Einsatzkräfte in Gefahr gebracht und vor Gericht ausgerastet

»Immer öfter geraten Einsatzkräfte durch ihr Engagement für Leib und Leben in Gefahr. Das ist ein untragbarer Trend«, stellt Britta Güldenberg fest. Sie ist Richterin am Monschauer Amtsgericht und hat nun eine Frau verurteilt, die Feuerwehrleute in Gefahr gebracht haben soll.
Eine Frau soll Wehrleute auf verschneiter Straße in Gefahr gebracht haben. Noch vor der Urteilsverkündung rastete sie am Amtsgericht Monschau aus. Foto: Pixabay

Eine Frau soll Wehrleute auf verschneiter Straße in Gefahr gebracht haben. Noch vor der Urteilsverkündung rastete sie am Amtsgericht Monschau aus. Foto: Pixabay

Am Montag, 28. Januar 2019, war die Eifel tief verschneit. Auf der L 128 zwischen Rurberg und Einruhr wurde die Freiwillige Feuerwehr wegen eines umgestürzten Baumes zur Hilfe gerufen, der die Fahrbahn blockierte. »Wir haben schnell die Baumkrone von einer Straßenseite entfernt, damit der Verkehr wieder fließen konnte«, erinnert sich ein beteiligter Feuerwehrmann. »Vorsichtig und angemessen passierten die Autofahrer die Stelle.« Die Angeklagte jedoch soll auf die mit den Aufräumarbeiten einhergehenden Behinderungen wiederholt sehr ungehalten und ausfallend reagiert haben. »Ein beruhigendes Einwirken war nicht möglich«, so der Ehrenamtler. Mit durchdrehenden Reifen verließ sie den »Tatort«, kehrte aber kurze Zeit später zurück, da auch an anderer Stelle die Strecke gesperrt war. Trotz Warnzeichen eines inmitten der Fahrbahn befindlichen Mitarbeiters der Freiwilligen Feuerwehr fuhr sie mit unverminderter Geschwindigkeit in die Aufräumarbeiten hinein, so dass er von der Straße zur Seite springen musste, um nicht von dem PKW der Angeklagten erfasst zu werden. So haben es auch andere Wehrleute aufgefasst, die mit der Beseitigung des Baumes beschäftigt waren. Die Angeklagte hingegen unterstrich zunächst ruhig und besonnen, keine Gefahrenlage erkannt und sich im Straßenverkehr nicht falsch verhalten zu haben. Habe sie die Wehrleute durch ihren Fahrstil verängstigt, sei dies keine Absicht gewesen, versicherte sie. Ihr Sohn erklärte, man habe unter Zeitdruck gestanden und sei wegen der Straßenverhältnisse sicherlich angespannt gewesen. Eine Gefahrenlage für die Wehrleute habe jedoch nicht vorgelegen - seine Mutter habe die Stelle angemessen passiert.

Verhandlung eskaliert

Weitere Zeugenaussagen ließen sie jedoch völlig die Fassung verlieren. Zunächst gegen ihren Verteidiger und Familienmitglieder, später auch gegen einen Justizvollzugsbeamten und gar die Richterin tat sie ihren Unmut lautstark kund und wurde sogar handgreiflich. So konnten sich die Anwesenden im Gerichtssaal ein ungefähres Bild davon machen, wie die 55-Jährige in Stresssituationen reagiert. Richterin Güldenberg verkündete in dieser angespannten Situation das Strafmaß: 60 Tagessätze á 25 Euro sowie drei Monate Fahrverbot wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs.
Zwei Rettungswagen und weitere Polizeibeamte mussten schließlich hinzugezogen werden, um die Situation zu deeskalieren.


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