Jutta Kruft

Investitionen in Bergerlebnisse, Kultur und Genussangebote

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Nachhaltige Tourismuskonzept Ahrtal 2025 präsentiert Projekte und Maßnahmen.
V. l.: Jan F. Kobernuß (ift), Peter Kriechel (Ahrwein e.V.), Meike Carll (Ahrtal-Tourismus), Sebastian Kniel (Vorstand Ahrtal-Tourismus), Ute Körten (Vorstand Ahrtal-Tourismus), Ministerin Daniela Schmitt, Christian Lindner (Vorsitzender Ahrtal-Tourismus), Christian Senk (Geschäftsführer Ahrtal-Tourismus), David Bongart (Projektleiter Tourismuskonzept).

V. l.: Jan F. Kobernuß (ift), Peter Kriechel (Ahrwein e.V.), Meike Carll (Ahrtal-Tourismus), Sebastian Kniel (Vorstand Ahrtal-Tourismus), Ute Körten (Vorstand Ahrtal-Tourismus), Ministerin Daniela Schmitt, Christian Lindner (Vorsitzender Ahrtal-Tourismus), Christian Senk (Geschäftsführer Ahrtal-Tourismus), David Bongart (Projektleiter Tourismuskonzept).

Bild: Martin Gausmann

Im Januar 2022 gab es ein erstes Positionspapier, im darauffolgenden Mai fand der erste Kick-Off-Termin statt, am 5. September stand die Finanzierung mit Hilfe des Landes Rheinland-Pfalz, und nun liegt es fertig vor: Das Nachhaltige Tourismuskonzept Ahrtal 2025, welches der Ahrtal-Tourismus jetzt gemeinsam mit der ift Freizeit und Tourismusberatung als externer Beratungsgesellschaft der Öffentlichkeit vorgestellt hat. "Es ist eine Gemeinschaftsarbeit, an dem Touristiker aus allen Ahrtal-Kommunen, Hotellerie, Gastronomie, Weinbau und touristische Betriebe unter Einbindung der Politik von Kommunen, Kreis und Land rund ein Jahr lang mitgewirkt haben", resümiert Christian Lindner, Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus. Zur Vorstellung im Helmut-Gies-Bürgerzentrum in Ahrweiler begrüßte Lindner auch Daniela Schmitt, Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, welches die Finanzierung der Konzeptentwicklung übernommen hat. Im Konzept finden sich Projekte und Maßnahmen wieder, welche in den vergangenen Monaten in den einzelnen Themenwerkstätten erarbeitet wurden und sich nach Empfehlung des Gutachters der ift, Jan F. Kobernuß, am besten dazu eignen würden, auf die erarbeiteten Ziele der Tourismusstrategie einzuzahlen. Zur Erinnerung: Als übergeordnetes Ziel wurde im vergangenen Jahr durch Befragung von Gästen und Einwohnern sowie durch Workshops in allen Ahrtal-Kommunen der folgende Leitgedanke zusammengefasst: Das Ahrtal soll DIE nachhaltige und innovative Natur- und Weinregion in Deutschland werden. Darüber hinaus soll das Ahrtal für ein starkes "Wir-Gefühl", für Premium-Qualität und beste Gastlichkeit sowie für einen perfekten Lebensraum für alle Generationen und zufriedene Fachkräfte stehen. In den Zielgruppen finden sich Wein- und Naturgenießer ab 50 Jahren und aktive Naturgenießer, aber auch eine jüngere Zielgruppe ab ca. 30 Jahren, die genussorientierte Entschleunigung sucht. Das gesamte Tourismuskonzept steht unter dem übergeordneten Ziel der Nachhaltigkeit. "Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels und seinen Auswirkungen hat das Thema Nachhaltigkeit im Ahrtal noch mehr als in anderen Destinationen an Bedeutung gewonnen", erklärt David Bongart, Projektleiter Tourismuskonzept beim Ahrtal-Tourismus. Das Ahrtal stelle sich mit dem Nachhaltigen Tourismuskonzept der Aufgabe, konkrete Nachhaltigkeitsprojekte auf betrieblicher, kommunaler und regionaler Ebene umzusetzen.

"Im Tourismus reicht Wiederaufbau langfristig nicht aus! Das Ahrtal muss sich mit Innovation und Nachhaltigkeit neu positionieren. Das geht nur mit neuen Angeboten und Maßnahmen!", ergänzt Geschäftsführer Christian Senk. So wurden alle im Konzept enthaltenen Projekte und Maßnahmen auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit bewertet. "Das Stichwort Nachhaltigkeit ist hierbei keine leere Worthülse, sondern wird in den einzelnen Bereichen mit Leben und konkreten Strategien gefüllt", so Bongart weiter. Im Rahmen der Werkstätten ist das Thema Nachhaltigkeit auf besonders großes Interesse gestoßen. Deshalb hat der Ahrtal-Tourismus eine Umfrage unter den touristischen Betrieben gestartet, um zu erfahren, wie Nachhaltigkeit schon jetzt dort umgesetzt wird und welche Unterstützungen es braucht, damit Projekte umgesetzt werden können. In einem Workshop mit den Betrieben am 29. Juni soll das Thema weiter vertieft werden. Ein großer Teil der Projekte und Maßnahmen im Tourismuskonzept betrifft den Bereich Infrastruktur. Während sich hier zum einen naheliegende Maßnahmen wie die Aufwertung der Wanderwege, die Etablierung des Ahr-Radweges als Benchmark für Nachhaltigkeit und Qualität und die Ausweisung von Cross-Country-Strecken wiederfinden, gibt es für den Bereich Freizeit-Infrastruktur innovative Leitideen.

Ein Grundgedanke ist, Bergerlebniswelten mit neuen Natur-Erlebnissen von überregionaler Strahlkraft zu schaffen. So wäre eine Hängebrückenverbindung zwischen dem Rotweinwanderweg und dem AhrSteig wünschenswert, beispielsweise im Bereich der Bunten Kuh in Walporzheim oder der Saffenburg in Mayschoß. "Dies wäre nicht nur eine attraktive touristische Bereicherung, sondern hätte auch den Vorteil, dass sich beide Top-Wanderwege verbinden lassen. Im Rahmen der Projektarbeit ist es gelungen, erste Visualisierungen zu erstellen, so dass nun schon weitere Schritte denkbar wären", erläutert Bongart. Auch die Idee zum Skywalk am Rotweinwanderweg in Ahrweiler, der bereits im Rahmen der Planungen zur abgesagten Landesgartenschau Bad Neuenahr-Ahrweiler im Gespräch war, sollte nach Empfehlung des Gutachters wieder aufgegriffen werden. Für den Bereich Gesundheit stehen die Ahr-Thermen als Leitprojekt sowie die Attraktivierung des zentralen Kurbereichs in Bad Neuenahr ganz oben auf der Liste. Gleichzeitig wäre vorstellbar, dass die Themen Wasser und Gesundheit zukünftig auch dezentral in anderen Orten im gesamten Ahrtal gespielt werden. Der Ahrwein als eines der Markenzeichen des Ahrtals könnte sich beispielsweise in Ahrwein-Museumsstationen in den einzelnen Weinorten und Betrieben sowie in einer Gebiets-Vinothek wiederfinden.

Kultur, Museen

Unter dem Stichwort "Kultur, Museen" ist eine zentrale Idee das "ICCA - International Crisis Center Ahr" als Wissenschafts- und Besucherzentrum. Das ICCA soll mit Laboren, Vortrags- und Tagungsräumen der Forschung und Lehre Raum bieten und professionelles, zukunftsweisendes Sprachrohr und Plattform der Krisenwissenschaft und Katastrophendienste sein. Daneben soll es mit (Wechsel-)Ausstellungen als multimediales und interaktives Besucherzentrum zum Thema Krise dienen. Denkbar wäre hier die Verbindung zur weiteren Idee mit dem Arbeitstitel "Ausstellungs-/ Besucherzentrum Flut und Gedenkstätte", kurz "Flutmuseum" genannt. In Sachen Flutmuseum gibt es schon erste Konkretisierungen. Eine Machbarkeitsstudie konnte der Ahrtal-Tourismus Mitte Juni finalisieren. "Nun gilt es in weiteren Schritten, die Finanzierung zu sichern, um den genauen Standort, die konkreten Inhalte und die Betreiberstruktur für eine solche Institution auf den Weg zu bringen", erklärt David Bongart. Geschäftsführer Christian Senk betont: "Nachdem das Konzept nun fertig vorliegt, geht es jetzt ans Eingemachte, nämlich die Finanzierung. Uns ist klar, dass dies insbesondere für die großen Leitprojekte keine leichte Aufgabe sein wird. Die einzelnen Vorhaben-Träger müssen erst noch gefunden werden, zum Beispiel die Kommunen oder mögliche Investoren.

Um zukünftig langfristig und nachhaltig als Tourismusregion bestehen zu können, wird das Ahrtal enorme Unterstützung benötigen." Auch wenn einige kleinere Projekte schon jetzt mit vorhandenen Mitteln umgesetzt werden könnten, bestehe die Hauptaufgabe nun darin, Finanzierungsmöglichkeiten für die weiterführenden Maßnahmen zu erörtern. "Eine Mammutaufgabe, der wir Touristiker uns gerne stellen, weil wir fest die touristische Zukunft des Ahrtal im Blick haben", so das Fazit des Vorsitzenden Christian Lindner. "Doch wir sind insbesondere auf die Mitwirkung der Politik und ihre Unterstützung auf allen Ebenen angewiesen. Ohne sie ist eine Umsetzung schlichtweg nicht möglich", appellierte er Richtung Kommunen, Kreis und Land.


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