Schmuddelige Schwester
Mit diesem Satz belegen Eifeler ihre Sprachbegabung. Sie reden Mundart, Hochdeutsch, durch die Nase und über andere Leute, meistens nichts Gutes, was nicht nur "fies" für "andere Leute" ist, aber rheinisch. Me zerieß sich de Muul (Schnöss) über Unzulänglichkeiten anderer Menschen.
Normal: Denn jede denk an sich, nur ich net, ich denke an mich. Wegen solcher sprachlichen Kurzschlüsse wird "Platt" auch von bösartigen Zeitgenossen "die schmuddelige Schwester des Hochdeutschen" genannt. Ein Vorurteil, mit dem der LVR-Sprachwissenschaftler Peter Honnen zeitlebens aufräumt.
Dialekte seien keineswegs primitive Varianten der Hochsprache, schreibt er, sondern gingen ihr voraus oder verstärkten sie. Zum Beispiel das Wort "affplacke" für sich abrackern, affknare" für (Knochen) abnagen oder "affkratze" für dahinscheiden. Letztere Redewendung knüpft laut Honnen an die Hofsitte des Kratzfußes bei Abschiedsverbeugungen. Och "affnippele" bedöck sterve. Hier vermuten die Experten eine Ableitung aus dem jiddischen Wort "niwel", was "verwelkt" bedeutet.
Laut Honnen finden sich viele jüdische Lehnwörter im Rheinischen. Sie seien zu einem Teil im Kontakt der Landbevölkerung mit jüdischen Viehhändlern, Metzgern oder Hausierern entstanden. In diese Kategorie fallen Begriffe wie "Pips" für Schnupfen, "Plunder" für unnützes Zeug, "Großkotz" für Angeber, "Knass" für Gefängnis und "stikum" für leise.
Darüber hinaus hat das Rheinische Vokabeln aus dem Französischen und dem Rotwelschen, der Gaunersprache. Eng verwandt ist es auch mit dem Niederdeutschen und Niederländischen - wie beim Jiddischen ebenfalls aufgrund der Handelskontakte. Dafür steht "bankerot" für das leere Konto oder "profitlich" = nützlich. Ein Geheimnis bleibt das "Nonnefützje", in Schmalz gebratene Krapfen, die es auch im Französischen ("Pets de nonne") und Flämischen ("Nonnevott") gibt.