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Zwangsarbeitern ein Gesicht geben

»Es war sicherlich nicht einfach - aber man konnte sich mit Zivilcourage ein Stück weit dem Gräuel des Nationalsozialismus zur Wehr setzen.« Dieter Lenzen hat sich schon immer für die Geschichte im Allgemeinen und die Schicksale zwischen 1939 und 1945 im Speziellen interessiert. In der Arbeitsgemeinschaft der Heimatvereine stieß er auf die Frage, wie es Zwangsarbeitern im Monschauer Land ergangen ist.

In seinem Buch lenkt er den Blick auf die oft vergessenen Opfer: »In den Altkreis Monschau wurden während des Zweiten Weltkriegs etwa 2.200 Zwangsarbeiter verschleppt - auch Frauen und Kinder«, weiß der pensionierte Arzt. Zu Zwangsarbeitern zählten zivile Arbeitskräfte, die man aus den besetzten Gebieten ins Reich schaffte sowie Kriegsgefangene. Die Geschichtsschreibung prägte den Begriff: »Arbeit als Beute.«

Mindestens 214 Todesopfer

Viele von ihnen lebten in Lagern an der Monschau Flora, in Strauch, Rurberg und Lammersdorf. »214 Zwangsarbeiter, kamen um durch Hunger, starben medizinisch nicht versorgt, wurden durch Arbeit vernichtet oder aktiv getötet«, hat Lenzen Erschütterliches recherchiert. Dafür hat er sich in die Archive der Eifelkommunen begeben, ist aber auch zum Militärarchiv nach Freiburg oder zum »International Tracking Service« bei Göttingen gereist und selbst in russischen Archiven recherchiert. Die Dunkelziffer vermutet der Geschichtsinteressierte weitaus höher. »Schwangere dienten zu medizinischen Ausbildungszwecken ebenso wie die Leichen von Hingerichteten«, weiß Lenzen. Auf der »Ehrenstätte für sowjetische Kriegstote« zwischen Kesternich und Rurberg liegen allein 200 Frauen, Männer und Kinder, die die Zwangsarbeit im Kreis Monschau nicht überlebten. Das jüngste Kind ist wenige Monate alt. Es gab Zwangsadoptionen und Frauen, den ein Verhältnis zu Funktionären nachgesagt wurden, verschwanden. Dieter Lenzen gibt aber auch Einheimischen ein Gesicht, die durch Mitmenschlichkeit ins Visier der »Gestapo« gerieten, weil sie sich nicht an das »Kontaktverbot« hielten. Schließlich lebten viele Zwangsarbeiter auch in Familien, halfen in der Landwirtschaft und führten ein verhältnismäßig besseres Leben. Ebenso geht es um das Nachkriegsschicksal  »volksdeutscher« belgischer Zwangssoldaten, die an der Seite der Nazis kämpfen und sich dafür nach dem Krieg vor dem belgischen Gericht verantworten mussten. Die Arbeit versteht sich als Weckruf, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, das häufig einseitig unter dem Motto abgehandelt wird: »Unser Pole, unsere Ukrainerin hat es bei uns gut gehabt«. Vortrag und Verkauf Das Buch »Zwangsarbeit im Kreis Monschau 1939-1945« wird Dieter Lenzen am Sonntag, 27. Januar, um 15 Uhr im Monschauer Stadtarchiv, Holzmarkt 5, vorstellen.
Danach ist das Werk für 15 Euro im Simmerather Buchladen, im Roetgener »Lesezeichen«, bei »Babalu« in Vossenack und in den Eifeler Sparkassen-Filialen erhältlich. Bezogen werden kann es auch über den Geschichtsverein des Monschauer Landes (ISBN: 978-3-942513-46-3).


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