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Ein Opfer von Gewalt wehrt sich

Die Türe öffnet sich zögernd. Kathrin B. schaut sich um, bittet den Besuch herein und schließt gleich wieder ab. »Ich habe richtig Angst«, sagt die allein stehende Frau, »Dennoch habe ich mich entschlossen, zu handeln. Ich will mich wehren und möchte, dass die Öffentlichkeit erfährt, was mir widerfahren ist.«
So sahen die Verletzungen von Kathrin B. aus, die ins Schleidener Krankenhaus eingeliefert werden musste. Foto: Privat

So sahen die Verletzungen von Kathrin B. aus, die ins Schleidener Krankenhaus eingeliefert werden musste. Foto: Privat

Kathrin B. wohnt im Stadtgebiet von Schleiden. Sie ist Opfer von Gewalt geworden. Davon sieht man nicht mehr viel, die äußeren Wunden sind verheilt. Doch die psychischen Folgen sind gravierend. »Ich traue mich nicht mehr vor die Türe«, sagt sie. Grund: Ihr Peiniger lebt im gleichen Haus, eine Etage höher - noch.

Geschlagen

»Mein angetrunkener Nachbar hat mich zusammengeschlagen. Ich habe gedacht, der bringt dich um«, sagt Kathrin B. und beginnt stockend, ihre Geschichte zu erzählen. Ursprünglich stammt sie aus Brühl und ist der Liebe wegen zunächst nach Mechernich gezogen. Die Beziehung ging auseinander. Kathrin B., die eine Erwerbsminderungsrente bezieht, musste für sich und ihren Hund eine neue Bleibe finden. »Ich war sehr froh, die Wohnung im Schleidener Stadtgebiet gefunden zu haben«, erzählt sie. Sie verfügt über einen Garten und liegt am Waldrand - ideal für sie und ihren Hund. Da ignorierte sie auch die Beschwerden ihres Vormieters über den Nachbarn, der die Wohnung oberhalb bewohnt. »Ich wurde bald eines Besseren belehrt«, so Kathrin B. weiter. Der Mann habe die Eigenart, tagsüber zu schlafen und nachts zu trinken. Dann mache er Radau und man könne nicht schlafen. Außerdem sei er ein Spanner gewesen. Sie habe eine entsprechende Anzeige gegen ihn bei der Polizei gemacht.

Eskalation

Am Mittwoch, 28. Juni, gegen 0.35 Uhr sei die Situation dann eskaliert. Kathrin B.: »Er hat wieder so laut in seiner Wohnung rumort, dass ich nicht schlafen konnte.« Sie trat daraufhin auf ihre Terrasse und forderte den Nachbarn auf, endlich Ruhe zu geben. »Daraufhin«, erzählt sie weiter, »kam der Nachbar herunter, warf eine Bank und einen Wäscheständer um. Anschließend schlug und würgte er mich.« Andere Nachbarn seien schließlich durch den Lärm geweckt worden und verständigten die Polizei und die Rettungskräfte.

Polizei eingeschaltet

Die Erzählung deckt sich weitgehend mit den Ausführung von Lothar Willems, Pressesprecher der Polizei. Beim Eintreffen am Tatort hätten die Polizeibeamten eine am Boden sitzende Frau und einen offenbar alkoholisierten Mann angetroffen. »Der Mann«, so Willems, »hat auf Nachfrage erklärt, die Frau habe ihn provoziert und er habe sich wehren müssen.« Die Entnahme einer Blutprobe habe er verweigert. Nach einer Gefährderansprache, deutliche Ermahnung durch die Polizei, hätten die Beamten den Eindruck gewonnen, dass mit einer weiteren Eskalation nicht zu rechnen sei. Die Frau sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus Schleiden gebracht worden. Aus dem Krankenhaus hat sich Kathrin B. auf eigene Verantwortung entlassen: »Ich habe doch keinen mehr, der auf meinen Hund aufpasst. Ins Tierheim möchte ich ihn nicht geben.« Auch ins Frauenhaus Euskirchen, wohin sie sich flüchten wollte, konnte sie den Hund nicht mitnehmen. Immerhin habe der Vermieter nun wohl dem Nachbarn gekündigt. Und über den Weißen Ring habe sie Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen, der ihre Sache nun rechtlich vertrete. 


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