Michael Nielen

Umbringen ist erlaubt

Keine Sorge: Mord und Totschlag stehen auch in linksrheinischen Gefilden zurecht unter strenger Strafandrohung.

In Zeiten, als Spazierengehen bei der ersten Liebesanbahnung noch eine verbreitete Tätigkeit war, schickte es sich, seine Angebetete "umzubringen". Dass dabei keiner um sein Leben fürchten musste, erklärt Manni wieder "op Platt".

In Zeiten, als Spazierengehen bei der ersten Liebesanbahnung noch eine verbreitete Tätigkeit war, schickte es sich, seine Angebetete "umzubringen". Dass dabei keiner um sein Leben fürchten musste, erklärt Manni wieder "op Platt".

Bild: Michael Nielen

Aber "Umbringen" (ömbränge) ist durchaus erlaubt. Zum Beispiel kann man nicht passende Kleidung "ömbränge". Man muss sie nicht unbedingt "zurückgeben", "umtauschen" geht auch.

Man konnte früher, als Spazierengehen bei der ersten Liebesanbahnung noch eine verbreitete Tätigkeit war, seine angebetete "Marie" oder "Ziska" "umbringen", d.h. nach dem Flanieren zurück nach Hause geleiten. Der Galan kündigte das mit den wohlmeinenden Worten an: "Waat, ich brängen Dich noch ömm." Wörtlich: "Warte…" (auf den Tod?), "Ich bringe Dich noch um" (no Huus).

Ähnlich kann man Dinge auch "umgehen" oder "umfahren", schreibt Herbert Weffer in seinem Buch "Der rheinische Genitiv und seine Mitläufer - Lustiges und Deftiges aus dem Wesen und der Mundart des Rheinländers" (ISBN 978-3-939829-33-1): "Als es anfing zu regnen, sind wir wieder umgegangen."

Oder an anderer Stelle, als das Dorftheater ("Thiatr om Dörp") ausgefallen war: "Weil die Vorstellung wegen Erkrankung des Hauptdarstellers abgesagt wurde, sind wir wieder umgefahren." Wer eine komplette Ortschaft umfährt, benutzt im Hochdeutschen heutzutage eine "Umgehung". Solche Straßen führen in der Umgebung am Dorf vorbei, was in der Regel schneller geht und deshalb auch keinen "Ömmwääsch" darstellt.

Auf Platt heißt so ein "Ömmjang" keineswegs "Ömmfahrt" (Umfahrung), sondern, seinerseits wieder aus dem Hochdeutschen rück-entlehnt, "Ömmjehung" Datt öss e bessje ömmständlich, äve ömme ömmsichtisch formuleert.

"Ömm john" oder "ömm senn" gilt in der Eifel andererseits für Verdorbenes: "Loss de Fönge von dämm Kumpott, datt öss ömm!" Oder auch: "Der Jüpp öss kenne Schoss Polleve mie wert - der öss ömm!" Fragt die Frau den Gatten, der erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt: "Na, Karel, böss De ömm?"


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