Michael Nielen

Behinderte Welpen »entsorgt«

Mechernich. Die sechs Welpen im Alter von acht Wochen sind putzmunter und voller Lebensfreude. Doch das »Geschenk«, das zwei Frauen dem Kreistierheim Mechernich am Nikolausabend hinterließen, bereitet den Tierschützern große Sorgen. Denn die kleinen Hunde weisen starke Behinderungen auf und wurden offensichtlich im Tierheim »entsorgt«.

Jana Goebel, Mitarbeiterin des Kreistierheims Mechernich, kümmert sich derzeit federführend um die Welpen, die wohl aus einem Mix aus Labrador, Golden Retriever und Schweizer Schäferhund entstanden sind. Eigentlich eine hübsche Mischung – wären da nicht die schwerwiegenden Missbildungen an Pfoten, Gelenken und Beinknochen, unter denen die Tiere leiden. »Der Grad der Behinderungen ist unterschiedlich«, erklärt Rachel Gassen, Leiterin des Mechernicher Tierheims. Am schlimmsten betroffen ist dabei der einzige Rüde.

»Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt aber keinen Grund, die Hunde einschläfern zu lassen«, so Rainer Bauer, Vorsitzender des Tierschutzvereins Mechernich. Das habe auch die Untersuchung der Welpen in der Tierarztpraxis von Dr. Laszlo Hornyak in Simmerath ergeben. Danach sind die Welpen momentan schmerzfrei, brauchen jedoch Pflege und vor allen Dingen spezielle Physiotherapie. Ansonsten müsse man die Entwicklung der Welpen abwarten, um festzustellen, ob eventuell Amputationen, Prothesen oder im schlimmsten Fall eine Einschläferung notwendig werden könnten.

»Wir prüfen derzeit, ob die Missbildungen genetische Ursachen haben oder durch falsche Haltung entstanden sind«, so Rainer Bauer weiter. Jana Goebel nahm unterdessen zwei junge Welpen über das Wochenende mit nach Hause, um sie einer Tier-Physiotherapeutin vorzustellen. »Physiotherapie«, verriet sie, »könnte in einigen Fällen helfen, die Fehlstellungen zu korrigieren.« Langfristig sei eine Vermittlung in liebevolle Hände denkbar, doch die Behandlungskosten seien teuer. Daher ist das Tierheim dringend auf Unterstützung angewiesen.

»Wer uns helfen möchte, kann unter dem Stichwort ‚Behinderte Welpen‘ spenden. Diese Mittel verwenden wir ausschließlich für die Pflege und Behandlung der Tiere«, erklärt Rainer Bauer. Freuen würde man sich auch über Physiotherapeuten, die ehrenamtlich helfen wollen, sowie über Spenden von hochwertigem Welpenfutter.

Man versucht auch, die beiden »Finderinnen« der Welpen mit Hilfe eines Rechtsanwalts für die Erstattung der Kosten haftbar zu machen. Denn der Weg, der die Hunde ins Tierheim führte, war mysteriös. Zwei Frauen hatten die Welpen angeblich auf einem Autobahnparkplatz an der A 61 bei Weilerswist gefunden. Jana Goebel misstraute der Geschichte der beiden Frauen, die keine Personalien hinterließen, und begann zu recherchieren.

Im Internet stieß sie auf eine Online-Anzeige in Grevenbroich, in der vier Welpen angeboten wurden, die den abgegebenen Tieren sehr ähnlich sahen. »Die gesunden Welpen sollten verkauft werden, während die behinderten Tiere entsorgt wurden.« Das Veterinäramt in Grevenbroich wurde umgehend tätig und durchsuchte die Wohnung der mutmaßlichen Besitzerin. Dort wurden weitere Hunde in schlechtem Zustand gefunden und beschlagnahmt. Zwischenzeitlich hat der Tierschutzverein auch eine Strafanzeige wegen Tieraussetzung erstattet.

Wie man für die Welpen spenden kann, das erfährt man hier: www.tsv-mechernich.de


 


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