gepostet von Nikolas Leube

"Wie unsere Begegnungsreise nach Rwanda Perspektiven verändert"

Neuerburg. Helena Diederich, Lehrerin am Staatlichen Eifel-Gymnasium, berichtet von der Begegnungsreise der "Rwanda-AG" ins Land der tausend Hügel.

ein Bericht von Helena Diederich

Nach monatelanger Vorbereitung trat die Rwanda-AG in den frühen Morgenstunden des 4. Oktober von Brüssel aus die Begegnungsreise in das über 6000 Kilometer entfernte Kigali an. Es sollte eine Reise werden, an deren tiefgreifende Wirkung zu diesem Zeitpunkt wohl noch keiner zu glauben wagte.

 Bereits am ersten Tag tauchten wir während einer Stadtrundfahrt in Kigali und dem Besuch des „Genocide Memorials“ in die tragische und dennoch prägende Geschichte Rwandas ein. Gleichzeitig konnten wir erste Eindrücke von der geschäftigen Welt und der Stadtstruktur der ostafrikanischen Metropole gewinnen, die sich über mehrere Hügel erstreckt und durch moderne Bauwerke und riesige Grünflächen gleichermaßen begeistert.

Am Nachmittag ließ die Reisegruppe das urbane Treiben und bald auch die geteerten Straßen hinter sich, um die Fahrt zur Partnerschule im ländlich gelegenen Rwesero anzutreten. Eingetaucht in das einzigartige ostafrikanische Nachmittagslicht, zeigte sich das Land der tausend Hügel bereits jetzt von seiner schönsten Seite.

Der überwältigende Empfang, den uns die gesamte Schulgemeinschaft des Petit Seminaire St. Dominique Rwesero bereitete, verschlug allen die Sprache und ließ bereits erahnen, welche Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Gruppe in diesem Land und vor allem an dieser Schule entgegengebracht werden würde. Diese Ahnung bestätigte sich am nächsten Morgen während der Messe, bei deren Gestaltung nicht nur die ruandischen, sondern auch die deutschen Schülerinnen und Schüler mitwirkten und die Partnerschaft gemeinsam feierten. Die folgenden Tage waren geprägt von warmherzigen Erlebnissen und Begegnungen auf Augenhöhe, die eine spürbar tiefe und wahrhaftige Fröhlichkeit in der ruandisch-deutschen Gruppe entstehen ließen und zur Überwindung kultureller Schranken beitrugen. Die Teilnahme am Geographieunterricht, das gemeinsame Tanzen und Musizieren, der Besuch der Teefabrik Sorwathe und das Treffen mit Bischof Papias Musengamana waren nur einige Programmpunkte, die die Zeit an der Partnerschule unvergesslich machten.

Der Abschied fiel schwer, doch das nächste Highlight stand bereits bevor: Eine Safari im Akagera Nationalpark, zu der uns drei Schüler und eine Lehrerin unserer Partnerschule begleiten durften. Nachdem wir unser Lager auf einem Zeltplatz mitten im Nationalpark aufgeschlagen hatten, bot sich bereits am späten Nachmittag die Chance, die beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt der Savanne vom Wasser aus bei einer Bootstour zu erkunden. Das goldene Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich auf dem Wasser des Lake Ihema, während am Ufer Krokodile, Flusspferde, Wasserbüffel und exotische Vögel bestaunt werden konnten. Ein besonderes Erlebnis stellte auch die minimalistische Zubereitung des Abendessens auf offenem Feuer und der Ausklang des Abends am Lagerfeuer dar. Im zart goldenen Licht des Sonnenaufgangs brach die Gruppe in den frühen Morgenstunden zu einem unvergesslichen Game Drive auf, bei dem neben Antilopen, Zebras, Flusspferden und Elefanten auch Löwen in freier Wildbahn bewundert werden konnten. Die Nähe zum Ursprung des Lebens inmitten der ruandischen Savanne löste ein unvergleichliches Freiheitsgefühl aus, von dem alle noch lange zehren werden.

Das Thema „Entwicklungszusammenarbeit“ stand am nächsten Tag im Fokus. Zurück in der Hauptstadt Kigali besuchten wir die dort ansässige Deutsche Botschaft und hatten die Ehre, die deutsche Botschafterin kennenzulernen sowie gemeinsam zu diskutieren und so einen Einblick in die ferne Welt der Diplomatie zu erlangen. Der daran anschließende Besuch der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) und KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung machte deutlich, wie Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe in Rwanda von verschiedenen Akteuren umgesetzt wird.

Am nächsten Morgen verließen wir die Hauptstadt in Richtung Musanze, wo wir den Dian Fossey Gorilla Fund Campus besuchten, der einen interessanten Einblick in die Welt der in dieser Region endemisch lebenden Berggorillas und die Arbeit der berühmten Primatologin Dian Fossey gewährte.

Zwar blieben uns die Gorillas verborgen, doch am nächsten Tag bot der Aufstieg auf den Bisoke-Vulkan im „Volcanoes National Park“ die Gelegenheit, deren Lebensraum kennenzulernen. Der steile, schlammige Weg forderte uns körperlich heraus, aber die atemberaubende Natur des Bergregenwaldes trieb uns an. Die Ankunft am Gipfel auf 3.711 Metern Höhe und der Anblick des malerischen Kratersees im unmittelbaren Grenzgebiet zur Demokratischen Republik Kongo ließen jegliche Anstrengung vergessen.

Der nächste Programmpunkt führte uns an den malerischen Kivusee im Westen des Landes, den wir am Nachmittag bei einer Bootstour erkundeten, die uns auf die berühmte Napoleon-Insel führte, deren beeindruckende Flora und Fauna wir bei einer weiteren Wanderung erforschen durften.

Während der langen Fahrt am nächsten Tag, die uns wieder in Richtung Kigali bringen sollte, hatten wir noch einmal die Gelegenheit, das Land der tausend Hügel in seiner ganzen Pracht zu bestaunen. Den kulturellen Abschluss der Rundreise bildete der Besuch des ehemaligen Königspalastes und der traditionellen Herrscherhütten in Nyanza, wo wir auch die heiligen Inyambo-Rinder mit ihren beeindruckenden Hörnern bewundern durften.

Mit einem „Backpack“ voller wunderbarer Erinnerungen und einer tiefen Dankbarkeit für die wahrhaftig „echten“ Momente, die uns auch vor Augen führten, was im Leben wirklich zählt, traten wir nach einem letzten Tag in der ruandischen Hauptstadt und dem Besuch des Koordinationsbüros des rheinland-pfälzischen Partnerschaftsvereins am Abend des 16. Oktober die Heimreise aus dem Herzen des vormals oft fremden Kontinents „Afrika“ nach Brüssel an.

Die Begegnung mit Rwanda – seiner Natur, seinen Tieren, aber vor allem seinen Menschen – ließ eine tiefe Verbundenheit entstehen, die uns auf die ganz besondere „afrikanische“ Weise erdete und für immer prägen wird, denn wie einst bereits der große Goethe erkannte: „Die beste Bildung findet ein kluger Mensch auf Reisen."

Murakoze Rwanda, du hast uns in deinen Bann gezogen!

 


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