Frederik Scholl

Netzwerk hilft verletzten Wildtieren

Kreis Euskirchen. Der Nabu, der Kreis Eus­kirchen und zwei Stiftungen haben das ehrenamtliche Netzwerk »Wildtierhilfe Nordeifel« ins Leben gerufen. Ziel des Netzwerks ist es, verletzten und verwaisten Wildtieren zu helfen, diese zu heilen oder aufzupäppeln und sie sicher in die Natur zurückzuführen.

Freuen sich über die engere Vernetzung der Wildtierhilfe im Kreis Euskirchen (v. l.): Birgit Wonneberger-Wrede, Geschäftsbereichsleiterin für Gesundheit und Soziales beim Kreis Euskirchen, Kreisveterinär Dr. Jochen Weins, Bernd Hellgardt, Stiftungsvorstand der Eifelstiftung, sowie Monika Zöller und Ulrich Pohl (beide Vorsitzende des NABU-Kreisverbands Euskirchen).

Freuen sich über die engere Vernetzung der Wildtierhilfe im Kreis Euskirchen (v. l.): Birgit Wonneberger-Wrede, Geschäftsbereichsleiterin für Gesundheit und Soziales beim Kreis Euskirchen, Kreisveterinär Dr. Jochen Weins, Bernd Hellgardt, Stiftungsvorstand der Eifelstiftung, sowie Monika Zöller und Ulrich Pohl (beide Vorsitzende des NABU-Kreisverbands Euskirchen).

Bild: Scholl

Während der Brutzeit klingelt beim Nabu im Kreis Eus­kirchen bis zu 20 Mal am Tag das Telefon, weil ein verletztes oder vermeintlich verwaistes Wildtier gefunden wurde. Bisher kümmerte sich der Nabu weitestgehend in Eigenregie darum, diesen Wildtieren zu helfen. Mit der Gründung des Netzwerks »Wildtierhilfe Nordeifel« soll dieses Engagement nun auf breitere Schultern gestellt werden. Unterstützt werden die Tierschützer unter anderem durch die Eifel-Stiftung, die Dr.-Axe-Stiftung, den Kreis Euskirchen, weitere Ehrenamtliche und Tierärzte. »Wir setzen uns gemeinsam dafür ein, verletzten oder verwaisten Wildtieren zu helfen, sie zu rehabilitieren und sie sicher wieder in die Natur zurückzuführen«, sagt Monika Zöller, Vorsitzende des Nabu-Kreisverbands.


Die »Notfälle«, mit denen die Wildtierhilfe bei ihrer Arbeit konfrontiert wird, sind vielfältig. »Es geht los bei Singvögeln und Greifvögeln, über Igel, Hasen, Füchse, Rehe, Marder bis hin zu Fledermäusen. Also alles, was man sich vorstellen kann, außer Nutztieren«, erklärt Zöller.

Notrufnummer als zentraler Bestandteil

Zentraler Bestandteil des Netzwerks »Wildtierhilfe Nordeifel« ist die Notfall-Rufnummer 06557/9009879. Dort oder über das Meldeformular auf www.wildtierhilfe-nordeifel.de kann der Fund eines Tieres gemeldet werden. Über einen kurzen Fragenkatalog ermittelt die Hotline dann die bestmögliche Hilfe für die jeweilige Tierart und Situation.


Der Finder erhält anschließend einen Ansprechpartner genannt, bei dem das Tier abgegeben werden kann, damit es fachgerecht versorgt wird. Alternativ wird der Fahrdienst des Netzwerks aktiviert, der das Tier zum Tierarzt oder zu einer Pflegestation bringt. »Wenn beispielsweise ein Greifvogel gegen eine Scheibe geprallt ist, muss dieser sehr wahrscheinlich in eine Tierklinik gebracht werden, die über eine Unterdruckkammer verfügt, um eine mögliche Hirnschwellung zu behandeln. Das kann dann auch eine längere Autofahrt bedeuten, die entweder vom Fahrdienst oder vom Finder übernommen wird«, erklärt Zöller.


Aber auch das Aufpäppeln beziehungsweise Gesundpflegen der gefundenen Tiere gehört zu den Aufgaben des ehrenamtlichen Netzwerks und ist keineswegs so einfach, wie es sich anhört. »Ein Marder, der sich möglicherweise an den Menschen gewöhnt hat, kann nicht einfach so ausgesetzt werden. Das muss schrittweise über einen sogenannten ‚Soft-Release‘ erfolgen. Fledermäuse benötigen ein Flugtraining in speziellen Zelten, in denen sie sich nicht verletzen können. Für solche Fälle haben wir spezielle Pflegestellen«, verrät die Nabu-Vorsitzende.
Finanzielle Unterstützung erhält das Netzwerk aus Eigenmitteln des Nabu, durch Spenden und vor allem durch die Eifel-Stiftung und die Dr.-Axe-Stiftung. So soll es eine Aufwandsentschädigung für die ehrenamtlichen Helfer sowie die ehrenamtlich behandelnden Tierärzte geben. Auch an den Futterkosten für die aufzupäppelnden Tiere will sich das Netzwerk beteiligen. »Es ist ja nicht damit getan, einen Sack Trockenfutter zu kaufen. Die meisten Vögel beispielsweise sind auf Lebendfutter angewiesen«, erklärt Zöller.


Für den Kreis Euskirchen ist das Netzwerk ein Glücksfall. Nachdem der Wunsch nach einer gemeinsamen Wildtierauffangstation mit dem Kreis Düren und dem Landesumweltamt NRW (Lanuv) aus Kostengründen verworfen werden musste, freut man sich nun über das neue Netzwerk. Zwar unterstützt der Kreis nicht finanziell, aber das Veterinäramt steht mit seiner Expertise zur Verfügung. »Wir sind sehr froh, dass diese Verbindung gelungen ist«, erklärt Geschäftsbereichsleiterin Birgit Wonneberger-Wrede.


Das Ziel der Bemühungen des Netzwerks ist stets, das genesene Tier wieder in die Freiheit zu entlassen. Kreisveterinär Dr. Jochen Weins macht jedoch auch deutlich: »Wenn ein Tier nicht mehr gesund und genesen ausgewildert werden kann, dann muss es leider eingeschläfert werden. Auch wenn das traurig ist.«


Weitere Helfer, beispielsweise für den Fahrdienst, Pflegestellen und Tierärzte, die sich einbringen wollen, sind im Netzwerk »Wildtierhilfe Nordeifel« willkommen. Auch mit Spenden kann man die Initiative unterstützen. Hilfreich sind laut Monika Zöller auch ausrangierte Katzentransportboxen. »Wer beim Aufräumen des Kellers eine Katzentransportbox findet, kann diese gerne spenden.« Darin ließen sich auch bestimmte Wildtiere gut transportieren, so die NABU-Vorsitzende.

Weitere Infos: www.wildtierhilfe-nordeifel.de
Die Notfall-Rufnummer lautet: 06557/9009879.


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