Pferde- und Kaninchenjahr
... galten in agrarisch geprägten Gegenden wie Eifel und Börde ("Zuckerrübensteppe") als Gradmesser der Lebenstauglichkeit. Wer sich auf diesen Gebieten nicht auskennt, hat sprichwörtlich "kenn Ahnung von Ackerbou unn Viehzucht".
Einige Grundbegriffe: Ein Feld öss "e Stöck", die Aussaatzeit im Frühjahr "de Haafesoot", auch wenn kein Hafer, sondern Gerste ("Jäersch") oder Sommerweizen ("Wees") ausgebracht werden. En Koh öss en Koh, wenn sie das erste Mal gekalbt hat, die Laktation einsetzt und sie künftig gemolken werden kann, also "Mellech jitt".
Ne "Oas" wird hierzulande nicht nur die "jepetschte" Variante genannt, der man mittels einer speziellen Zange die Samenleiter durchtrennt, sondern auch geschlechtsfähige "Bulleße". Eine ausdauernd brünstige Kuh "öss brölles", ist sie endlich trächtig, "hätt se behalde", in der Endphase der Schwangerschaft gibt sie keine Milch mehr, "steht drüsch", um nach neun Monaten schließlich "ze kallefe".
Vergesslich gewordene Senioren sagten früher: "Mir jeht et wie der ahl Jeeß, ich behahle net mie…" "E Päerd unn e Kneng", weiß ein Merkspruch, "draachen zesamme e Johr". Das muss jeder wissen, der über die Trächtigkeitszeiträume von Pferd (11 Monate) und Hauskaninchen (4 Wochen) im Bilde ist.
Pferde "fölle" (Fohlen) nach dieser Zeit, Schafe "lamme", Ziegen "zeckele", Mutterschweine "firkele" und Köh "kallefe". Geboren werden männliche "Oasekallefe" ("Öeßje") oder "Stirkelche", aus denen mit einem Jahr "Beuete", bis zum Kalben "Röngde" und danach Kühe werden. Nach Abgang der Nachgeburt hat sich die Kuh "rehn jemaaht".
Die erste und wichtigste Muttermilch voller Abwehrstoffe heißt laut Manfred Konrads in seinem Buch "Wörter und Sachen im Wildenburger Ländchen" "Bees" oder "Molek". Magermilch heißt "Füp", ungekochte saure Milch zur Quarkherstellung "Klatermelech". Aus der ersten Milch nach dem Kalben machten die Bauern "Beestekies" oder "Källefjeskies".