Thomas Förster

Bekommt die Eifel ein Pflegehotel?

Städteregion/Nordeifel. Pflegehotel und rehabilitativ orientierte Kurzzeitpflege - eine Chance für Technologietransfer und Pflege in der StädteRegion

Freuen sich über die 2,5 Millionen Euro, die von Berlin in die Städteregion Aachen fließen: Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, und Dr. Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der Städteregion Aachen.

Freuen sich über die 2,5 Millionen Euro, die von Berlin in die Städteregion Aachen fließen: Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, und Dr. Michael Ziemons, Gesundheitsdezernent der Städteregion Aachen.

Bild: Thomas Förster

»Wohnen, wo andere Urlaub machen«. Mit diesem Slogan wird schon lange für die Naturerlebnisregion geworben. Doch dass man auch Pflegebedürftige zum Kurztrip mit ins Monschauer Land nehmen kann, das ist neu - und könnte zum bundesweiten Pilotprojekt werden. Immerhin steuert das Bundesgesundheitsministerium 2,5 Millionen Euro für ein »Pflegehotel« bei.

Nordeifel (Fö). »Wir sind Macher - und wenn wir von einem Projekt überzeugt sind, dann tun wir alles dafür, dass es gelingt.« Claudia Moll ist eine Frau klarer Worte und weiß mit Charisma und Fachwissen zu überzeugen. Nicht umsonst ist die gelernte Altenpflegerin zur Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung berufen worden. Als solche hat sie nun die Städteregion Aachen zum perfekten Standort für ein »Pflegehotel mit angegliederter reha-orientierter Kurzzeitpflege als Reallabor« ins Spiel gebracht und ihre politischen Mitstreiter in Berlin überzeugen können. Das musste sie bei Dr. Michael Ziemons gar nicht, denn der Dezernent für Gesundheit, Soziales, Senioren und Digitalisierung der StädteRegion Aachen hat die Idee mit entwickelt und zur Praxisreife gebracht.

»Als ich noch selbst im Pflegedienst tätig war, reifte die Idee eines Pflegehotels in mir«, erinnert sich Claudia Moll. Der Mann einer Patientin habe vom Urlaub in den Schwarzwald erzählt, wo er seine Frau betreuen lassen, aber auch wertvolle Zeit mit ihr verbringen könne. »Das brauchen wir in der Eifel auch«, macht die Bundestagsabgeordnete aus Eschweiler keinen Hehl daraus, wo der geeigneteste Standort liegt.

Die künftigen Appartements stehen Paaren oder Familien zur Verfügung, die einen Partner oder ein Familienmitglied in häuslicher Pflege versorgen. Während eventueller Freizeitunternehmungen ist der Pflegebedürftige durch das Personal beschützt, versorgt und betreut. Auch alltägliche Pflegeaufgaben können entlastend durch das professionelle Personal durchgeführt werden.

Ergänzt wird das Pflegehotel durch so genannte »Ambient Assisted Living« (AAL), das Methoden, Technioken, elektronische Systeme und Dienstleistungen umfasst, die das alltälgliche Leben älterer und gehandicapter Menschen unterstützt. Die führende Rolle der FH Aachen und der Exzellenzuniversität RWTH Aachen bei der Entwicklung neuer, digitaler Technologien einerseits und die bundesweite Vorreiterrolle des Universitätsklinikums Aachen in der Telemedizin andererseits bedeuten einen idealen Nährboden für die Entwicklung dieser zukunftsträchtigen Technologien im Pflegesektor. »Es fehlt oft an Möglichkeiten, die neuen AAL-Technologien im Echtbetrieb zu testen«, erklärt Claudia Moll. Firmen und Startups können sich beim Beirat bewerben, der schon bald installiert wird.

Das Pflegehotel soll aber auch eine rehabilitativ ausgerichtete Kurzzeitpflege beherbergen, die motorische Fähigkeiten während des Urlaubsaufenthalts verbessern, die Pflegeeinstufung verringern und möglichst eine Entlassung in die häusliche Umgebung zum Ziel hat. »Solche Maßnahmen dienen dem Zweck, dass eine Kurzzeitpflege nicht automatisch in eine stationäre Pflege mündet«, so Ziemons. Schließlich gehe es um die Entlastung des gesamten Pflegesystems - vom Patienten über den pflegenden Angehörigen bis hin zu den Einrichtungen samt knapper werdendem Personal.

»Wir werden im nächsten Jahr ein Bewerberverfahren starten, wo sich alle Interessenten mit entsprechender Expertise beteiligen können«, so Dezernent Dr. Ziemons. Geeignete Standorte werde man sich ansehen - Ziemons und Moll bringen aber bereits den Seniorenwohnsitz in Kalterherberg in Position. »Der dortige Betreiber hat den Wunsch zu expandieren, ein Baugrundstück ist vorhanden«, zählt der Sozialdezernent markante Bewertungskriterien auf. Die 2,5 Millionen Euro, die in drei Etappen bis 2026 von Berlin aus in die Städteregion Aachen fließen sollen, können da »nur« als Anschubfinanzierung für den Invest angesehen werden.

Eines ist Claudia Moll und Dr. Michael Ziemons bei aller Vorfreude auf das neue Angebot, das den Tourismus fördern und die Pflegesituation in der Region verbessern soll, wichtig: »Es wird kein stationärer Pflegeplatz durch das neue Projekt verloren gehen.«


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