Frederik Scholl

Abstieg in die geheime Unterwelt - der geheime Bunker der Landeszentralbank NRW

Satzvey. Seit 2012 kann in Satzvey der ehemalige Atomschutzbunker der Landeszentralbank (LZB) im Rahmen von Führungen und Sonderveranstaltungen besichtigt werden. Das Team von Ehrenamtlichen, das diese Führungen anbietet und die Bunkeranlage instand hält, sucht jetzt mit Unterstützung des Feder e.V. nach Verstärkung.

"Der LZB-Bunker ist heute das, was man einen Lost Place nennt", erklärt Peter Kern im Gespräch mit dem WochenSpiegel. Dabei trifft die landläufige Übersetzung von "Lost Place", was etwa so viel wie "vergessener Ort" bedeutet, nicht ganz zu. Denn vergessen ist dieser Ort nicht. Peter Kern und einige Mitstreiter beschlossen vor einigen Jahren, den Bunker als Dokumentationsstätte zu bewahren und öffentlich zugänglich zu machen.


Gebaut wurde die unterirdische Bunkeranlage mit ihren zwei Etagen zwischen 1966 und 1969, zur Hochphase des Kalten Krieges. Über dem Bunker wurde unmittelbar nach der Fertigstellung das Schulgebäude der damaligen Mittelpunktschule errichtet.

Bunker war bis 1989 im "Stand-by-Betrieb

Warum die Landeszentralbank einen Atomschutzbunker mit 72 Räumen und 2.500 Quadratmetern Fläche benötigte, erklärt Peter Kern: "Für den Krisenfall nach einem Atomangriff hatten die Bundesbank und das Bundesfinanzministerium geheime Serien von D-Mark und Pfennig aufgelegt, die in geheimen Bunker- und Tresoranlagen verteilt über die gesamte Republik deponiert wurden. Einer dieser Bunker war der in Satzvey, der als Ausweichsitz für rund 100 Mitarbeiter der LZB dienen sollte. Die unterirdischen Schutzbauten selbst wurden in einem ‚Stand-by-Betrieb' gehalten, rund um die Uhr gepflegt, gewartet und betreut. Alles war für den ‚Tag X' vorbereitet", berichtet Kern.


"Mit dem Ende des Kalten Krieges Anfang der 1990er Jahre galten die Bunkeranlagen als überholt, und die Ersatzwährung wurde nicht mehr benötigt. Der Bunker wurde aufgegeben und von der LZB an den Eigentümer, die Stadt Mechernich, übergeben", berichtet Kern, der vor seiner Pensionierung lange als Leiter des Ordnungsamtes Mechernich tätig war. Auf Initiative der "Bunker-Dokumentationsstätte" und der Stadt Mechernich erweckte die Gruppe Freiwilliger den "vergessenen Ort" wieder zu neuem Leben. "Das war viel Arbeit. Unter anderem stand in der unteren Etage eingedrungenes Wasser kniehoch, und es gab jede Menge aufzuräumen. Manches haben wir aber im ‚verfallenen' Zustand belassen, aus Dokumentationszwecken", sagt Kern. Andere Dinge, wie beispielsweise die Schaltzentrale und die Küche, wurden wieder hergerichtet. "Der Tresorraum konnte erst später im Zuge von Dreharbeiten für die ProSieben-Sendung ‚Galileo' durch ein Spezialunternehmen geöffnet werden. Was sich darin befand, erfährt man bei unseren Führungen", blickt Peter Kern zurück.

Wer sich selbst einen Eindruck von der Bunkeranlage verschaffen möchte, kann dies im Rahmen einer Führung tun. Diese bietet das Team von Ehrenamtlichen momentan immer am ersten Sonntag im Monat an. "Natürlich würden wir auch gerne häufiger Führungen anbieten. Dafür bräuchten wir aber noch etwas Verstärkung, und auch in Sachen Instandhaltung könnten wir noch die eine oder andere helfende Hand gebrauchen", sagt Kern. Deshalb hat die Initiative jetzt gemeinsam mit dem Feder e.V. (Forum Ehrenamt der Euskirchener Region) einen Aufruf gestartet.

Interessierte, die das ehrenamtliche Team des LZB-Bunkers unterstützen möchten, können sich beim Forum Ehrenamt unter Tel. 02251 781517 oder per E-Mail an info@forum-ehrenamt-eu.de  melden.
Weitere Infos zum LZB-Bunker gibt es online unter www.lzb-bunkersatzvey.de . Dort ist es auch möglich, Führungen zu buchen.


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