Michael Nielen

Weinselige Zeiten

Manni kallt Platt. "E Jläsje Weng" wird auch in der Nordeifel gerne verkostet.

Ein Getränk aus Roggen ("Korn") hat stark an Beliebtheit eingebüßt, war aber in der Zülpicher Kante einst legendär wie die Kurkölnische Landesburg, auf der "Sieger" gebrannt wurde und in Eichenfässern zum goldfarbenen "Alten Sieger" reifte.

Ein Getränk aus Roggen ("Korn") hat stark an Beliebtheit eingebüßt, war aber in der Zülpicher Kante einst legendär wie die Kurkölnische Landesburg, auf der "Sieger" gebrannt wurde und in Eichenfässern zum goldfarbenen "Alten Sieger" reifte.

Bild: Michael Nielen

"E Jläsje Weng" wird auch in der Nordeifel gerne verkostet, wenngleich die Mehrheit es hierzulande mehr mit vergorenen Produkten der Getreidewirtschaft hält, vor allem Bier, das bekanntlich aus gemälzter Braugerste ("Jäersch"), Hefe ("Höff(e)") und Hopfen ("Hoppe") gebraut wird.

Ein anderes Getränk aus Roggen ("Korn") hat stark an Beliebtheit eingebüßt, war aber in der Zülpicher Kante einst legendär wie die Kurkölnische Landesburg, auf der "Sieger" gebrannt wurde und in Eichenfässern zum goldfarbenen "Alten Sieger" reifte.

Urheber der Schnapsbrennerei, die bis 1979 existierte, war Heinrich Xaver Sieger, der 1847 Margaretha Catharina Wachendorff (1816-1891) vor den Traualtar führte und damit auf der Burg einheiratete.

 Im Jahre 1873 gründete er mit zwei Verwandten seiner Frau, Eberhard und Theodor Wachendorff, die Zülpicher Papier-Fabrik Actiengesellschaft, die aus den anfallenden Strohrückständen der Sieger-Brennerei Papier und Pappe herstellen sollte.

"Dieses Unternehmen existiert noch heute als einer der größten Arbeitgeber in Zülpich und ist Teil der Smurfit Kappa Group", schreibt das Internetlexikon "Wikipedia". Im spirituell untergegangenen Trappistenkloster Mariawald wurde Alkohol durch Kräuterzugabe und Reife zu "Mariawalder Klosterlikör" und "Abteitropfen" verfeinert.

Unmittelbare Nachbarn der Nordeifeler und sprachlich eng verwandt sind die Weinanbauer an der Ahr und an manchen Ecken auch am Rhein. Die Moselaner hingegen sind sprachlich von anderer Sorte, sie reden nämlich nicht rheinfränkisch = "ripuarisch", sondern moselfränkisch. Wein zu panschen war an beiden Flussläufen streng verpönt.

Der gelängte Wein wurde in die Gosse verschüttet, der erwischte Winzer für einige Wochen eingesperrt. Wie ungerecht, soll ein Ahrwinzer mal gesagt haben, nachdem er nach drei Monaten "Bou" wieder am Unterlauf des in Blankenheim entspringenden Flüsschens auftauchte: "Mich hann se enjespäert, äve dä Wenig hann se loofe losse…"


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