Kein neuer Vorstand: Stadt-Marketing Verein droht Aus
Insgesamt 21 Voll- und 26 Fördermitglieder zählt der vor rund 20 Jahren gegründete Konzer Marketingverein. Gekommen waren nur eine handvoll davon: Neben dem sechsköpfigen Vorstand fanden nur sechs Mitglieder den Weg in den Ratskeller auf dem Konzer Marktplatz, in dem am vergangenen Freitag wohl die wichtigsten Jahreshauptversammlung des Vereins seit Jahren stattfand. Auch die kommunale Verwaltung war in persona des Beigeordneten Bernhard Marx vertreten. Sichtlich enttäuscht vom geringen Interesse seitens der Vereinsmitglieder berichtete der Vorsitzende Stephan Holbach von den Aktivitäten der Jahre 2020 bis 2022. Von Sektgala über verkaufsoffene Sonntage, der Aktion Heimatshoppen bis hin zu zahlreichen Gutscheinaktionen wurde deutlich, welche Bedeutung der Konz Stadt-Marketing Verein für das Stadtleben tatsächlich hat. Doch hier fangen die Probleme an – und sie sind vielfältig.
»Wir sehen kein Weiterkommen«
Denn aufgrund der geringen Zahl an verbliebenen Einzelhändlern in der Stadt – im Verein sind lediglich neun klassische Vertreter dieses Handelszweiges Mitglied – wurde es zuletzt immer schwieriger, die Aktionen richtig auf die Schiene zu bekommen. »Viele Einzelhändler machen beispielsweise bei verkaufsoffenen Sonntagen gar nicht erst mit«, berichtete Rudolf Oeffling, der als Beisitzer im Vorstand aktiv ist. Hinzu komme, dass von einigen Geschäftsinhabern nicht zurückgemeldet werde, dass sie sich nicht an solchen Aktionen beteiligen. »Das führt natürlich auf Seiten der Kunden für Frust und Verärgerung, wenn sie plötzlich vor geschlossenen Läden stehen«, ergänzt Holbach. So muss sich der Marketing-Verein doch mit mehr unbekannten Variablen herumschlagen, als ihm lieb sein kann. Eine davon sei auch eine bekannte und deutschlandweit agierende Arbeitnehmervertretung, die es sich quasi zur Aufgabe gemacht habe, verkaufsoffene Sonntag unmittelbar vor deren Start gerichtlich untersagen zu lassen. »Hier sind wir froh, dass die Stadtverwaltung, mit der wir in den vergangenen Jahren immer sehr gut zusammengearbeitet haben, sich nicht einschüchtern ließ und den Sonntag wie geplant genehmigte«, sagte Holbach. Einige Probleme sind allerdings hausgemacht. So sei die Vereinssatzung hinsichtlich des Aufgabengebietes des Vereins »zu weit gefasst«, wie Stephan Holbach feststellt. »Wir können neben Familie und eigenem Unternehmen nicht mehr alles das leisten, was in der Satzung vorgesehen ist. Teilweise haben auch andere Konzer Vereine die dort definierten Aufgaben übernommen«, so Holbach weiter.
Doch auch vereinsexterne Umstände hätten es dem Vorstand zuletzt immer schwieriger gemacht, Dinge zu planen und umzusetzen. »Wir sehen kein Weiterkommen bei dem ganzen bürokratischen Aufwand, den wir für unsere Aktionen aufwenden müssen«, sagt Oeffling. Damit meint er wiederum explizit nicht die Konzer Stadtverwaltung. »Es soll auch ein Weckruf an die Mitglieder sein, sich mehr im Verein zu engagieren.«
»Den Verein vor die Wand fahren«
Als Stadt zwischen dem Oberzentrum Trier und dem Mittelzentrum Saarburg leidet Konz– wie der Vorstand des Stadt-Marketing Vereins feststellt – auch unter strukturellen Problemen. So erklärt die Zweite Vorsitzende Sabine Bast, dass es schwierig sei, etwa bei verkaufsoffenen Sonntagen ein zusammenhängendes Erlebnis zu bieten. »Es gibt in Konz kein richtiges Zentrum«, meint dazu Beisitzer Simon Schmekies. »Wir müssen auch die Menschen erreichen, die hier in Konz arbeiten. Die meisten gehen morgens in ihr Büro, mittags holen sie sich vielleicht etwas zum Essen und abends setzen sie sich in ihre Autos und fahren heim.« Die Entwicklung sei »gerade ganz schwierig«, so Schmekies. »Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, den Verein vor die Wand zu fahren und etwas Neues zu gründen«, konstatierte Vereinsvizin Sabine Bast.
Wie geht es jetzt weiter? »Wir treten jetzt nicht einfach so zurück, sondern führen das sauber zu Ende«, sagte Sabine Bast. Der bisherige Vorstand wird den Verein bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung, die noch in diesem Jahr stattfinden wird und zu der Beigeordneter Marx einen Einladungsbrief der Stadtverwaltung an alle Mitglieder ankündigte, kommissarisch führen. »Dann erscheinen hoffentlich auch alle Mitglieder«, hofft Stephan Holbach.
Fänden sich dann erneut keine Vorstandskandidaten, so drohe dem Verein die Auflösung.
(jk)