Sag niemals nie
"Luzie, se hann mich jeroofe", pflegte er sich Ehefrau Luzia Schüller gegenüber zu rechtfertigen: "Ich kann se net em Ress losse…" (im Stich lassen)
Luzia Schüller, die sich bei der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen engagierte, hätte gerne gesehen, wenn sich ihr gesundheitlich angeschlagener Gatte politisch weniger echauffiert hätte. Doch "Schülle Pitte" konnte nicht aus seiner Haut, ihn kitzelten Herausforderungen und Schlagabtäusche.
"Luzie, wer soll et dann maache?", pflegte er zu fragen. Unter anderem wurde Peter Schüller auf diese Weise erster und bislang einziger "ruede Börjemeeste" von Mechernich, Ortsvereinsvorsitzender, Ratsherr, Unterbezirksvorstand, Fraktionsvorsitzender und Vize-Landrat.
Ähnlich verhielt es sich mit Josef Frings ("Frengs Jupp"), dem Ehrenvorsitzenden der "Gemeinnützigen Dorfgesellschaft Eiserfey e.V.". 27 Jahre leitete er den Verein, dann trat er aus Gesundheitsgründen zurück. Lob und Ehre waren dem Tausendsassa sicher, der in seinem Berufsleben als Prokurist im Elektrounternehmen seines Eiserfeyer Dorfkollegen Willi Hamacher wirkte.
Bereits fünf Jahre nach der Gründung der Dorfgemeinschaft kündigte Josef Frings morgens auf der Arbeit an, was schon viele Vereinsleute vor ihm erwogen haben: "Höck ovend senn Neuwahle, dann jeven mir oss Ämte en jöngere Hängk". Doch Willi Hamacher, selbst Native-Speaker, glaubte ihm kein Wort: "Du häss se net mie all!"
Da Eifeler Dialoge kurz und schmerzhaft sind, fragte Willi Hamacher anderntags seinen Prokuristen nur kurz "Unn?", um zu erfahren, ob der alte (selbstverständlich!) auch wieder der neue Vorsitzende geworden war. "Als Antwort kam ein Bleistift oder etwas in der Art geflogen", erinnert sich der Chef. "Frengs Jupp" aber blieb von diesem ersten "Rücktritt" an weitere 22 Jahre bis zum freiwilligen Abgang 2023.