WC
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als die Eifel noch keine "Destination" war und der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckte, erkundigt sich eine Städterin vorsorglich schriftlich bei der Gemeinde, ob während ihres Aufenthaltes auch ein "WC" zur Verfügung stehe. Die Sorge war nicht unbegründet, denn längst gab es nicht überall zwischen Venn und Ville fließend Wasser in den "Dörpche".
Börjemeeste und Gemeinderat waren ob der Anfrage zunächst etwas ratlos, denn die Ankürzung "WC" war ihnen unbekannt. Man zog den Pfarrer, "Pastuer", zu Rate - und der meinte, "die Kölsche schrevven alles Müheliche (Mögliche) höckzedaahs net mie mött "K", sondern mött "C", sujar "Cöln", "Commern" ode "Coblenz". Also schloss der geistliche Herr daraus, dass die Dame sich nach dem beliebten "Waldcapellchen" in der Nähe des Dorfes erkundigen wolle.
So fiel das Antwortschreiben also folgendermaßen aus: "Natürlisch hann mir e "WC", att zönk 300 Johr!" Als ob man in der Eifel rückständig wäre… Das "WC" liege "metzen em Bösch", also im idyllischen Wald, und sei in einer knappen Viertelstunde ("Vierdelstond") zu Fuß ("ze Fooß") zu erreichen.
Das "WC" sei tagsüber stets geöffnet ("ömme opp") und verfüge über 30 Sitzplätze. Meistens werde es von den Menschen alleine aufgesucht, an hohen Fest- und Feiertagen aber auch von mehreren gleichzeitig, dann aber meist "unter fachkundiger Anleitung des Herrn Pastors".
Wie die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs in der Eifel zeigt, hat sich die Sache nicht nachteilig ausgewirkt. Heutzutage gibt es sogar eine "Eifel Tourismus GmbH" und die "Nordeifel Touristik" (NeT), die sich um das Wohlbefinden der Gäste kümmern. Die Profis haben auch dafür gesorgt, dass man den Bestimmungszweck hiesiger "Donnerbalken" nicht mehr mit "WC" umschreibt, sondern ziemlich "vürnähm" von "Destination" (Bestimmung, Zweck, Reiseziel) spricht.