

»Ich fange heute mal mit einer positiven Botschaft an«, sagte Landrat Markus Ramers, Behördenleiter der Kreispolizeibehörde Euskirchen, zu Beginn der jährlichen Pressekonferenz anlässlich der Präsentation der Kriminalstatistik. Konkret bezog er sich dabei auf die Aufklärungsquote von 59,67 Prozent (+2,17 Prozent). »Das ist ein Wert, der deutlich besser ist als im Landesdurchschnitt in Nordrhein-Westfalen. Auch im Vergleich zu den Vorjahren haben wir uns da nochmal verbessert, und wir liegen damit insgesamt bei allen Polizeibehörden, die es in unserem Land gibt, auf Platz sechs. Das spricht für die sehr gute Arbeit in unserer Kreispolizeibehörde«, betonte Ramers.
»Es gibt Licht und Schatten in der Statistik«, sagte Ulrich Linden, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Euskirchener Polizei. Bei aller Freude über die gute Aufklärungsquote bereite ihm vor allem die Gesamtzahl der registrierten Straftaten Sorge. Diese stieg im Vergleich zum Vorjahr im Kreis Euskirchen von 11.733 auf 12.147 (+3,53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
64,95 Prozent der Straftaten wurden im Nordkreis (Euskirchen: 4.852; Zülpich: 1.172; Weilerswist: 1.155; Bad Münstereifel: 710) begangen. 35,05 Prozent im Südkreis (Mechernich: 1.478; Schleiden: 873; Kall: 702; Nettersheim: 369; Hellenthal: 354; Blankenheim: 348; Dahlem: 134).
29,38 Prozent der Tatverdächtigen waren nichtdeutscher Herkunft (2023: 29,55 Prozent). Der Landesdurchschnitt beträgt 38,04 Prozent. 5.394 Tatverdächtige wurden ermittelt, 764 mehr als im Vorjahr. 74,92 Prozent der Tatverdächtigen sind männlich.
Anlass zur Sorge bereite Ramers unter anderem der Anstieg der Körperverletzungsdelikte. Insgesamt gab es im Jahr 2024 1.715 solcher Delikte (+9,38 Prozent). 1.544 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, 444 davon waren nach Angaben der Polizei nichtdeutscher Herkunft (28,76 Prozent). Zwar liege die Aufklärungsquote bei den Körperverletzungsdelikten bei 93,8 Prozent, aber die große Anzahl der Körperverletzungen werfe die Frage auf, warum es eine Steigerung gebe, so Linden. »Es hat sich gesellschaftlich etwas verändert. Die Menschen sind gereizter. Man verliert offensichtlich die Kompetenz, einen Konflikt mit Worten zu lösen und löst ihn mit Taten«, erklärte Ulrich Linden. »Wichtig ist aber auch die Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger des Kreises, dass man aus meiner Sicht auf offener Straße von einem Unbekannten angegriffen wird«, so Linden. In den meisten Fällen würden sich Täter und Geschädigter kennen, so der Kripo-Chef.
Erwartungsgemäß gestiegen seien auch die Fallzahlen im Bereich der Vermögenskriminalität, insbesondere bei den Betrugsdelikten (2.298 Fälle, +9,64 Prozent). »Das ist ein anhaltender Trend, der in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass sich diese Form ins Internet verlagert«, erklärte Linden.
Ebenfalls leicht gestiegen sind die Fallzahlen bei schwerem Diebstahl (1.475, +3,22 Prozent), Ladendiebstahl (610, +1,16 Prozent), Diebstahl aus Kraftfahrzeugen (914, +2,66 Prozent) und Wohnungseinbrüchen (250, +3,31 Prozent).
Insgesamt wurden 2024 491 Gewaltdelikte erfasst (+16). 530 Tatverdächtige wurden ermittelt. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt bei 90,63 Prozent. Die Tatverdächtigen teilen sich in 59 Kinder, 95 Jugendliche, 38 Heranwachsende und 338 Erwachsene auf.
Im Jahr 2024 wurden 675 Fälle (+32) von häuslicher Gewalt erfasst. Bei 6,07 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch.
Einen Rückgang gab es bei den Sexualdelikten von 297 auf 283 (-4,71 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt bei 84,45 Prozent. »Erfreulicherweise sind die Fallzahlen gesunken, da werden wir uns aber nicht drauf ausruhen«, sagte Ulrich Linden. »Die Frage ist auch immer, ob es da eine Dunkelziffer gibt. Wird aus Scham, aus falscher Loyalität, aus Angst eine Straftat nicht gemeldet und bleibt unentdeckt?«, sagte Linden. Daher appellierte er sowohl an die Opfer als auch an Außenstehende, derartige Delikte immer anzuzeigen.
Anzeige erstatten will auch Landrat Markus Ramers, und zwar in allen Fällen von »Widerstandshandlungen gegen Vollstreckungsbeamte und gleichgestellte Personen« in seinen Behörden, also in Fällen von Gewalt gegen Polizei, Rettungskräfte oder Feuerwehr. 2024 stieg die Zahl auf 80 Fälle (+25 Prozent).
Einen Rückgang vermeldete die Polizei bei der Betäubungsmittelkriminalität. Insgesamt wurden 282 Fälle erfasst (-107; -27,51 Prozent).