Svenja Pees

Ausstellung in der Tufa: vom Niedergang des Sozialismus

"Sekunden, die Geschichte wurden" lautet der Titel der neuen Ausstellung, die ab Freitag, 10. April, in der Tufa zu sehen ist. Gezeigt werden 150 Fotografien des Trierer Stern-Fotografen Harald Schmitt, die den Niedergang des Sozialismus zeigen. Schmitt war zwischen 1977 und 1983 als Reporter für Stern in der DDR tätig.

Als der in Trier aufgewachsene und ausgebildete Fotograf 1977 anfing, als Journalist für das Stern-Magazin im Osten zu arbeiten, knirschte es bereits heftig im nach außen scheinbar so tragfähigen Gebälk des selbst ernannten Arbeiter- und Bauernstaates. Künstler und Intellektuelle protestierten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns im Jahr zuvor, der Protest auf Straße, Bühne und Papier nahm zu. Schmitts Bilder zeigen den Alltag zwischen Friedensmärschen und Freikörperkultur, zwischen Stasi-Willkür und Stofftapeten. 1986 schloss Harald Schmitt eine Wette mit seinem in Rostock lebenden Schwager ab: Aufgrund seiner Erfahrungen mit der Lebenswirklichkeit in den sozialistischen Ländern des Ostens, glaubte Schmitt, dass die Mauer in zehen Jahren fallen werde. Sein Schwager hingegen gab der DDR höchstens fünf weitere Jahre - er sollte Recht behalten.Geblieben ist Harald Schmitt von dieser Zeit nicht nur die Erinnerung an eine verlorene Wette, sondern auch hunderte Fotografien, die er von den Menschen im Sozialismus schoss. Sie verkörpern die Dynamik und Aufbruchstimmung, die den Osten Ende der 1970er Jahre ergriffen hatte. Zahlreiche Würdigungen mit dem World Press Photo-Award Als im August 1980 die Lenin-Werft in Danzig zu streiken begann, war Harald Schmitt vor Ort, fotografierte den triumphierenden Lech Wa??sa auf den Schultern seiner alten Arbeiterkollegen und die neu gegründete Gewerkschaft Solidarno??. Als Alexander Dub?ek, Leitfigur des Prager Frühlings, und Schriftsteller Vacláv Havel am 24. November 1968 auf dem Podium eines Bürgerforums vom Rücktritt des Prager Vorsitzenden der Kommunistischen Partei hörten, schoss er einmalige Bilder der jubelnden Männer hinter ihren Mikrofonen. Und als am 15. Februar 1982 mehr als 5.000 Menschen zum ersten Friedensforum in die Dresdner Kreuzkirche kamen, war Schmitt mit seiner Kamera dabei. Die Unmittelbarkeit, das tiefe Verständnis für die Menschen vor seiner Kamera, und die Verdichtung des Großen in den Details des scheinbar Nebensächlichen ? all dies waren wichtige Gründe für die zahlreichenWürdigungen mit dem World Press Photo-Award im Verlauf seiner Karriere. Bilder aus Litauen, China und Polen Circa 150 dieser Fotografien werden vom 10. April bis 9. Mai in der Tufa zu sehen sein. Gezeigt werden vor allem Fotografien aus der DDR, Polen, derTschechoslowakei, Litauen und China sein, die diesen besonderen Blick Schmitts auf die politischen und gesellschaftlichen Zustände der miterlebten Geschichte verdeutlichen sollen. Vernissage und Info Die Vernissage findet am 10. April um 19.30 Uhr statt. Veranstalter der Ausstellung sind die Trier Tourismus und Marketing GmbH und die Fotografischen Gesellschaft Trier. Weitere Infos gibt es hier.


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