Frostiger Jahresstart für die Wirtschaft
Region. So fasst Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage zusammen. An der Befragung haben sich 333 Unternehmen mit rund 22.500 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt. 28 Prozent berichten von guten Geschäften, geringfügig mehr hingegen von schlechten. Der Saldo sank um vier auf -1 Punkt und liegt damit weit unter dem langjährigen Schnitt von 25,5 Punkten.
Im Vergleich zum vergangenen Herbst blicken mehr Befragte zum Jahresbeginn mit Pessimismus in die Zukunft. Über ein Drittel der Unternehmerinnen und Unternehmer rechnet mit einer negativen Entwicklung der Geschäfte, ein Fünftel ist zuversichtlich. Der Saldo sank um fünf auf -16 Punkte. »Neben den bestehenden strukturellen Herausforderungen hat das Ende der Regierungskoalition die Unsicherheiten der Unternehmen zusätzlich verschärft. Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik, um positive Impulse zu generieren. Das ist essenziell, um die Stimmungslage der Wirtschaft zu verbessern und die längste Negativphase der vergangenen 30 Jahre zu überwinden«, betont Bayer im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl am 23. Februar.
Zwei von drei Betrieben sorgen sich vor einem Einbruch der Inlandsnachfrage – deutlich mehr als im Herbst. Mehr als jedes zweite Unternehmen nennt in der aktuellen Befragung der IHK Aachen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die hohen Arbeits-, Energie- und Rohstoffkosten sowie den Arbeits- und Fachkräftemangel als größte Konjunkturrisiken.
Fast drei Viertel der Betriebe wünschen sich von der künftigen Bundesregierung einen spürbaren Bürokratieabbau, etwa die Hälfte aller Befragten fordert von der Politik Lösungen für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Außerdem sind die Arbeitsmarktpolitik, Bildungs- und Fachkräftesicherung sowie Investitionen in Verkehrsinfrastruktur und Digitalisierung für sie besonders wichtig. Dabei halten die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer eine Lockerung der Schuldenbremse zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft für sinnvoll. 61 Prozent aller Befragten befürworten zusätzliche Schulden, wenn diese für investive Aufgaben aufgenommen werden, weitere 19 Prozent sprechen sich für eine generelle Lockerung aus.
Nahezu alle weiteren Konjunkturindikatoren entwickeln sich negativ, einzig bei den Investitionen wollen geringfügig mehr Betriebe ihre Ausgaben erhöhen als zuletzt. Der Saldo liegt hier mit vier knapp im Plus. Die Ertragslage ist zum achten Mal in Folge im negativen Bereich und sank im Vergleich zum Herbst um fünf auf -26 Punkte. Dabei meldet fast die Hälfte aller Befragten rückläufige Erträge. Die Exporterwartungen bleiben unverändert negativ. Drei von zehn Industriebetrieben gehen von einem Rückgang der Auslandsnachfrage aus, jeder Fünfte rechnet mit einem Anstieg. Auch bei der Beschäftigung erwartet die Mehrzahl einen Rückgang.
Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist zum Jahresende auf 6,9 Prozent gestiegen und liegt damit um 0,3 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr. In Nordrhein-Westfalen liegt die Quote bei 7,5 Prozent, auf Bundesebene bei 6,0 Prozent.
Lage in der Städteregion Aachen
In den Kommunen der ehemaligen Kreis Aachen hat sich die negative Situation der Betriebe kaum verändert. 20 Prozent der Befragten melden gute Geschäfte, 39 Prozent schlechte. Die Erwartungen sind dagegen weiter gesunken: 13 Prozent der Unternehmer rechnen mit einer Verbesserung der Lage, 48 Prozent hingegen mit einer Verschlechterung.
Den gesamten Konjunkturbericht mit Daten und Fakten der einzelnen Branchen gibt es auf www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht