

Man muss nicht Wonder Woman sein, um Gutes zu bewirken. Es reicht auch schon aus, bei sich selbst anzufangen und seine Ideen in die Welt zu tragen. Emanuelle Baqué gehört zu den Frauen, die ihre Worte in die Tat umsetzen. Ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt und insbesondere der Meere leistet die gebürtige Triererin mit Mode aus recycelten und nachhaltigen Stoffen. Begonnen hat sie vor fast vier Jahren mit der Produktion von Bikinis.
Schon in ihrer Jugend habe sie sich für das Meer und die Tierwelt interessiert, erzählt sie uns beim Besuch ihres kleinen Ateliers, das sie sich in ihrer Wohnung eingerichtet hat. Doch richtig bewusst geworden sei ihr die Bedeutung der Meere fürs Weltklima erst nach TV-Dokumentationen über Wale und Haie wie "Whale Wars" von Paul Watson und "Sharkwater" von Rob Stewart. Sie selbst habe 2008 bei einer Reise zu den Fidschi-Inseln ihren ersten Hai gesehen. "Da war's um mich geschehen", so die 37-Jährige, die immer wieder bei ihren Gesprächen über die mysteriösen Meerestiere ins Schwärmen gerät. "Meine Denkweise hat sich seitdem komplett geändert", konstatiert sie. "Ich habe hinterfragt, warum so viele Haie verschwinden, und musste erkennen, dass wir Menschen die schlimmsten Feinde der Tierwelt sind."
Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis hat sie schon längst gezogen. Emanuelle ist Vegetarierin und hat sich mit ihrem Unternehmen "SaveTimeOcean" den Werten Umwelt und Nachhaltigkeit verschrieben. Ihr Engagement wird von ihrer Community, den "SaveTimern", mit tiefer Dankbarkeit und Treue gewürdigt. Im Gegenzug entwickelt Emanuelle immer wieder neue Ideen und hat ihr Sortiment bereits um Schmuck, Mützen, Oberbekleidung und Röcke erweitert - und bald gibt's auch ein Angebot für Herrenbademode. "Das Geschäft läuft gut", sagt Emanuelle und ist zufrieden, dass sie mit ihren nachhaltigen Produkten nach so kurzer Zeit so viele begeistern kann. "Aber die harte Arbeit muss auch Spaß machen", betont sie. Nur dann könne man auch auf Dauer Dinge verändern.
Nach dem Abi 2005 will Emanuelle, die bereits während der Oberstufenzeit nebenbei modelt, erst einmal was von der Welt sehen. Sie liebt Reisen und Mode. Das Modeln ermöglicht ihr das. Paris wird ihre Anlaufstelle, dort lebt sie einige Jahre. Aber auch die Klassiker London, Mailand und Australien gehören zu ihren beruflichen Stationen. Dadurch erhält sie viel Einblick in die Modebranche. Und schließlich weiß sie, dass sie mit eigener Mode ihre Zukunft gestalten möchte. Als sie sich 2011 an der Trierer Hochschule fürs Modedesign-Studium einschreibt, ist sie eine der Ältesten.
Nach dem Bachelor 2013 gründet sie wenige Jahre später das Start up "SaveTimeOcean" und fasst gemeinsam mit ihrem Kompagnon den Gedanken, eine Uhr aus recyceltem Plastik "made in Germany" anzufertigen. Das Projekt lässt sich in Deutschland aufgrund der schwierigen und kostspieligen Produktionsbe- dingungen nicht realisieren. Also geht sie "back to the roots" und sucht nach recycelten Stoffen für ihr Bikini-Projekt. Ihr vorrangiges Ziel: einen wertvollen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.
Die Bikinis werden zum Teil aus Geisternetzen aus dem Meer produziert, sind wendbar und - für Emanuelle ganz wichtig - ein sichtbares Statement für den Willen, etwas zu verändern. Das schweißt die Community in ihren Idealen als Gemeinschaft zusammen. Auf Social Media gibt es deshalb nicht nur Bikinis und Produktcontent, sondern auch Fakten über die Meere und die Meeresbewohner, ebenso aktuelle News zum Thema Umwelt. "Alles ist mit Spaß verpackt und keiner muss perfekt sein", betont die Jungunternehmerin.
Im Sinne der Nachhaltigkeit und zur Vermeidung von Überproduktion wird erst nach Bestellung produziert. Das kann bis zu sieben Tage dauern. Im Sommer brummt das Kerngeschäft mit Bikinis aus recyceltem Material. Die gibt es in drei unterschiedlichen Größen, die Tops können bei besonderen Maßen angepasst werden. Warum sie so schnell liefern kann, hat einen Grund: Produktion, Marketing und Vertrieb gehen Hand in Hand - oder besser gesagt, sind aus einem Guss. Denn Emanuelle entwirft die Schnitte selbst, näht, modelt und kümmert sich um den Vertrieb. In Spitzenzeiten hilft ihr Mutter Monika aus. Mit drei Bikinis ist sie gestartet, mittlerweile kommt sie auf aktuell 13 verschiedene Farben. Auch die Shirts, Tops und Röcke werden auf Bestellung angefertigt. Für die Hoodies kauft sie zertifizierte Rohlinge aus Bio-Baumwolle, die dann für "SaveTimeOcean" in Trier bestickt werden.
Auch der handgemachte Schmuck, den sie anbietet, ist aus recyceltem Silber und entspricht so den Nachhaltigkeits-Kriterien, an denen sich ihre Produkte "made in Germany" messen lassen. Für die Rettung der Meere und Meeresbewohner wird jedes Jahr mit "SaveTime Ocean" gespendet. Mit jedem Kauf werden Umweltorganisationen unterstützt.
In diesem Jahr könnte der Traum vom eigenen großen Atelier Wirklichkeit werden. "Dann müsste ich nicht mehr von zu Hause aus arbeiten, könnte auch Mitarbeiter einstellen, denn", so die Selfmade-Unternehmerin, "die Nachfrage ist da." Bis es soweit ist, kann sie auf die Hilfe ihrer Mutter und deren jahrzehntelange Erfahrung als Schauwerbegestalterin zurückgreifen. Ihr ganz großer Traum zieht sie allerdings in die Ferne - dorthin, wofür sie kämpft: ans Meer. "Das wäre authentisch für ein nachhaltiges Bikini-Label", ist sie überzeugt. www.savetime-ocean.com
Mit Spenden unterstützt wurden bisher:
Als Special 2022 wurde ein Teil des Umsatzes von Bikinis der Farbe SHARK anlässlich der Shark Week an das Ocean Wildlife Project gespen- det. Ein weiteres Special gab es mit blau-gelben Bikinis als Ukraine-Hilfsaktion. Hier gingen die Einnahmen zu 100 % an LeaveNoOneBehind.