Drehort Eifel: Filmemacher entdecken die Region
Im Drehbuch liest man nicht nur die Dialoge und Figurenbeschreibungen, auch die Kulissen und Landschaften werden dort beschrieben. Darauf basieren die Vorstellungen, die sich der Regisseur von einer Szene macht. Um diese vom Papier auf die Leinwand zu bekommen, müssen Orte gefunden werden, die die gewünschte Atmosphäre einfangen. Das ist der Job von Markus Zimmer, der seit 2006 als Location-Scout tätig ist. Unter anderem vermittelte er die Drehorte für die beliebte Krimiserie „Mord mit Aussicht“.
„Damals brauchten wir ein schönes Dorf mit Dorfplatz und ein Gebäude für die Polizeiwache“, erinnert sich Zimmer. Vieles, so der Scout, habe man sich angeschaut. Olef und auch viele Dörfer im Münstereifeler Raum seien dabei gewesen. „Irgendwann sagt der Regisseur, das isses“, erzählt Zimmer. Im Falle von „Mord mit Aussicht“ fiel die Wahl nach längerer Suche auf das Bürgerhaus von Kallmuth. Das Gebäude solle erkennbar historisch und kein Nachkriegsbau sein, so erklärte Zimmer. Generell ist es wichtig, dass die Motive auch von innen bedrehbar sind. Genug Platz für Kameras und Aufbauten müssen sein, sonst sind die Räume nicht geeignet.
„Mord mit Aussicht“ ist sicherlich eine der bekanntesten Serien, die in der Eifel spielt – aber gedreht wird in der Region viel mehr. Für den Location-Scout bedeutet die Eifel vor allem schöne Landschaften, schöne Seen sowie historische Dorfkerne und alte Bauernhöfe.
„Es gibt alte Bauernhöfe, die schon lange nicht mehr bewohnt sind. Die bekommen eine Patina, die für einen Film interessant ist“, beschreibt Zimmer.
Um die 100 Orte aus der Eifel hat Zimmer mittlerweile in seiner Datenbank. Manche davon werden nur einmal genutzt, andere davon können mehrmals genutzt werden. Ob die Wahl der Filmemacher auf die Eifel als Drehort fällt, ist oftmals eine Geldfrage. Die Teams arbeiten eigentlich in Köln und müssen von dort aus ihre Infrastruktur zum Dreh transportieren. Eine Fahrt in die Eifel und zurück dauert mit den großen LKW mit Licht und Kameras mehrere Stunden und kostet wichtige Drehzeit – das kann für kleine Produktionen zu aufwändig sein. Andererseits kann es aber auch eine Ersparnis sein, in der Eifel zu drehen. So weiß Zimmer von einem Projekt, das eigentlich im Elsaß spielen sollte – bis man feststellte, dass die Fachwerkhäuser in Monschau dem Elsaß sehr ähnlich sind. So musste das Team eben nicht bis Frankreich sondern nur bis in die Eifel fahren, um zu drehen.
Generell sind Zimmers Erfahrungen mit den Dreharbeiten in der Eifel fast durchweg positiv. Bei den Städten und Gemeinden sei man sehr kooperativ und hilfsbereit und oftmals hätten die Mitarbeiter dort noch den einen oder anderen Geheimtipp über einen schönen Ort auf Lager.
Eine besonders aufwändige Produktion arbeitete vor wenigen Tagen erst in der Region. Zwischen Aachen, Belgien und Dreiborn arbeitete ein 60-köpfiges Team am deutschen Kinderfilm „Liliane Susewind“.
Für Produzent Felix Zackor war es die erste Produktion dieser Größenordnung in der Eifel. Auch ihn haben an der Eifel vor allem die malerische Natur und die pittoresken Häuser fasziniert. Die Bilder passten dabei ganz hervorragend zur Atmosphäre des Films.
„Wir wollten keine urbane Großstadt zeigen, sondern eine schöne, heile Welt“, erklärt er.
Bei der Planung der Dreharbeiten habe man seine Fühler rings um Köln ausgestreckt, weil man dort sehr viel gedreht hat. „Man hat das schon im Kopf, das man in der Eifel solche Schauplätze findet“, so der Produzent. Allerdings ist für die Filmarbeit nicht die Region relevant, sondern ganz klar, dass man das passende Motiv für die Szene findet. Bei einem mehrtägigen Filmdreh ist es auch wichtig, dass man vor Ort eine Infrastruktur schaffen kann, dass man Platz hat für die LKW und das Material, das beim Dreh benötigt wird. Auch muss bei einer sogenannten Reiseproduktion das Team untergebracht werden. In Köln, so Zackor, könne man alle Teammitglieder einfach in einem großen Hotel unterbringen – in der Eifel hingegen muss man alle auf viele kleine Häuser verteilen.
„Grundsätzlich arbeiten die Teams in Deutschland in den klassischen Filmstädten“, erzählt der Produzent. Das sind unter anderem Berlin, München und Köln. Für die Teams, so Zackor, sei es dann erst einmal einfacher auch in und um ihre Drehstandorte zu arbeiten.
Rückkehr möglich
„Es gibt allerdings auch einen Hunger nach neuen Motiven“, sagt Zackor. Die zu finden wird im Radius der Filmstädte natürlich schwierig. „Außerdem sind wir froh, mal wo zu drehen, wo wir nicht im Weg stehen“, sagt Zackor. In Köln seien die Anwohner von den häufigen Filmarbeiten eher genervt.
Die Dreharbeiten für „Liliane Susewind“ sind mittlerweile abgeschlossen – ein zweiter Teil ist schon angedacht.
Nach dem Kinostart am 10. Mai sollen die Dreharbeiten dazu möglichst bald beginnen. Und auch wenn die Drehorte natürlich noch nicht feststehen, so kann sich Felix Zackor durchaus vorstellen, wieder in der Eifel zu drehen.
„Wir würden sicher gerne wiederkommen“, so betont der Produzent.
Wer drehte in der Eifel?
Im Jahre 1974 drehte Wolfgang Petersen für das Fernsehen einen Zweiteiler „Die Stadt im Tal“ – Drehort in der Eifel: Monschau. 1999 dreht Joseph Vilsmaier auf Burg Vogelsang einen Teil der Lebensgeschichte von Marlene Dietrich. Auch der WochenSpiegel bekam schon eine Filmrolle: Im Jahr 2005 wurde für den Film „Arnie’s Welt“ eine eigene Ausgabe gedruckt – die Titelgeschichte war Teil des Films. Erst vor kurzem wurde in der Region ein Hollywood-Film gedreht. In „Collide“ spielen Anthony Hopkins und Ben Kingsley zwei Gangster, die einem Pärchen auf den Fersen sind. Die Flucht führte dabei auch durch Monschau. Ganz aktuell wurden auch neue Folgen der ARD-Serie „Die Eifel-Praxis“ gedreht. Hier ist die Eifel nicht nur Motiv sondern auch titelgebender Schauplatz.