Edith Billigmann

Zwischen Angst und Aufbruch - Deutschland vor der Wahl

Region Trier-Eifel. (edi) Am 23. Februar 2025 steht Deutschland vor einer richtungsweisenden Bundestagswahl. Die Stimmung im Land ist von Unsicherheit und Besorgnis geprägt, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Wirtschaft.

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Zwischen Angst und Aufbruch - Deutschland vor der Bundestagswahl. Der WochenSpiegel hat sich in der Region Trier und Eifel umgehört und ein Stimmungsbild zusammengetragen.

Sorgen der Bevölkerung

Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Deutschen mit gemischten Gefühlen auf die Wahl blicken. Eine Studie der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen ergab, dass 63 Prozent der Befragten mit Sorgen ins Jahr 2025 starten. Die Hauptängste betreffen steigende Lebenshaltungskosten, die Folgen unkontrollierter Zuwanderung und die allgemeine wirtschaftliche Lage. Die Angst vor Inflation und Wohlstandsverlust prägt die Wahrnehmung vieler Bürger.
Besonders Menschen mit Behinderung äußern spezifische Befürchtungen. Eine Umfrage der Aktion Mensch zeigt, dass 67 Prozent der Befragten besorgt sind, dass Inklusion und Teilhabe von der Politik als weniger wichtig erachtet werden könnten. Zudem fürchten über die Hälfte eine Zunahme der Behindertenfeindlichkeit in Deutschland.

Wirtschaftliche Bedenken

Die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern betonen die Bedeutung der bevorstehenden Wahl für die wirtschaftliche Zukunft des Landes und fordern von der neuen Bundesregierung Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftswachstums, nachdem das Bruttoinlandsprodukt seit 2019 stagniert. Das Handwerk hat seine Forderungen zur Bundestagswahl in 25 Punkten formuliert. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) betont die Notwendigkeit eines wirtschaftlichen Neustarts und fordert unter anderem Bürokratieabbau, Investitionen in Bildung und eine verlässliche Energiepolitik.

Politikwissenschaftliche Perspektive

Die Politikwissenschaftlerin Sarah Wagner von der Atlantischen Akademie sieht die aktuelle Lage angespannt. Allerdings sei auch in Zeiten multipler Krisen Resig­nation keine Option. Das Wahlrecht sei für die Bürgerinnen und Bürger ein Instrument, mit dem sie auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam machen können. »Es ist zu hoffen, dass die nächste Bundesregierung zügig und handlungsbereit ihre Aufgabe antreten kann angesichts der enormen Herausforderungen, die sicherheitspolitisch, wirtschaftspolitisch und im Kontext der Klimakrise bearbeitet werden müssen«, betont Wagner in ihrem Statement.

Statements:

Sarah Wagner, Atlantische Akademie:

Wir leben in einem Zeitalter der Polykrise und die aktuellen Entwicklungen mögen uns teils überwältigend erscheinen, sie dürfen uns aber nicht lähmen und resignieren lassen. Das Wahlrecht ist ein wichtiges Element, durch das wir uns Gehör verschaffen können und ein Recht, für das viele Menschen auf der Welt noch heute kämpfen müssen. Die Demokratie und eine demokratische Gemeinschaft funktionieren nur mit Beteiligung und Aufmerksamkeit der Bürger und Bürgerinnen. Es ist zu hoffen, dass die nächste Bundesregierung zügig und handlungsbereit ihre Aufgabe antreten kann angesichts der enormen Herausforderungen, die sicherheitspolitisch, wirtschaftspolitisch und im Kontext der Klimakrise bearbeitet werden müssen. Die Entwicklungen in den USA werden wir in Deutschland konkret zu spüren bekommen und es ist unabdingbar, dass eine handlungsfähige Bundesregierung zügig darauf reagieren kann und vor allem auch die Dringlichkeit erkennt, mit der man hier agieren muss.

Thomas Stiren, Präsident der IHK Trier:

Diese Wahl ist entscheidend für die Wirtschaft in unserer Region. Hohe Energiekosten, eine zurückgehende Zahl an Erwerbstätigen, der Abzug von Fachkräften nach Luxemburg, eine veraltete Infrastruktur und der fehlende A1-Lückenschluss belasten unsere Unternehmen. Was wir jetzt brauchen, ist keine weitere Regulierung, sondern mehr wirtschaftliche Freiheit, schnellere Genehmigungsverfahren und eine verlässliche Politik, die Unternehmergeist fördert, statt ihn zu ersticken. Ohne eine starke Wirtschaft gibt es keine sicheren Arbeitsplätze, keine Steuereinnahmen und keinen Wohlstand für unser Land! Deshalb mein Appell: Gehen Sie wählen! Setzen Sie sich für eine wirtschaftsfreundliche Politik ein, die Unternehmen stärkt, Arbeitsplätze sichert und unsere Region voranbringt.

Bernd Elsen, Präsident HWK Trier:

Handwerker und Handwerkerinnen: Geht wählen! Bei der Bundestagswahl werden die Weichen für die Zukunft des Handwerks gestellt. Die politischen Rahmenbedingungen beeinflussen direkt unseren Alltag: Bürokratie, Fachkräftemangel, Steuerlast und Energiepreise. Nur wer wählt, kann mitentscheiden, in welche Richtung sich unser Land entwickelt. Nicht meckern, sondern machen – jede Stimme zählt! Daher: Geht wählen! Was das Handwerk von der nächsten Bundesregierung erwartet: Weniger Papierkram, mehr Zeit fürs Handwerk. Verwaltungsaufwand und übermäßige Regulierungen müssen reduziert werden. Auch brauchen wir dringend Fachkräfte. Das geht nur, wenn die Aus- und Weiterbildung gezielt gefördert wird, akademische und berufliche Bildung endlich gleichwertig sind und Fachkräfte leichter zuwandern können. Handwerksbetriebe brauchen Entlastung. Noch mehr Steuern und Sozialabgaben würden unsere Betriebe an die Wand fahren. Bezahlbare Energie ist eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Arbeiten – hier sind pragmatische Lösungen gefragt. Öffentliche Aufträge müssen stärker an regionale Handwerksbetriebe gehen, anstatt Großkonzerne zu bevorzugen.

 



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