Die Kinder sind mit Eifer dabei, die Ställe der Kälber auszumisten. Bürgermeister Jan Lembach (mitte, v.li.), Fabian Koch, in der Gemeindeverwaltung für Kindergärten und Schulen zuständig, sowie Julia Krause vom Kindergarten schauen zu.
Bild: Michael Nielen
Die Kinder nehmen die Aufgabe mit ihren Schubkarren ernst. Immer wieder nehmen sie den Weg vom Stall zum großen Misthaufen, um bei den Kälbern Platz für frisches Stroh zu machen. Das Ausmisten gehört bei ihnen fast schon zur Routine, denn diese Kinder besuchen seit August 2023 den ersten Bauernhof-Naturkindergarten im Kreis Euskirchen.
»Wir haben mit dem Kindergarten auf dem Bauernhof Neuland betreten und konnten bei der Einrichtung kaum auf Erfahrungswerte zurückgreifen«, sagt Dahlems Bürgermeister Jan Lembach zum neuen Kindergarten in Trägerschaft der Kommune. Es gab in der näheren Umgebung einfach kein Vorbild für das innovative Vorhaben.
»Hilfreich«, so Lembach, »waren die Tipps und Informationen von der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof. Die sind wirklich sehr rührig und aktiv.« Doch auch die Erfahrungen, die man von dieser Seite erhielt, konnten nicht verhindern, dass von der ersten Idee eines Bauernhof-Naturkindergartens in der Gemeinde Dahlem bis zu Verwirklichung mehr Zeit ins Land gehen sollte, als man eigentlich geplant hatte.
Danach war man davon ausgegangen, dass man den neuen Kindergarten auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Verena und Michael van Kann in der Fuchskaul bereits im August 2021 in Betrieb nehmen könnte. »Die Konstellation war für uns ein absoluter Glücksfall«, erinnert sich Jan Lembach. Verena van kann ist nämlich nicht nur Landwirtin, sondern auch eine ausgebildete Erzieherin, die ihre Bachelorarbeit passend über Bauernhofkindergarten-Konzepte schrieb. Was lag da näher, ein solches Vorhaben auf dem eigenen Hof umzusetzen.
»Wir wollten einen einfachen Kindergarten in einem stillgelegten Stall einrichten«, so Jan Lembach zu den Plänen, »doch einfach ist in Deutschland nicht einfach.« Immer wieder gab es neue baurechtliche Vorgaben, die umgesetzt werden mussten.
Hinzu kam die Corona-Pandemie, die Materialknappheit und die Schwierigkeit, Unternehmen zu finden. Das führte nicht nur zu einer zeitlichen Verzörgerung von gut zwei Jahren, sondern durch die Preissteigerungen wurde der schmucke Kindergartenbau auf rund 100 Quadratmetern mit Gruppen- und Ruheraum sowie den sanitären Einrichtungen mit rund 100.000 Euro auch teurer als ursprünglich geplant.
Dennoch ist nicht nur Jan Lembach vom Kindergarten begeistert: „Die Landschaft unserer Gemeinde ist durch Wald und Landwirtschaft geprägt. Daher passt der Bauernhof-Naturkindergarten hervorragend rein, um den Kindern diese Landschaft näher bringen zu können.« Ähnlich sieht das auch Julia Krause. Sie gehört neben der Kita-Leiterin Theresa Neubusch, der Bauernhofpädagogin Verena van Kann und weiteren drei Mitarbeiterinnen zu dem Team, das im August 2023 den Betrieb der Einrichtung mit derzeit elf Kindern aufgenommen hat. »Wir haben uns als Team tatsächlich erst einen Tag vorher getroffen und harmonieren wirklich sehr gut miteinander«, so Julia Krause. Es sei spannend, als Kindergarten den Alltag eines landwirtschaftlichen Betriebs mit rund 100 Stück Milchvieh samt Nachzucht zu erleben. Da sei jeder Tag anders. Man erlebe den Lauf der Jahreszeiten ebenso mit wie die Arbeiten auf dem Hof, die durch sie bedingt sind.
Das Konzept lasse die Kinder Natur und Tiere hautnah erleben - etwa mit der Hofhündin Toni. »Die Kinder lernen nicht nur den respektvollen Umgang mit den Tieren, sondern sie sind auch herausgefordert, sich gegenseitig zu helfen«, so Julia Krause, die sich auf weitere Kinder freut. Maximal können 20 Kinder betreut werden.
Siehe auch:
https://www.wochenspiegellive.de/kreis-euskirchen/artikel/ein-kindergarten-auf-dem-bauernhof
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