Mario Zender

Lebenshilfe in »Lebensgefahr«

Machen sich Sorgen um die Zukunft des integrativen Kindergartens: Der Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Cochem-Zell, Prof. Dr. Erhard Fischer (rechts), und der kaufmännische Geschäftsführer der Lebenshilfe Cochem-Zell, Thomas Kuhn (links).

Machen sich Sorgen um die Zukunft des integrativen Kindergartens: Der Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Cochem-Zell, Prof. Dr. Erhard Fischer (rechts), und der kaufmännische Geschäftsführer der Lebenshilfe Cochem-Zell, Thomas Kuhn (links).

Bild: Zender

Faid. Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Cochem-Zell warnt vor dramatischen Folgen durch Kita-Gesetz – Einrichtung für beeinträchtigte Kinder in existenzieller Gefahr.
Von Mario Zender
Die Lebenshilfe Cochem-Zell hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt: professionelle Führung, durchdachte pädagogische Konzepte, organisierte Abläufe. Die Standorte der Lebenshilfe in Faid, Dohr und Brauheck genießen in der gesamten Region einen hervorragenden Ruf. »Der große Vorteil der KiTa der Lebenshilfe in Dohr ist die Einbeziehung aller Kinder, mit und ohne Beeinträchtigung, und dies ist das zentrale Anliegen der UN-Behindertenrechtskonvention«, so Prof. Fischer, Vorstandsvorsitzender Lebenshilfe Cochem-Zell. In Dohr war sogar ein Neubau geplant. Doch die Realität sieht inzwischen anders aus. Weil die finanzielle Unterstützung durch das Land und den Kreis nicht ausreicht und sich Verhandlungen in die Länge ziehen, sieht sich Lebenshilfe-Geschäftsführer Thomas Kuhn gezwungen, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen. Der Kita-Standort in Faid wird geschlossen, die Neubaupläne in Dohr liegen auf Eis.
Kita-Gesetz
    steht in der Kritik
Thomas Kuhn warnt eindringlich vor den dramatischen Folgen des Kita-Gesetzes in Rheinland-Pfalz – insbesondere für Kinder mit Beeinträchtigungen. Bereits seit Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Juli 2021 habe sich die Situation für integrative Kindertagesstätten zunehmend verschlechtert. Deshalb steht nun auch eine der traditionsreichsten Einrichtungen im Landkreis, die Lebenshilfe, vor massiven Einschnitten. »Die Herausforderungen der integrativen Kitas sind vielfältig und gewaltig«, sagt Thomas Kuhn und zeigt auf ein Schaubild. Darauf hat der kaufmännische Geschäftsführer der Lebenshilfe Cochem-Zell festgehalten, dass jährlich rund 80.000 Euro Fehlbedarf entstehen. Das neue Kita-Gesetz führe laut Lebenshilfe zu einer strukturellen Unterfinanzierung – besonders für Einrichtungen mit heilpädagogischem Auftrag.
Die integrative Kita »Regenbogen« existiert seit über 40 Jahren und bietet aktuell an zwei Standorten insgesamt 43 Plätze – davon 25 für Kinder mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen. Ihr pädagogisches Ziel: Ein inklusives Umfeld für alle Kinder.  
Um dieses weiter zu verbessern, war auch ein Neubau in Dohr geplant. Diese Planungen wurden aber auf Eis gelegt. »Ob ein geplanter Neubau in Dohr realisiert werden kann, ist ungewiss«, so Kuhn.Er sieht das Land und den Kreis in der Verantwortung: »Die seit Jahren laufenden Vertragsverhandlungen auf Landesebene haben bislang zu keinem Ergebnis geführt.« Auch auf kommunaler Ebene im Landkreis Cochem-Zell gebe es keine Fortschritte.
Die Probleme in der Region spiegeln sich landesweit wider. In Kaiserslautern demonstrierten kürzlich rund 300 Menschen gegen die Auswirkungen des Kita-Gesetzes. Eltern, Erzieherinnen und Kinder gingen auf die Straße, um auf die bedrohliche Lage aufmerksam zu machen.  Besonders für Kinder mit Behinderung steht viel auf dem Spiel: Sie drohen, ihre dringend benötigte Betreuung und therapeutische Unterstützung zu verlieren. »Das Kita-Gesetz behandelt Kinder mit Behinderung jetzt anders«, erklärt David Lyle, Geschäftsführer der Lebenshilfe Westpfalz. Therapieangebote, die bislang in den Kitas stattfanden, sollen künftig ausgelagert und ambulant von den Eltern organisiert werden – auf Kosten der Krankenkassen.  Die Verantwortung werde dabei zwischen Land, Kommunen und dem Städtetag hin- und hergeschoben.
Die Lebenshilfe Cochem-Zell zeigt sich laut Thomas Kuhn solidarisch mit der Lebenshilfe Westpfalz und fordert gemeinsam mit Eltern und Fachkräften vollfinanzierte heilpädagogische Kita-Plätze. Ziel ist es, faire Entwicklungschancen für alle Kinder zu gewährleisten – unabhängig von ihrer Beeinträchtigung. Bericht folgt!

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