Udo und der Kampf gegen das Virus
Würden Sie sich einen Impfstoff, der noch nicht auf dem Markt ist und noch in klinischen Studien getestet werden muss - das heißt, dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit zuvor noch an Menschen getestet werden muss - spritzen lassen? Diese Frage hat Udo Oelke aus Bad Neuenahr für sich mit einem klaren "Ja" beantwortet. Während die meisten von uns die Nachrichten rund um die Suche nach einem zuverlässigen Impfstoff sicher von zu Hause aus in den Medien verfolgen, ist der 67-Jährige aktiv geworden und hat sich freiwillig als Proband gemeldet. "Die Lage rund um Corona hat sich immer weiter verschärft, es wurde immer schlimmer und gleichzeitig passierte nichts, das Virus konnte sich ungehindert ausbreiten. Da war mir klar, dass ich aktiv werden muss und mich als Proband für eine Corona-Impfstoff-Studie zur Verfügung stelle", erklärt Udo Oelke. "Ganz einfach" über das Internet habe er sich informiert, wie man an einer der laufenden Studien teilnehmen könne. "Ich habe gegoogelt und bin schnell fündig geworden. Dann habe ich einen Fragebogen ausgefüllt, Telefonate geführt und wurde dann nach Mannheim ins CRS-Studienzentrum eingeladen. Dort wurde ich zwei Tage lang so gut wie noch nie zuvor durchgecheckt", erinnert sich der 67-Jährige.Das Ergebnis: Fit wie ein Turnschuh sei er - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Oelke und seine Frau Uschi joggen seit über 30 Jahren. Auch während des Shutdowns hätten sie die Zeit genutzt, sich sportlich zu betätigen und seien jeden zweiten Tag über 2,5 Stunden laufen gegangen. Zusammenhalt hat oberste Priorität Inzwischen hat Oelke bereits zwei Impfstoff-Spritzen erhalten, in regelmäßigen Abständen erfolgen Kontrolluntersuchungen. "Diese Woche bekomme ich wieder Blut abgenommen und im November und Februar 2021 stehen weitere Kontrollen an." Angst habe der Ehemann, Vater einer 37-jährigen Tochter und Großvater aber keine. "Wenn man an so einer Studie teilnimmt, darf man sich keine Sorgen machen. Ich kann morgen auch vom Blitz getroffen werden. Eine Garantie gibt es eben für nichts. Ich vertraue den Ärzten und der Forschung in unserem Land. Man darf auch nicht vergessen, dass alle Schritte und das Mittel bereits von Instituten mit rangvollen Namen genehmigt wurden und uns nicht irgendetwas gespritzt wurde", betont Oelke. Mit "uns" meint Oelke die übrigen Probanden seiner Testgruppe, alle zwischen 55 und 74 Jahren, wie er erklärt. Die Stimmung untereinander sei sehr gut, über WhatsApp und Co. stünden sie in Kontakt. "Das gemeinsame Ziel, etwas im Kampf gegen das Virus zu erreichen, schweißt einfach zusammen." Über die Risiken seien sie alle ausführlich aufgeklärt worden, hätten jederzeit aussteigen können, potentielle Spätfolgen hätte man aber nicht benannt. "Man weiß schließlich noch überhaupt nicht, wie der Impfstoff wirkt", so Oelke. Volle Unterstützung erhält der passionierte Läufer auch von seiner Frau. "Wenn niemand etwas tut, dann passiert auch nichts. Man kann sich eben nicht immer darauf verlassen, dass die anderen aktiv werden", sagt Uschi Oelke und betont, wie stolz sie auf ihren Mann sei. Dem Ehepaar gehe es aber weniger darum, mit der Teilnahme an der Studie an die Öffentlichkeit zu gehen, sondern vielmehr darum, einen Beitrag zur Erforschung des Impfstoffs zu leisten. "Ich binde das nicht jedem auf die Nase, denn mir geht es ja nicht darum bekannt zu werden, aber wer fragt, dem antworte ich", sagt Oelke ganz pragmatisch. Aus seinem Umfeld sei das Interesse aber sowieso eher gering, nur die Wenigsten würden anmerken, dass sie es sich selbst nicht trauen würden. Und so hat er nur einen Wunsch: "Die Leute sollen die Nerven behalten und sich weiter an alle Hygiene- und Abstandsregeln halten. Die Menschheit hat schließlich schon ganz anderes geschafft!"