Beharrliches Schweigen über Wehrmacht-Verbrechen
Wenn es um die Aufarbeitung der NS-Zeit geht, sind in der Nordeifel erinnerungspolitische Konflikte kein seltenes Phänomen. Während die regionale Erinnerungskultur seit Jahrzehnten von wissenschaftlich nicht belegten Opferzahlen der Hürtgenwaldschlacht dominiert wird, finden die nicht minder schweren Schicksale der von den Nationalsozialisten verfolgten Personen erst in jüngster Zeit Beachtung. Bemerkenswerte Aufklärungsarbeit leisteten Franz Albert Heinen und Dr. Dieter Lenzen mit ihren Veröffentlichungen zur Zwangsarbeit in den Altkreisen Schleiden (»Abgang durch Tod«) und Monschau (»Zwangsarbeit im Kreis Monschau - 1939 bis 1945«). Diese Publikationen bilden Ausnahmen. Im Fokus stehen weiterhin die Kampfeshandlungen zwischen Wehrmacht und US-Army. Die Zusammenhänge mit der deutschen Expansionspolitik, dem rassenideologischen Vernichtungskrieg und den Verbrechen in der Endphase des Krieges bleiben zumeist außen vor. Benedikt und Konrad Schöller möchten einen Beitrag zur Entmystifizierung leisten, nicht erst seit heute. Bereits seit vielen Jahren setzen sie sich mit den Einzelschicksalen von sowjetischen Kriegsgefangenen auseinander, insbesondere derjenigen, die auf der Kriegsgräberstätte Simmerath bestattet wurden. Bereits 2015 holten sie mit ihrem ersten größeren Ausstellungsprojekt das in der Nordeifel jahrzehntelang verdrängte Thema aus der Tabuzone. Mit ihrem Materialfundus konnten sie F. A. Heinen und Dr. Lenzen bei ihren Forschungsarbeiten unterstützen. Eine in der Schmidter Pfarrkirche angebrachte Gedenktafel an sowjetische Kriegsgefangene geht ebenfalls auf eine Initiative von Vater und Sohn Schöller zurück.