

»Eigentlich hatten wir einen anderen Plan. Mit dem Angebot wollten wir in erster Linie demenziell veränderte Menschen fördern und gleichzeitig ihre Angehörigen entlasten«, erzählt Initiatorin Ulrike Jung-Ristic, Leiterin der Beratungs- und Koordinierungsstelle mit Schwerpunkt Demenz bei der Caritas. »Doch inzwischen ist daraus mehr als nur ein Kunstkurs geworden – es ist eine Gemeinschaft entstanden, in der nicht die Demenz im Mittelpunkt steht, sondern das Miteinander.«
Das kann auch Karin Schönhofen aus Maring-Noviand bestätigen. Sie besucht das Kreativangebot regelmäßig mit ihrer 88-jährigen Mutter, die seit einigen Jahren an Demenz erkrankt ist. »Natürlich habe ich Mama auch vorher regelmäßig im Seniorenheim besucht, doch die Kunstnachmittage haben eine ganz andere Qualität. Sie bedeuten uns beiden sehr viel.«
Die Atmosphäre sei fast familiär, der Austausch offen – und das Schönste: »Hier ist Demenz nicht das beherrschende Thema«, erzählt Schönhofen. Und ergänzt: »In meiner Kindheit konnte meine Mutter nur selten kreativ mit mir arbeiten – das holen wir jetzt nach. Anfangs hatte sie gar keine Lust, doch die kam schnell. Jetzt freut sie sich richtig darauf. ‚Wir fahren nach Wittlich zum Malen‘ – das merkt sie sich sogar.«
Künstlerin Silke Kruse, die den Kurs leitet, nickt: »Besonders große Pinsel haben es Ursula angetan.« Immer wieder beobachtet Kruse, welche positiven Effekte das gestalterische Arbeiten auf die Teilnehmenden hat. »Es ist erstaunlich, welche Entwicklungen manche durchmachen. Einige beginnen abstrakt und finden mit der Zeit ihren eigenen Stil. Doch hier gibt es keine Vorgaben – Kringel, Farbflächen, Collagen, verschiedene Materialien: Alles ist erlaubt. Jeder arbeitet in seinem eigenen Tempo. Genau das macht es so wertvoll.«
Auch Herta Praum aus Wittlich schätzt die gemeinsame Zeit in der Gruppe: »Meine Mutter hört das Wort ‚Demenz‘ nicht gerne. Also habe ich ihr einfach gesagt, dass ich gerne etwas mit ihr unternehmen möchte. »Ich glaube, sie denkt, dass sie mir zuliebe mitkommt und behauptet bis heute, dass sie gar nicht malen kann. Aber sie hat große Freude daran«, schmunzelt Herta Praum. Die Kunstnachmittage sind für sie selbst ebenfalls eine wichtige Stütze. »Hier haben alle die gleichen Herausforderungen. Niemand ist genervt, niemand muss sich erklären. Es ist ein geschützter Raum, in dem man sich einfach fallen lassen kann.«
Der Kunstworkshop wird über das Demenznetzwerk Bernkastel-Wittlich finanziert und ist für die Teilnehmenden kostenlos. Die Treffen finden alle 14 Tage statt.
Der Einstieg ist jederzeit möglich, aktuell gibt es noch Platz für zwei weitere Teilnehmende (in Begleitung). Auch Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind willkommen. »Es geht nicht um das perfekte Bild, sondern darum, sich mit Farben, Formen und Materialien auseinanderzusetzen«, erklärt Silke Kruse. »Die Beschäftigung selbst kann schon therapeutisch wirken.«
Und so bleibt am Ende nicht nur die Kunst auf dem Papier – sondern vor allem das Gefühl einer entspannten, bereichernden Zeit für alle Beteiligten.
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