Kleine und große "Tön"
Der Rheinländer und Eifeler "kallt", "bubbelt", "odeniert", "sääht", "sprech", "meent" oder "vezällt", wenn er redet, ist aber auch zu anderen Lautäußerungen ("Tön") im Stande. Er "batsch" (schmatz) beim Essen, "japp" (gähnt), wenn er müde ist, und "schnörks" (schnarcht), wenn er schläft.
Er "nees(t)" (Niesen), "hoos(t)" (Husten), "küümp(t)" (Stöhnen) und macht "us jedem Futz enne Dondeschlaach", aus jedem noch so kleinen Verdauungsgeräusch ein Gewitter, im übertragenen Sinn aus einer Mücke einen Elefanten. Während das hochdeutsche Sprichwort optisch mit dem Größenunterschied zwischen Maus und Rüsselträger kokettiert, liegen die Vorzüge des ripuarischen Vergleichs auf dem wortmalerischen Sektor.
Der eine hört "de Flüh neeste", der andere, klein an Körpergröße, muss sich ungern einen "Futzstoppe" nennen lassen. "Futz" ist eine Universalvokabel und zeigt sowohl geistige Leere im Gehirnkasten an ("Futz em Kopp"), dient aber auch als Verkleinerungswort.
Das Wort "Dress" (Mist) ist im negativen Sinne "groß" und dient als Synonym für Ausschuss und Abfall, egal ob "Dresskäerl" (fragwürdiger Charakter) oder "Dress-Musick" bzw. auch "Piss-Theatestöck", was in der landesüblichen Kulturkritik einen Verriss bedeutet.
"Futz" dient an Erft, Urft, Ahr, Olef, Inde, Kyll und Rur als Verkleinerungsformel. Ne "Stoppe" ist ein kleiner Mensch, der an Körperlänge noch vom "Futzstoppe" unterboten wird. Als in den siebziger Jahren Mofas aufkamen, nannten die Leute sie zunächst "Futz-Mopedche", wenn sie nicht ansprangen "Dress-Futz-Mopedche".
Eine Wallfahrerin aus dem Ländchen fragte im nahen belgischen Wallfahrtsort Banneux einen Devotionalienhändler - ohne es despektierlich zu meinen - was so ein "Futz-Muttejöddesje" (kleine Marienfigur für zu Hause) koste…
Es liegen Welten zwischen "kraache" (z.B. beim Holzreißen) oder "enne kraache losse". Es ist auf Platt ebenso wie im Hochdeutschen ein Riesenunterschied, ob "enne hoos" (jemand hustet) oder "Dir jett hoos".