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Jupp, der zugkräftige Bock

Antonia und Jenny Zimmermann haben eine kleine Ziege aufgepäppelt und vor dem Tod bewahrt. Nun zieht Jupp im LVR-Freilichtmuseum Kommern sogar einen Karren – wie es früher in der Eifel üblich war.

Kurz nach seiner Geburt sah es für Jupp gar nicht gut aus. Inzwischen ist er "der starke Kerl" unter den Ziegen im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Dort wurde Jupp mit seiner Zwilllingsschwester Lotte am 28. Februar 2020 geboren. Doch ihre Mutter nahm Jupp nicht an. Während Lotte bereits auf den Beinen stand, lag das kleine Zicklein noch in seiner Nachgeburt. Die Museumsbäuerinnen Antonia und Jenny Schmitz wussten, dass "Juppsi", wie sie das weiße Tier liebevoll nennen, alleine nicht überleben wird. Das war keine Option für die beiden. Sie holten sich die Zustimmung von Museumsleiter Josef Mangold und nahmen den Ziegenbock mit ins eigene Heim nach Kommern. Das hat den Lebensrhythmus der beiden Frauen ziemlich durcheinandergebracht. "Zuerst haben wir ihn stündlich mit Biestmilch versorgt", berichtet Antonia Zimmermann. Biestmilch ist die Milch, mit der Mütter bei Kühen - in diesem Fall Ziegen - ihre Nachkommen in den ersten Tagen versorgen. Später wechselte Jupps Fütterung in einen zwei- bis dreistündigen Rhyhtmus. "Er hat uns eine Menge Schlaf gekostet. Aber wenn man das Ergebnis sieht, war es das wert", findet Jenny Zimmermann. Da es draußen zunächst noch frostig war, blieb Jupp im Haus, bevor es in den Garten ging. "Im Haus haben wir ihm einen alten Laufstall hingestellt", erzählt Antonia Zimmermann und fügt schmunzelnd an: "Nach vier Tagen hatte er raus, dass er den besser sauber hält." Somit ist Jupp die einzige stubenreine Ziege im Freilichmtmuseum. Dort lebt er inzwischen. Zwar fühlte er sich auch bei den beiden Zimmermann'schen Hunden wohl. Doch Jupp soll sich als Ziege fühlen und als solche groß werden. "Das Tierwohl stand immer im Mittelpunkt", betont Jenny Zimmermann. Deshalb wurde Jupp jeden Tag in einer Bauchtragetasche in den Stall mitgenommen. Nach zehn Wochen zog er im Museumsstall ein. Die beiden Zimmermanns merkten bald, dass "Juppsi" ein sehr gelehriges und aufmerksames Zicklein ist. Also wagten sie ein Experiment. Sie legten ihm ein Geschirr um und ließen ihn zunächst einen kleinen Holzblock ziehen. Und Jupp zog. Behutsam trainierte das Trio weiter. Inzwischen zieht Jupp einen kleinen Wagen hinter sich her. Mit dem Experiment will das Freilichtmuseum seinem Lehrauftrag nachkommen zu zeigen, wie die Menschen früher lebten. "Die Ziege wurde auch 'das Pferd des kleinen Mannes' genannt", erklärt Jenny Zimmermann den Hintergrund: "Es gab viele Bauern, die damit gearbeitet haben. Und das soll hier gezeigt werden." Einen Gaul konnten sich nicht alle Bauern leisten. Um trotzdem Gegenstände mit einer Karre von A nach B zu transportieren, nutzten weniger gut situierte Landwirte Ziegen als Zugtiere - auch in der Eifel. "Wir wollten das schon lange einmal im Museum zeigen", berichtet Antonia Zimmermann. Doch die Museumsiegen waren bislang zu schwach oder hatten Angst, etwas hinter sich her zu ziehen. Nun aber zeigt "Juppsi", dass er das kann. Und zwar freiwillig. Denn auch hierbei ist den Museumsmitarbeitern das Tierwohl wichtig. Und so darf Jupp auch einfach mal "keinen Bock" haben.


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