander arbeiten können. Zudem gibt es zwei separate Notstromversorgungen, welche die Leitstelle im Ernstfall mit Energie versorgen. Zwei Wassertanks auf dem Dach können im Krisenfall zudem für einen gewissen Zeitraum die Wasserversorgung des Lagezentrums sicherstellen, erklärte Markus Neuburg, Leiter der Leitstelle. Unterschiedliche Sicherheitsbereiche im Lagezentrum, die zum Teil durch schusssichere Zwischentüren abgetrennt sind, sollen verhindern, dass unautorisierte Personen die Leitstelle betreten können.

Räume für Führungs- und Krisenstab

Neben der Leitstelle selbst sind im Lagezentrum im Kreishaus-Anbau Räume für den operativen Stab (Führungsstab) sowie für den administrativen Stab (Krisenstab und Koordinierungsgruppe) eingerichtet. Zusätzlich gibt es Büroräume sowie Sozial- und Ruheräume.

Bezogen wurde der Kreishaus-Anbau sukzessive seit Sommer 2024. Das Gebäude beherbergt das Jobcenter, die Jugendberufsagentur sowie verschiedene Abteilungen der Kreisverwaltung, darunter das Schulamt, die Wirtschafts- und Strukturförderung, das KoBIZ und Einheiten des Gesundheitsamtes.

Als letzte Einheit zieht die Abteilung für Gefahrenabwehr, zu der auch die neue Leitstelle gehört, in das Gebäude.


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