Sprichwörter
Wer sich hingegen "oprääch" ("aufregt" im Sinne von "ereifert"), "der öss ömme em Nohdeel", zieht also stets den Kürzeren.
Achtung vor jedem Stand, Beruf, Bildungsgrad lehrt das Wort: "Öpperer senn och Mensche", auch Handlanger gehören zur Spezies "Homo sapiens". Sensibilität gegen andere und Empathie legt auch der Vergleich mit dem brütenden Sperling ans Herz: "Och en Mösch hätt Leed öm ihr Eie".
Vorurteile bedienen ripuarische Sprichwörter wie "Treck ne Spötzboov uss em Wasse - un häer beklaut dich…" (Dieb bleibt Dieb, selbst wenn Du ihm das Leben gerettet hast) oder "De Düvel soll Fähnrich senn, wo de Frau de Haupmann öss…" (bei herrschsüchtigen Frauen ist selbst der Teufel der Untergebene).
Heute kaum nachvollziehbar, da zumindest der westliche Teil der Menschheit unter Schmerbauch und Adipositas leidet, ist das Bild von abgemagerten Jammergestalten in den Zwischenkriegs- und Nachkriegsjahren: "Der ärme Käerl hätt bahl kenn Plaatz mie für Buchpengk…", keinen Ort mehr für Bauchschmerzen. Oder: "Der öss esu fett wie en Jees fürm Knie." Auch im Hochdeutschen bekannt ist der Körperzustand, bei dem man jemandem das "Vater unser" durch die Rippen blasen kann…
Wenn die jüngeren Mädchen in einer Familie eher unter die Haube kommen, als die älteren Geschwister, dann sagen die Eltern: "Beij oss wääß de Jroomet dörch et Jras". "Jroomet" ist die zweite Mahd "om Bönde", nachdem die Heuernte (erster Schnitt) vorüber ist.
Eine wichtige Erkenntnis in der frühkapitalistischen Gesellschaft wurde am Mechernicher Bleiberg so formuliert: "Beij eenem moss me bezahle, beem andere Jeld jövve…" Die Zusammenhänge zu beachten empfehlen Sprichwörter wie "Wo Quallem öss, öss och Führ" oder "Wo Kaaf (Spreu) flüch, do blöß de Wöngk".