Stolz, glücklich und ein bisschen aufgeregt: Katharina Thewalt präsentiert ihr Wimmelbuch, in dem über 300 Arbeitsstunden stecken. "Es ist so schön geworden", freut sich die zweifache Mutter.
Bild: Stephanie Baumann
Wir treffen Katharina Thewalt Zuhause, 24 Stunden vor dem großen Tag ihrer Buchpräsentation. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, dass fast 200 Menschen im WILávie den "Buchgeburtstag" mit ihr feiern werden und sie kein einziges Exemplar mehr mit nach Hause nehmen kann. Erstmal ist sie aufgeregt. "Die letzten Tage waren sehr intensiv", lächelt die junge Frau. "Nach einem Jahr Arbeit an dem Buch bin ich jetzt aber stolz, glücklich und auch ein bisschen erleichtert."
Mit dem "Wimmelbuch" hat sich Katharina Thewalt (34) nicht nur einen lang gehegten Traum erfüllt. Durch das Malen fand sie einen Weg, persönliche Schicksalsschläge zu verarbeiten und Erinnerungen an ihre Lieben zu bewahren. Wenn sie ihr Werk am 18. Oktober auch auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren darf, geht ein weiterer Traum in Erfüllung. Und dieser Moment wird sehr emotional sein, denn am 17. Oktober ist der "Sternengeburtstag" der kleinen Tara. Katharina Thewalt verlor ihr erstes Kind vor sechs Jahren in der 16. Schwangerschaftswoche. Schon damals erschuf sie die Sternenprinzessin - eine Figur, die ihrer Familie half, ihre Tochter als Schutzengel greifbarer zu machen. Letztes Jahr verstarben ihre Oma und ihre Tante - zwei Menschen, die Katharina besonders wichtig waren. "Ich habe meine Trauer in das Buch einfließen lassen und für unsere Familie so eine bleibende Erinnerung geschaffen."
Die großformatige Publikation ist mehr als nur eine Hommage an die Stadt, in der sie aufwuchs. Auf allen Seiten finden sich Menschen, die der Illustratorin besonders am Herzen liegen: Freunde, Verwandte und auch Wittlicher Originale wie die "Kaspari-Brüder" Addi und Heiner. "Mit Heiner habe ich viele Jahre im Blasorchester musiziert. Deshalb ist auch die Doppelseite zur Wittlicher Kirmes entstanden. Den Blick von der Bühne auf den Marktplatz habe ich wirklich geliebt."
Überhaupt gibt es auf jeder Doppelseite faszinierende Details zu entdecken. Eine ist ganz der Verbandsgemeinde Wittlich-Land gewidmet, "weil sie wunderschön ist und so viel zu bieten hat, z.B. das Kloster Himmerod, die Manderscheider Burgen, den Eifelsteig oder den Lieserpfad." Zu den größten Wimmelbuch-Fans zählen Katharinas Töchter Juna und Ylva. Stundenlang beschäftigen sie sich mit dem Buch ihrer Mutter, entdecken jeden Tag etwas Neues und nehmen es sogar mit ins Bett. Für ihre Mädchen hat die Illustratorin drei Einhörner im Buch versteckt. Auf jeder Seite finden sich zudem ein Schweinchen, eine Möhre, zwei Stadtschlüssel und eine Elster, die immer etwas anderes stibitzt.
Alle Szenen, die Katharina Thewalt digital zu Papier brachte, hatte sie vorher detailliert im Kopf. Die konkrete Umsetzung war teilweise aber schwieriger als erwartet. "Die Herausforderung war, mit meinem Malstil die richtige Perspektive zu finden und sicherzustellen, dass alles seinen Platz findet." Besonders knifflig war die Seite über das neue Wittlicher Schwimmbad, auf der eine Hecke nicht so recht ins Bild passen wollte. "Dabei hat mein Mann mir sehr geholfen."
Katharinas Hände fliegen fast über die Buchseiten, während sie Namen und Begebenheiten aufzählt - so, als ob sie selbst noch Neues entdeckt. Erinnerungen, Emotionen, Freud und Leid liegen nah beieinander. "Mit jeder gezeichneten Figur habe ich ein Stück meiner Anspannung loslassen können", sagt sie leise. Irgendwie hat Katharina Thewalt in diesem bezaubernden Wimmelbuch auch ihre eigene Lebensgeschichte festgehalten - zum Erinnern, Freuen und gemeinsamen Entdecken.
"Ich glaube, ich habe noch nie so schnell Ja zu einem Buch gesagt," wird Verleger Sven Nieder einen Tag später bei der offiziellen Buch-Präsentation feststellen. . . Und prophezeien, dass die Erstauflage von 2.500 Stück bis Weihnachten wohl kaum ausreichen wird. . .
Infos und Termine:
Fotos: Lucas Schmitt
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