Michael Nielen

Verdräähte Hongk

Manni kallt wieder Platt, dieses Mal über "Verdräähte Hongk".
Manni kallt wieder Platt.

Manni kallt wieder Platt.

Bild: Michael Nielen

Man soll den Glauben an die Menschheit nicht verlieren, nur weil man Einzelnen nichts (mehr) glauben kann. Dazu muss man nicht zu Putin abschweifen, solche "Vurrele" (Vögel), "Nexnotze", "Aaaschkrampe" unn "vedräähte Hongk" gibt es auch in der Eifel, an Rhein und Mosel und in allen sozialen Ständen und Lebensformen, selbst in der Kirche.

Nicht umsonst machte der Volksmund schon lange vor den nicht enden wollenden Kleriker-Skandalen einen verbal nur minimalen Unterschied zwischen Scheinheiligen und Heiligenscheinen. Schenghellije kreije niemols enne "Hellijescheng".

Auch kennt der Eifeler "komije Hellije", also Zeitgenossen, aus denen man nicht schlau wird, auch nicht, wenn "me sebbe Sack Salz mött ene jefreiße hätt", und deren Verhalten absolut willkürlich und unnachvollziehbar ist, einmal "hott" und dann wieder "haa", rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, geradeso "wie en Sou seck…"

"Komisch" dünken auch die Heiligenfiguren in den Kirchen der Nachbardörfer. Die eigenen Patrone sind einem vertraut von Kindesbeinen an, aber die "komije" Figuren im Nachbardorf oder in der Kirche in Ahrweiler, Neef oder Büdesheim bleiben einem fremd. Ihre künstlerisch hinzugefügten Attribute sind nichtssagend und austauschbar. Wie Alpha Romeo statt Alpha und Omega. Hundert Prozent "komisch".

Wobei regelmäßigen Lesern dieser Zeilen längst klar ist, dass "komisch" im Rheinfränkischen nicht "lustig" bedeutet, sondern alles andere als das. Eher spektakulär, bemerkenswert. "E komisch Dönge" ist eine außergewöhnliche Sache, "ne komije Vurrel" mit Sicherheit kein Spaßvogel, sondern ein missmutiger Eigenbrötler, der anderen in die Suppe spuckt und mit Anlauf vors Schienbein tritt.

Solche Menschen sind "weddewäerdisch" unn "dörchdreve". "Ne fiese Möpp" ist angesichts des Grads der Verkommenheit eine Beschönigung. Allerdings kommt auch "Stenkstevvele" irgendwann der Absatz abhanden.


Meistgelesen