Spichel

Er ist ein wahrer Stapel- und Aufbewahrungsraum, für alle möglichen Dinge, die man "im Moment" nicht braucht. Aber vielleicht doch irgendwann in der Zukunft wieder… Frei nach dem rheinischen Lebensmotto "Schmieß et net ze witt fott, de könns et noch ens bruche…"

Dazu gehören auch defekte Küchengeräte, Transistorradios oder Kassettenrekorder aus den siebziger Jahren, für die man längst keine Leerkassetten mehr kaufen kann. Sucht der Eifeler irgendetwas, was er "im Moment" dringend braucht, führt der Weg bei der Suche nach Kleinformatigem zunächst zur "Kroosschublaad" im Küchenschrank, wo in der Regel Draht, Heftzwecken, kleinere Nägel und Schrauben, Kordel, Bindfaden, ein Däumling für verletzte Finger, Augenklappe, Leukoplast, alte Brillen, Hoffmannstropfen, zwei Mullbinden und Knöpfe aufbewahrt werden.

Draht ist als Allround-Reparaturmaterial besonders wichtig, denn "des Bauern letzter Rat" ist bekanntlich bei Flickschusterei jeder Art "Draht". Sucht man hingegen größere Dinge, die womöglich vorzeiten aus dem täglichen Gebrauch entfernt wurden, führt der Weg über das Obergeschoss geradewegs auf den "Spiche(l"). Dort findet man zwar in der Regel auch nicht, wonach man eigentlich sucht. Aber tausend Dinge, die man zwar nicht gesucht hat, aber bei näherer Betrachtung "im Moment" gut brauchen kann.

Gäbe es doch auch im sogenannten "richtigen Leben" einen "Spichel", auf dem man Erlebtes, Vergessenes, zu Unrecht Weggeworfenes, Entrümpeltes und vor allem liebe Menschen jederzeit nach ein bisschen Suchen und Stöbern wiederentdecken könnte, um sie wieder in Gebrauch zu nehmen.

Hirnforscher behaupten, dass wir zumindest "en Kroosschublaad" in unseren Köpfen haben, wahrscheinlich sogar viele, und in denen auch auf Dauer nichts verloren geht. Nur springt dieses "Schauss" nicht immer auf, wenn wir es gerade brauchen.