Thomas Förster

Betreutes Wohnen - Unterstützung nach Maß

Simmerath. »6 simmer« ist eine Wohngruppe für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung. Das Konzept überzeugt, sucht Nachahmer und Unterstützer.

Teamleiter Patrick Scheuer würde sich über wohlwollende Spenden für die Einrichtung »6 simmer« in Simmerath freuen und hofft, dass es Nachahmer gibt, die Wohnraum für Menschen mit Behinderung schaffen.

Teamleiter Patrick Scheuer würde sich über wohlwollende Spenden für die Einrichtung »6 simmer« in Simmerath freuen und hofft, dass es Nachahmer gibt, die Wohnraum für Menschen mit Behinderung schaffen.

Bild: Günther Sander

Simmerath (der). »Eine Gruppe von Eltern hatte die Idee, Wohnmöglichkeiten für ihre erwachsenen Kinder zu schaffen, eine Elterninitiative zu gründen sowie ein Casting für Betreuungsdienste zu veranstalten. Unterschiedliche Betreuungsdienste stellten sich vor. Man entschied sich für die Caritas Lebenswelten GmbH«, erzählt Patrick Scheuer, Teamleitung Ambulantes Betreutes Wohnen (»6 simmer«), von den Anfängen zu der Einrichtung in Simmerath, Hauptstraße 31/39. Dort finden die Bewohner »Unterstützung nach Maß«. Menschen, die aus dem Elternhaus oder einem Wohnhaus ausziehen möchten und Menschen, die mit einem Partner zusammen leben wollen sowie Menschen, die einen Betreuungsbedarf rund um die Uhr benötigen.

Zunächst habe es eine sechsmonatige Kennlern- und Anbahnungsphase für die Bewohner der WG gegeben. Sie wurden für ein paar Stunden wöchentlich von Mitarbeitern der Caritas Lebenswelten betreut, um sich untereinander besser kennenzulernen und als Gruppe zusammenzuwachsen. Es wurden gemeinsame Unternehmungen durchgeführt. »Es ging auch darum, den Klienten den Übergang aus dem elterlichen Zuhause in die WG so reibungslos wie möglich zu gestalten«, sagt der Teamleiter weiter. Manchen Eltern sei es schwer gefallen, ihre geliebten Kinder in die Selbstständigkeit zu entlassen. Immerhin hätten einige fast 30 Jahre lang mit ihren Eltern zusammen gelebt.

In der »WG« hat ein tolles Team ein Zuhause gefunden und fühlt sich sichtlich wohl: Hendrik, Patricia, Lucas, Markus, Laura und Dario sind gut angekommen.

»Wir bieten allen Menschen ein Zuhause, bei denen die geistige Behinderung im Vordergrund steht. Viele unserer Bewohner sind mehrfachbehindert. Die Diagnose geistige Behinderung muss das Hauptmerkmal sein. Dabei spielt die Schwere der Behinderung nahezu keine Rolle«, klärt Scheuer auf.

Fachkräftemangel und Raumnot

Laut Scheuer sind weitere Intensiv-BeWo-WGs in der Planung, für die teilweise noch Plätze frei sind. In der Einrichtung wird von den Bewohnern selbst geplant und organisiert. Zur Tagesstrukturierung gehören unter anderem gemeinsame Gespräche zu ermöglichen, Erhalt der Wohnsituation und Orientierung im Sozialraum. Erarbeitung einer Wochenstruktur nach individuellen Wünschen sowie der Aufbau und Erhalt von sozialen Kontakten. Beratung zu Freizeitangeboten und Urlauben, gegebenenfalls Begleitung. Und natürlich die Kooperation mit Pflegediensten.

Man geht auf individuelle Probleme ein. »Das ist die größte Stärke unserer Betreuung, besonders im ambulanten betreuten Setting«. Die Einrichtung »6 simmer« genieße hohes Ansehen. „Wir schaffen inklusive Wohnmöglichkeiten für nahezu jeden Menschen mit einer geistigen Behinderung.«

»Der Fachkräftemangel wird größer, im pflegerischen Bereich wird die Bewerberanzahl immer kleiner. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Investoren gäbe, die Wohnraum für Menschen mit geistiger Behinderung schaffen, anstatt den nächsten High-End-Wohnblock zur Gewinnmaximierung zu schaffen«, so der Teamleiter.

Die meisten Neubauprojekte in Monschau, Simmerath und Roetgen seien für die Klienten nicht bezahlbar. Viele Investoren hätten Vorbehalte gegenüber dem inklusiven Wohngedanken.

Er und sein Team freuen sich über wohlwollende Spenden, die könne man immer gut brauchen. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich beim Teamleiter per E-Mail melden: PScheuer@caritas-lebenswelten.de


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